Auf dem Herrenberger Schlossberg weidet derzeit eine kleine Ziegenherde. Damit möchte die Stadt dem Dornen-Müll-Problem entgegenwirken

Den Hang unterhalb des Pulverturms zu pflegen, hat sich für die Stadtverwaltung zur Herausforderung entwickelt. Denn dass der Platz weit oberhalb der Stadt ein beliebter Treffpunkt ist, hat seine Schattenseiten. Zunehmend liegen dort weggeworfene Flaschen und anderer Müll herum. Ohne diesen illegal entsorgten Abfall hätte man die wuchernden Gestrüppe mit Mähmaschinen in Schach halten können. Nun wächst auf der städtischen Fläche unterhalb des Pulverturms jedoch hohes Dornengestrüpp, sodass eine Pflege dieses Bereiches kaum noch möglich ist. In einer einmaligen und aufwendigen Säuberungsaktion hat die Stadt den Müll jetzt entsorgt und die Dornen aufwendig von Hand zurückgeschnitten. Für die nachhaltige Pflege musste sich die Stadt etwas einfallen lassen und lässt die nachwachsenden Dornengestrüppe mit tierischer Unterstützung direkt wegfuttern

 

Die Stadtverwaltung lässt auf der unschönen Fläche in den kommenden Tagen eine Ziegenherde weiden. Die kulinarischen Vorlieben der Tiere sind vor allem dornige oder bittere Gewächse. Bis zu 60 Prozent ihres Futterbedarfs können die Buschbeweider über Gehölze decken, was sie zu idealen „Dornenmähern“ auf vier Beiden macht. Die Ziegen beißen die Dornen weg, bevor dieses zu einem großen Gestrüpp heranwachsen kann. Eine „win-win“-Situation für die Stadtverwaltung, die Ziegen und deren Halter. Letztere sind Privatpersonen, die ihre Tiere sonst auf einer Wiese weiden lassen.

Eine Art Teufelskreis entsteht

Die Aktion soll vor allem auf das Müllproblem am Schlossberg aufmerksam machen und dem nachhaltig entgegentreten. Einige Besucherinnen und Besucher des Schlossbergs werfen ihren Müll vom Pulverturm und verunreinigen damit die Fläche am Rand der Stadtmauer. Eine Art Teufelskreis entsteht: Über den Müll wuchern dornige Gestrüppe, die verhindern, dass die alten Flaschen und Plastikverpackungen eingesammelt werden können. Die Dornen wiederum können nicht gemäht werden, da der Müll die Mähmaschinen kaputtmachen würde und dabei die Glassplitter der Flaschen über die gesamte Fläche verteilt würden. Dies birgt eine hohe Verletzungsgefahr. Die Ziegen-Aktion soll den Teufelskreis jetzt durchbrechen.

Stadtkämmerer Tim Deininger hofft, dass das Projekt nachhaltig Wirkung zeitigt: „Mit der Aktion können wir hoffentlich an das Gewissen der Menschen appellieren, den Weideplatz der Ziegen nicht zur Entsorgung von Flaschen und Müll zu nutzen, zumal der nächste öffentliche Mülleimer weniger als zehn Meter entfernt ist. “, erläutert Deininger. Wenn diese Testphase erfolgreich verläuft, sollen die Ziegen anschließend zwei- bis dreimal im Jahr für mehrere Wochen dort weiden. Zusätzlich plant die Stadtverwaltung, Hinweisschilder und einen weiteren Mülleimer am Pulverturm aufzustellen, um die Menschen auf einen angemessenen Umgang mit der Umgebung hinzuweisen. „Wir wollen uns schließlich alle auf und um den Schlossberg tierisch wohlfühlen können“, betont Deininger.