Nach Kritik aus dem Bezirksbeirat prüft die Stadt die Nachtabschaltung der Lichtsignalanlage an der Kreuzung Otto-Hirsch-Brücken/Hafenbahnstraße.

Obertürkheim - V öllig überflüssig sei diese Ampel, monierten Obertürkheims Bezirksbeiräte in der jüngsten Gremiumssitzung erneut. Autofahrer auf den Otto-Hirsch-Brücken würden dort häufig Rot sehen, obwohl kaum Fahrzeuge aus der Hafenbahnstraße herausfahren. Nicht zum ersten Mal kritisieren sie, dass die Anlage rund um die Uhr in Betrieb ist, obwohl die Verkehrsmenge so gering sei, dass sie zumindest in der Nacht ausgeschaltet werden könnte. So wie früher.

 

Das städtische Tiefbauamt bestätigt: Die Ampel sei vor einigen Jahren bereits ausgeschaltet gewesen und sollte eigentlich ersatzlos abgebaut werden. Doch aufgrund von Baumaßnahmen für das Bahnprojekt Stuttgart 21 in Obertürkheim blieb sie in Betrieb. Aus Sicherheitsgründen: Weil der Schillerradweg seit Mitte 2016 gesperrt ist, wird der Radverkehr über diese Kreuzung umgeleitet. „Die Ampel wurde daraufhin wieder eingeschaltet“, lässt das Tiefbauamt wissen.

Der Wunsch der Lokalpolitiker ist in der Stadtverwaltung angekommen: Das Amt für öffentliche Ordnung werde nun prüfen, ob und gegebenenfalls ab wann die Ampel auf eine Nachtschaltung umgestellt werden könne, heißt es. Eine schnelle Umsetzung scheint indes nicht realistisch: Nach Angaben der Projektgesellschaft Stuttgart 21 soll die provisorische Radweg-Umleitung erst Ende des Jahres aufgehoben werden – und sich dann der Umbau der Kreuzung Otto-Hirsch-Brücken/Imweg/Göppinger Straße zum Kreisverkehr anschließen.

Bei jeder neuen Anlage wird grundsätzlich geprüft

Es ist nicht die einzige Ampel im Stadtgebiet, die aus Sicht vieler Autofahrer nachts unsinnigerweise rot leuchtet. Immer wieder werden Prüfaufträge an die Verwaltung gestellt, die Anlagen zwischen 22 und 6 Uhr außer Betrieb zu stellen. Durch einen besseren Verkehrsfluss könnten Verkehrslärm und Luftverschmutzung verringert und zudem Strom gespart werden, lautet die häufige Argumentation. Doch eine Nachtschaltung, die seit dem Jahr 2002 bei jeder Erneuerung und jedem Neubau grundsätzlich geprüft wird, ist nicht so einfach, wie es klingt. Im Rathaus verweist man auf Grundsätzliches: „Eine Abschaltung wird dann vorgenommen, wenn eine ausreichende Verkehrssicherheit auch bei abgeschalteter Ampel gewährleistet ist. Dazu gehören neben einer guten Erkennbarkeit des Knotenpunkts vor allem ausreichende Sichtverhältnisse aus den untergeordneten Zufahrten heraus. Weitere wichtige Rollen spielen die tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten, der Querungsbedarf von Fußgängern sowie der Stadtbahnbetrieb.“ So werden zum Beispiel alle Ampeln an Bahngängen und in Tunneln – insgesamt 79 Anlagen im Stadtgebiet – aus Sicherheitsgründen durchgehend betrieben.

Viele Ampeln sind schon nachts ausgeschaltet

Alles in allem sind in Stuttgart 813 Ampelanlagen zur Verkehrsregelung installiert – und nicht wenige davon sind nachts bereits außer Betrieb. Allein von den insgesamt 425 sogenannten Vollanlagen an Knotenpunkten sind derzeit 140 zeitweise ausgeschaltet, das sind immerhin 33 Prozent. Von den 314 reinen Fußgängeranlagen sind mittlerweile ganze 215 mit einer sogenannten Schlafend-Schaltung ausgestattet. Dabei werden nachts die Fahrzeugsignale auf Dunkel geschaltet, für den Fußgänger sind die Signale in der Grundstellung auf Rot. Bei einer Anforderung durch Passanten wird sie für Autofahrer aktiviert und über Gelb auf Rot umschaltet. Nach weiteren fünf Sekunden hat der Fußgänger dann Grün. Weitere 52 Fußgängerampeln werden nachts oder am Wochenende zeitweise abgeschaltet, weil dann kein Querungsbedarf besteht – zum Beispiel vor Schulen. 47 Fußgängerüberwege werden derzeit noch durchgehend mit Lichtsignalen regelt. Bei dieser Zahl wird es wohl auch bleiben. Denn bei diesen Anlagen ist es entweder nicht möglich, diese Steuerung zu programmieren oder das Fußgängeraufkommen ist dort auch nachts erheblich.

Viel Potenzial für weitere Nachtabschaltungen von Ampeln sehen die zuständigen städtischen Ämter nicht. Dort räumt man ein: „Bei den bereits zeitweise abgeschalteten Anlagen wurden deutlich höhere Unfallraten bei ausgeschalteter Anlage festgestellt“, heißt es in der Stellungnahme. Auch der Stromspareffekt sei durch den Einsatz von LEDs in 40 Volt-Technik bei allen neuen und erneuerten Anlagen eher gering. Die Einsparungen lägen bei kleinen und mittleren Anlagen unter 100 Euro im Jahr.