Beim VfB Stuttgart ist im Vorfeld jedem klar gewesen, wie wichtig das Derby beim Karlsruher SC ist. Auf dem Platz hat man davon wenig gesehen. Wie konnte das passieren? Das klären wir in unserer Spielanalyse „Fünferkette“.

Karlsruhe - Pellegrino Matarazzo behalf sich mit einer Durchhalteparole – was hätte der Trainer des VfB Stuttgart auch sonst tun sollen? Mit 1:2 hatte seine Mannschaft das Derby beim Karlsruher SC verloren und war abermals sehr vieles schuldig geblieben. „Wir werden weiter Gas geben“, sagte Matarazzo – doch weiß auch er: Der Mission sofortiger Wiederaufstieg droht drei Spieltage vor Schluss das klägliche Scheitern.

 

Wie lässt sich erklären, dass der VfB im Kampf um den Aufstieg so enttäuschende Leistungen bietet? Wie kann es sein, dass sich die Mannschaft in einem derart wichtigen Spiel den Schneid abkaufen lässt, noch dazu vom badischen Erzrivalen? Das versuchen wir in unserer Spielanalyse „Fünferkette“ zu beantworten.

Spielidee: Nach dem trostlosen 0:0 gegen den VfL Osnabrück hatte Matarazzo seiner auf drei Positionen veränderten Mannschaft „mehr Mut und mehr Risiko“ verordnet. Philipp Klement sollte für mehr Kreativität im zentralen Mittelfeld sorgen, Silas Wamangituka für mehr Tempo über die Außen, Gonzalo Castro für mehr Erfahrung. So weit die Theorie. In der Praxis baute Marcin Kaminski mit seinem fatalen Fehlpass vor dem 0:1 den Gegner frühzeitig auf – und demonstrierte nicht nur in dieser Szene, wie groß die Verunsicherung in der Stuttgarter Mannschaft ist.

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Spielentscheidend: Auch diesmal fand der VfB keine Mittel, sich gegen einen aggressiv anlaufenden und leidenschaftlich kämpfenden Gegner gute Torchancen herauszuspielen. Es blieb beim verwandelten Foulelfmeter von Nicolas Gonzalez zum vorübergehenden Ausgleich. Ja, der VfB hat nach dem frühen Rückstand eine Reaktion gezeigt, er war spielerisch überlegen und hat gekämpft. Aber: zwingend war er auch diesmal nicht. Und: nach dem zweiten Gegentor war die Mannschaft mausetot.

Spielentscheider: 31 Saisonspiele hat es gedauert, bis Lukas Fröde seinen ersten Treffer erzielt hat. Nach einer Ecke stocherte der lange Defensivmann des KSC den Ball aus dem Getümmel heraus zum 2:1 über die Linie des VfB-Tors. Es war die Entscheidung, auch wenn anschließend noch mehr als 20 Minuten zu spielen waren. Zu geschockt war der VfB, konnte keinerlei Druck mehr entfachen – und musste sich in der Schlussphase bei den Karlsruher Plänkeleien an der Eckfahne auch noch vorführen lassen.

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Wortspiel: „Wir waren zu ängstlich“, sagte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo. Er meinte damit vor allem die Anfangsphase, doch war auch anschließend zu spüren, wie sehr die Angst vor einer weiteren Niederlage und dem möglichen Verpassen des Aufstiegs die Beine der Spieler lähmte. Man fragt sich: Wie soll sich diese Blockade in den verbleibenden drei Alles-oder-nichts-Spielen lösen?

Spielplan: Schon am Mittwoch (18.30 Uhr/Liveticker) geht es mit dem Heimspiel gegen den SV Sandhausen weiter. Ein denkbar unangenehmer Gegner, der den Klassenverbleib gesichert und nichts zu verlieren hat. Nach drei Siegen in Serie haben die Kurpfälzer dem Tabellenführer Arminia Bielefeld am Freitag ein 0:0 abgetrotzt. Dass der VfB auf den gelbgesperrten Wataru Endo, einen der ganz wenigen Leistungsträger und laut Matarazzo „unser derzeit wichtigster Spieler“, verzichten muss, macht die Aufgabe noch schwerer.