Macht hat sie schon. Was könnte Angela Merkel sonst so zum Ehrentag brauchen? Unsere Redakteure haben da ein paar Ideen.

Stuttgart - Angela Merkel wird 65 Jahre alt. Seit 2005 ist sie die deutsche Bundeskanzlerin, die Merkel-Raute mittlerweile ein wohl weltweit bekanntes Symbol. Für ausgelassene Partys ist Merkel allerdings weniger bekannt. Anlässlich ihres 50. und 60. Geburtstages hat sie zu wissenschaftlichen Vorträgen in die CDU-Parteizentrale eingeladen. Beim ersten Mal dozierte der Frankfurter Forscher Wolfgang Singer über das menschliche Gehirn und die „Utopie der Planbarkeit der Zukunft“. Vor fünf Jahren war Geschichte dran. Die Kanzlerin hatte sich einen Vortrag eines Konstanzer Historikers gewünscht. Dieses Jahr folgt nun also der 65. Geburtstag.

 

Dies wünschen Redakteure unserer Zeitung der Bundeskanzlerin zum Geburtstag:

Lockerheit

Liebe Frau Merkel, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Sie sind ein sehr kontrollierter Mensch, vermutlich gelten Sie deswegen auch nicht als eine große Rednerin. Andererseits ist Ihre abwartende Bedächtigkeit als Kanzlerin eine Eigenschaft, die viele Menschen im Land seit Jahren sehr schätzen.

Im vergangenen Jahr habe ich Sie auf einer Reise nach Senegal, Ghana und Nigeria begleitet. Nach der Landung auf dem Flughafen der nigerianischen Hauptstadt Abuja am späten Abend wurden Sie noch auf dem Flugfeld von traditionellen Musikgruppen begrüßt, die zu Ihren Ehren trommelten und tanzten. Sie freuten sich, verließen den roten Teppich und mit einem breiten Lächeln im Gesicht schüttelten Sie die Hände einiger Tänzerinnen und Musiker.

Das war ein Moment erfrischender Lockerheit – auch wenn Sie sich leider nicht in den Tanz einreihten. Zum Geburtstag wünsche ich Ihnen mehr von dieser Lockerheit.

Jan Dörner, Bundespolitischer Korrespondent im Berliner Büro

Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, ich wünsche Ihnen vor allem eins: Gesundheit! Das mag banal klingen. Aber das Leben als Regierungschefin ist extrem kräftezehrend – ein Höllenjob, der ungeheuer viel körperliche und seelische Energie erfordert.

Bei einigen Ihrer männlichen Vorgänger wurde erst lange nach Ende der Amtszeit offenbar, wie stark angeschlagen sie gesundheitlich während ihrer Kanzlerschaft waren. Willy Brandt litt unter Depressionen, die ihn tagelang arbeitsunfähig machten. Helmut Schmidt hatte regelmäßig Ohnmachtsanfälle.

Beide sind allerdings schöne Beispiele, dass es ein gutes und langes Leben nach dem Kanzleramt geben kann. Schmidt hat es immerhin auf 96 Jahre gebracht…

Rainer Pörtner, Ressortleiter Politik/Landespolitik

Ein Seminar zur Vorbereitung auf den Ruhestand

Auch wenn es noch ein paar Wochen dauert zum Ruhestand, er zeichnet sich ab am Horizont. Das war es dann mit G-20 Gipfel, Koalitionsausschuss und Europaratssitzung, dafür heißt es dann zu Hause Kartoffel schälen, Kühlschrank abtauen und Keller putzen. Alles Dinge, die bisher der Göttergatte völlig autark und autonom erledigen konnte. Das birgt natürlich Konfliktpotenzial, darauf muss man sich vorbereiten.

Zum Geburtstag wünsche ich daher schon mal ein Seminar zur Vorbereitung des Ruhestandes – die Kasse übernimmt sogar einen Teil der Kosten.

Christian Gottschalk, Politik-Redakteur

Balance

Immerwährende Balance beim Skilanglauf und im Umgang mit alten weißen Männern, die permanent auf der falschen Spur unterwegs sind.

Martin Gerstner, Redakteur im Titelteam

Einen Lehrstuhl für angewandten Stoizismus

Liebe Bundeskanzlerin Angela Merkel, ich wünsche Ihnen Gesundheit fürs nächste Lebensjahr und vor allem eine Weiterführung dieser unbedingten Gemütsruhe, die Sie schon so oft bewiesen haben: Damals, als Putin beim Empfang in Moskau seinen riesigen, frei laufenden Hund um ihre Beine streichen ließ, obwohl sie unter Hundeangst leiden.

Oder als Trump Ihnen beim Fototermin den Handschlag verweigerte, oder als Sie drei Zitteranfälle hintereinander – zur Schau gestellt in allen Medien der Welt, was Sie aber nicht sonderlich erschüttert hat. Immer die gleiche nüchterne Reaktion: Kein Affekt, kein Ärger, keine Wut, keine Unbeherrscht – allenfalls ein leicht verlegenes Lächeln als emotionale Höchstleistung und ansonsten tiefe Seelenruhe nach dem Motto: Alles okay, wir machen jetzt mal weiter. Im Ruhestand sollte man Sie ehren – mit einem Lehrstuhl für angewandten Stoizismus!

Christoph Link, Politik-Redakteur

Kraft fürs Klima

Liebe Bundeskanzlerin, es ist zwar schon eine Weile her, aber Sie waren einmal Umweltministerin. Dazu habe ich in unserem Archiv ein Foto von damals gefunden. „Lachend stellt Bundesumweltministerin Angela Merkel am Freitag (21.03.1997) auf einer Pressekonferenz in Bonn eine neue Gewässerkarte vor, auf der die Güteklassen der Flüsse in Deutschland durch unterschiedliche Farben deutlich gemacht sind“, steht in der Beschreibung.

Heute hätten Sie als Umweltministerin nicht mehr so viel zu lachen. Die Klimakrise ist eine historische politische Herausforderung. Bis 2050 muss der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß bei null liegen, damit die Erderwärmung bei unter zwei Grad Celsius bleibt. Auf dieses Ziel haben sich knapp 200 Staaten – Deutschland inklusive – im Pariser Klimaabkommen geeinigt. Wie es erreicht werden soll, ist momentan aber völlig unklar.

Es gibt nicht viele Menschen auf der Welt, die so viel Macht haben wie Sie. Ich wünsche Ihnen zum Geburtstag den Willen, die Kraft und das notwendige Verhandlungsgeschick, um endlich einer Lösung für die Klimakrise näher zu kommen.

Siri Warrlich, Politik-Redakteurin