An den Bahnhöfen und Stationen im Kreis Böblingen sind 50 Prozent mehr Reisende ein- und ausgestiegen als noch im Jahr 2010. Das liegt an einem dichteren Takt, längeren Zügen und mehr Zubringerbussen. Weitere Verbesserungen sollen noch mehr Menschen auf die Schiene bringen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Für Matthias Gastel ist die Entwicklung „äußerst erfreulich“: Die Zahl der Bahnfahrer im Kreis Böblingen ist gestiegen, teilweise ganz beachtlich. Der grüne Bundestagsabgeordnete aus Filderstadt hat die Statistik vom Bundesverkehrsministerium angefordert. Demnach verzeichneten die 20 Bahnhöfe und Bahnstationen im Kreis im Jahr 2010 noch 89 000 Reisende, neun Jahre später waren es 131 000 Personen. Das entspricht einem Zuwachs von fast 50 Prozent. Die Zahlen stammen von den von der Deutschen Bahn betriebenen Strecken. Im Corona-Jahr 2020 wird es natürlich einen erheblichen Einbruch geben.

 

Starker Zuwachs in Renningen

Besonders stark fiel der Zuwachs an Fahrgästen in Renningen aus: Dort gab es mit einem Plus von 350 Prozent mehr als eine Vervierfachung auf mehr als 11 500 Fahrgäste. Mit der Einweihung der Linie S 60 nach Böblingen im Jahr 2012 könne dort eine steigende Fahrgastentwicklung beobachtet werden, analysiert Matthias Gastel. Prognosen aus dem Jahr 2010 gingen für 2025 von 6300 Reisenden pro Tag aus, was schon jetzt fast verdoppelt wurde. Der vom Verband Region Stuttgart geplante 15-Minuten-Takt auf der Strecke, für den allerdings noch Umbauten nötig sind, könnten laut den Prognosen bis zu 7800 zusätzliche Fahrgäste bringen.

„Sehr erfreulich“ findet Matthias Gastel auch die Fahrgastgewinne in Böblingen und in Weil der Stadt von etwa 90 und 75 Prozent. Deutlich auf der Gewinnerseite standen noch Leonberg mit einem Plus von 58 Prozent auf 10 500 Reisende sowie Ehningen und Böblingen-Hulb mit einer Steigerung um fast 30 Prozent auf 4500 beziehungsweise 6000 Reisende. In Herrenberg und Nufringen waren dagegen nur leichte Zugewinne zu verzeichnen.

In Böblingen hat sich die Zahl der Bahnnutzer von 20 000 Reisenden pro Tag im Jahr 2010 auf 38 000 fast verdoppelt. Die Gründe seien vielfältig, erklärt der Bundestagsabgeordnete: Er zählt die weitere Verdichtung des S-Bahn-Angebots, zusätzliche Regionalzüge und die Erfolgsgeschichte der Schönbuchbahn dazu. Allein auf der Strecke nach Dettenhausen hat das Landratsamt für 2021 unter normalen Bedingungen mit 10 000 Fahrgästen am Tag gerechnet.

Vier Gründe für die steigenden Zahlen

Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) nennt vier Gründe für die steigenden Fahrgastzahlen. Das S-Bahn-Angebot sei durch den Einsatz von längeren Zügen sowie den Ausbau des Takts stetig verbessert worden. Außerdem sei es gelungen, den Zubringerverkehr zu den S-Bahnhöfen zu verbessern: In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Busfahrten um fast 16 Prozent gesteigert worden. Hinzu kommt die Senkung des Tarifs im April 2019.

Für Matthias Gastel zeigt die Entwicklung, wie die Menschen auf die Schiene gebracht werden könnten. Die Taktverdichtung bei der S 60 und die Hermann-Hesse-Bahn sollten deshalb zügig vorangetrieben werden. „Wir brauchen diese Verbesserungen, um den Menschen Alternativen zum Auto anzubieten, Straßen zu entlasten und den Klimazielen näher zu kommen“, sagt er. In seinem Sinn dürfte die Potenzialanalyse sein, die der Kreistag in Auftrag gegeben hat: Momentan wird untersucht, ob sich die Stadtbahnlinien von Stuttgart-Vaihingen nach Sindelfingen und von Gerlingen sowie von Ditzingen nach Leonberg verlängern lassen und ob die Schönbuchbahn ebenfalls bis nach Stuttgart-Vaihingen fahren könnte.