Das Verfahren gegen einen Polizeibeamten, der im Dienst zugeschlagen haben soll, geht am Dienstag weiter. Eventuell könnte am dritten Verhandlungstag schon das Urteil fallen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Hat ein Polizeibeamter bei einer Unfallaufnahme vor gut zwei Jahren zu hart durchgegriffen und einen Mann geschlagen, weil dieser rauchte? Das muss das Stuttgarter Amtsgericht nun klären. Am Dienstag ist der dritte Verhandlungstag in dem Verfahren. Unter Umständen könnte schon ein Urteil fallen.

 

Ein Unfallbeteiligter macht seine Zigarette nicht aus

Der Unfall an sich ist schon spektakulär gewesen: Wegen eines Fehlers beim Spurwechsel war einer der Beteiligten von der Fahrbahn abgekommen und ein Mini überschlug sich. Das Auto landete auf dem Dach. Was danach geschah, schauten sich im Internet Millionen Nutzer unter dem Stichwort „Polizeigewalt“ an. Ein Insasse des Unfallwagens weigerte sich beim Gespräch mit dem nun angeklagten Beamten, seine Zigarette auszumachen. Darüber und weil der Mann sich nach Aussagen mehrerer Polizisten unkooperativ gab, kam es zu einer Auseinandersetzung, in deren Verlauf der Raucher den Beamten so umgestoßen haben soll, dass dieser mit dem Kopf auf der Bordsteinkante aufschlug. So schilderten es die Kollegen des Angeklagten am zurückliegenden Verhandlungstag. Mehrere Beamte versuchten danach, den Mann zu Boden zu bringen. Einer schlug ihm mit dem Schlagstock gegen die Beine, zwei packten ihn an den Armen. All das zeigt das Video, welches der Mann mit der Zigarette ins Netz stellte. Durch die Veröffentlichung wurde auch die Polizei auf den Zwischenfall aufmerksam und ermittelte intern gegen alle vier beteiligten Beamten.

Gegen die übrigen Polizisten wurden die Verfahren eingestellt. Übrig blieben die Vorwürfe gegen den 29-jährigen Beamten, der nun auf der Anklagebank sitzt. Er soll, während die Kollegen den Mann zu Boden bringen wollten, mit der Faust auf ihn eingeschlagen haben.

Der Polizist ist seit dem Zwischenfall krank

Der Beamte ist seit dem Zwischenfall krankgeschrieben. Am zurückliegenden Verhandlungstag schilderte er ausführlich, dass er unter Depressionen aufgrund des Zwischenfalls leide. Es sei immer sein Traum gewesen, Polizist zu werden. Doch er könne zurzeit nicht einmal seine Krankmeldung zur Dienststelle bringen. Es habe ihn sehr getroffen, welche harten Vorwürfe und auch schon Vorverurteilungen nach der Veröffentlichung des Videos geäußert worden waren. Dennoch hoffe er, wieder in seinem Traumberuf arbeiten zu können. Das hängt auch davon ab, ob das Gericht ihn für schuldig hält und wie hoch dann das Strafmaß ausfällt.