Nach ihrer Brustamputation hat sich Angelina Jolie nun auch die Eierstöcke entfernen lassen – und spricht ganz offen darüber. Ist ein solcher Eingriff für Frauen mit erhöhten Brustkrebsrisiko nötig? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Stuttgart - Der Hollywood-Star Angelina Jolie (39) hat sich aus Angst vor Krebs nach eigenen Angaben Eierstöcke und Eileiter entfernen lassen. Das schrieb sie am Dienstag in einem Gastbeitrag für die „New York Times“. Sie habe sich der Operation in der vergangenen Woche unterzogen, erklärte die Schauspielerin. „Es wurde ein kleiner, harmloser Tumor in einem Eierstock gefunden, aber es gab kein Anzeichen von Krebs im Gewebe.“

 

Die Ehefrau von Brad Pitt (51) hatte sich bereits vor zwei Jahren vorsorglich beide Brüste entfernen lassen. Damals hatte Jolie erklärt, dass sie an einem Gendefekt leide, der das Brustkrebsrisiko stark stark erhöhe.

Auch in Deutschland hatte Jolies Entscheidung zu einer Diskussion über die Behandlungsmethoden von erblich bedingtem Brustkrebs geführt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dieser Debatte:

Ist Brustkrebs genetisch bedingt?

In Deutschland erkranken jährlich 74 000 Frauen an Brustkrebs. Fünf bis zehn Prozent dieser Fälle sind erblich bedingt. Die Gene BRCA1 und BRCA2 sind dabei für einen Großteil dieser Fälle verantwortlich. Der Gendefekt führt auch zu einem stark erhöhten Risiko für Eierstockkrebs.

Welche Folgen hat der Gendefekt?

Die BRCA-Gene produzieren ein Eiweiß, das Fehler des Erbguts repariert, die bei der Zellteilung entstehen. Bei einem Defekt der Gene ist dieses Eiweiß nicht funktionstüchtig. Das Krebsrisiko betroffener Frauen steigt erheblich: 65 bis 75 Prozent erkranken bis zu ihrem siebzigsten Lebensjahr an Brustkrebs, 40 bis 50 Prozent an Eierstockkrebs. Die Gebärmutter ist in der Regel nicht betroffen.

Wer sollte sich testen lassen?

Wenn in der Familie Brust- und Eierstockkrebs häufig oder in jungen Jahren aufgetreten sind, ist ein erblicher Hintergrund wahrscheinlich. Dann kann nach Beratung ein Gentest durchgeführt werden. Nicht alle Frauen mit dem Gendefekt entscheiden sich für eine Entfernung von Brust und Eierstöcken. Betroffene können etwa auch an einem engmaschigen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm teilnehmen.

Wie entscheiden sich Betroffene?

Während die Entfernung der Brüste auf Zurückhaltung stößt, lassen sich 90 Prozent der betroffenen Frauen die Eierstöcke entfernen. Das hat mehrere Gründe: So gibt es kein Früherkennungsprogramm für Eierstockkrebs, und die Heilungschancen sind deutlich schlechter als bei Brustkrebs. Eine Entfernung der Eierstöcke senkt darüber hinaus auch das Brustkrebsrisiko.

Welche Folgen hat die Entfernung der Eierstöcke?

Im Gegensatz zur Brustamputation zieht der Verlust der Eierstöcke starke hormonelle Veränderungen nach sich. Betroffene kommen in die Wechseljahre, können keine Kinder mehr bekommen und leiden häufig unter der plötzlichen hormonellen Umstellung.

Hilft eine hormonelle Behandlung?

Bei Frauen, die zum Zeitpunkt der Entfernung noch nicht in den Wechseljahren sind, wird üblicherweise eine Hormonersatztherapie durchgeführt, welche die Beschwerden lindert. Wie stark Betroffene die hormonelle Veränderung spüren, ist aber von Frau zu Frau unterschiedlich.

Hintergrund: Angelina Jolies Gang an die Öffentlichkeit

Erneut hat sich Angelina Jolie sehr offen über einen operativen Eingriff zur Krebsprävention geäußert. Ein Bluttest habe auf eine mögliche Krebserkrankung im Frühstadium hingewiesen. Nach der Entfernung ihrer Eierstöcke fühle sie sich weiter feminin, erklärte die Schauspielerin. Und sie sei froh, „dass meine Kinder niemals sagen müssen, dass ihre Mutter an Eierstockkrebs gestorben ist“.

Über die körperlichen Folgen des Eingriffs ist sich die sechsfache Mutter im Klaren: „Trotz der Hormonpräparate befinde mich nun in den Wechseljahren. Ich werde keine Kinder mehr bekommen können und ich erwarte einige physische Veränderungen.“ Sie denke allerdings an diejenigen Frauen, die eine solche Operation noch vor der Familiengründung über sich ergehen lassen müssen.

Jolie betonte, dass ihre Entscheidung nicht für alle Betroffenen die richtige sei: „Ein positiver Gentest muss nicht zu einer sofortigen Operation führen“, schrieb die Schauspielerin. „Es gibt auch andere Optionen.“ Sie selbst habe sich auch von alternativen Medizinern beraten lassen. Der Krebstod ihrer Mutter, Tante und Großmutter habe sie in ihrer Entscheidung stark beeinflusst.