Kürzlich haben Sie in einem Interview von unangenehmen Erfahrungen beim Dreh zu „American Hustle“ berichtet, wo der Regisseur David O. Russell Sie regelmäßig zum Weinen brachte. Wie geht man damit um, wenn das Klima am Set derart schlecht ist?
Es klingt lächerlich, aber ich versuche in solchen Momenten, mich auf meine Dankbarkeit zu konzentrieren. Denn tatsächlich bin ich unglaublich dankbar dafür, da zu sein, wo ich heute bin. Für das, was mir als Schauspielerin an Möglichkeiten offen steht, genauso wie für mein Kind. Das ist leichter gesagt als getan, aber allein die Beschäftigung mit dem Gedanken, dass ich mich in einer so luxuriösen Position befinde, beruhigt mich meistens und lenkt mich von anderen Sorgen ab.
Im Film sagen Sie einmal den Satz „I’m not a lady, I’m a journalist!“ Dieses Gefühl, aufs Frau sein reduziert zu werden, kennen Sie das?
Sicher. In Hollywood passiert es einem mit schöner Regelmäßigkeit, dass man in Schubladen gesteckt und auf Klischees festgelegt wird. Aber ich hatte stets das Glück, immer wieder Regisseure zu finden, die in mir mehr gesehen haben.
Zuletzt gab es über die Rolle von Frauen, aber auch von Schwarzen viele Diskussionen in Hollywood. Gleichberechtigung und Diversität waren die Schlagworte. Wie haben Sie das erlebt?
Ich hoffe, dass diese Diskussionen Folgen haben werden. Wobei sie mir bisweilen zu einseitig geführt werden, denn die meisten dieser Probleme sind viel größer, als dass sie sich auf Hollywood beschränken ließen. Ich selbst hätte mich, öffentlichkeitsscheu wie ich bin, vermutlich ohnehin nie dazu geäußert, wären nicht im Zuge des Hacker-Angriffs auf Sony die internen E-Mails ans Licht gekommen.
Dort erfuhr die Öffentlichkeit unter anderem, dass beim Film „American Hustle“ die männlichen Kollegen deutlich mehr Gage bekamen als Sie und Jennifer Lawrence.
Genau. Und ich muss an dieser Stelle betonen, wie viel Respekt und Liebe ich für Jennifer empfinde. Zuletzt wurde das in der Presse etwas anders dargestellt, schließlich liebt man es irgendwie, Schauspielerinnen gegeneinander auszuspielen. Tatsächlich finde ich es toll, wie sie ihre Stimme so selbstbewusst erhoben hat, um die Missstände in Sachen gleicher Bezahlung anzuprangern.
Dieses Extrovertierte und Ungehemmte, dass Lawrence an den Tag legt, ist Ihnen aber vollkommen fremd, oder?
Ja, seit jeher. Manchmal würde ich mir wünschen, meine Persönlichkeit hättet auch ein wenig mehr davon. Aber das ist einfach nichts, was man sich antrainieren kann. Würde ich in Talkshows sitzen und wäre genauso aufgekratzt wie Jennifer, würden die Leute sofort fragen: Was war mit Amy los? Hat die was getrunken?