Westliche Staaten haben wegen des Angriffs auf die Ukraine Sanktionen gegen Russland erlassen. Ob und wie diese wirken, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben zahlreiche Staaten Sanktionen gegen Russland verhängt. Die Europäische Union etwa hat seit Februar sechs Sanktionspakete verhängt, darunter gezielte restriktive Maßnahmen wie Reiseverbote und das Einfrieren von Vermögenswerten gegen Einzelpersonen. Davon betroffen sind vor allem die russischen Oligarchen. Es existieren aber auch zahlreiche Wirtschaftssanktionen wie Ein- und Ausfuhrbeschränkungen von Waren von und nach Russland, sowie diplomatische Sanktionen.

 

Ob und wie diese Einschränkungen wirken, wird von Experten und Politikern allerdings sehr unterschiedlich eingeschätzt. Nach Ansicht des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro haben sie ihre Wirkung verfehlt. „Die wirtschaftlichen Schranken der Vereinigten Staaten und Europas gegen Russland haben nicht funktioniert“, sagte Bolsonaro brasilianischen Medien zufolge vor Anhängern am Donnerstag (Ortszeit). Er lag damit auf einer Linie mit Russlands Staatschef Wladimir Putin, der die Sanktionen für gescheitert erklärt hatte.

Warnung vor Folgen des Gasmangels

Der Vorsitzende des Landesverbands der Familienunternehmen im Freistaat, Prinz Luitpold von Bayern, hat die Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland ebenfalls kritisiert. „Es ist doch unsinnig, Sanktionen zu verhängen, die uns selbst zerstören“, sagte der Wittelsbacher-Prinz der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitagausgabe). „Die Demokratien der Welt werden nur lebensfähig bleiben, wenn sie auch finanziell lebensfähig sind.“

Wegen der Sanktionen in Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine würden Öl und Gas immer knapper. Deshalb müsse nun teurer aus Staaten wie Saudi-Arabien oder Katar importiert werden, „die auch nicht die Heiligsten auf dem Erdboden sind“, sagte Luitpold von Bayern. Aus seiner Sicht wäre es „sinnvoller gewesen, Russland vor die Bedingung zu stellen, dass Öl und Gas nur noch zu den Grenzkosten eingekauft oder die Gewinne bei russischen Lieferanten mittels eines Zolls abgeschöpft werden“.

Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, sieht hingegen durchaus, dass die Sanktionen wirken. Darauf angesprochen, sagte er dieser Zeitung, dass die Sanktionen mehr Wirkung zeigten, als viele außerhalb Russlands wahrnehmen. „Russland ist abgehängt von Hochtechnologie, von Zugängen auf das internationale Finanzparkett und vielem mehr. Aber Putin kann vieles ausgleichen, weil ihm der globalisierte Energiemarkt weiterhin große Einnahmequellen offeriert.“