Angst vor Insolvenzen Teil-Lockdown dämpft Konsumlaune deutlich

Im Frühjahr hatte der Corona-Lockdown die Verbraucher in Deutschland erheblich verunsichert. Der starke Anstieg der Infektionszahlen hat nun eine ähnliche Wirkung - wie das Konsumforschungsunternehmen GfK ermittelte.
Nürnberg - Wie schon die erste Corona-Welle im Frühjahr dieses Jahres hat auch die zweite Welle im Herbst die Konsumlaune in Deutschland empfindlich gestört.
Der vierwöchige Teil-Lockdown, der nun in die Verlängerung zunächst bis Weihnachten geht, habe die Verbraucherstimmung im November spürbar gedämpft, teilte das Nürnberger Konsumforschungsunternehmen GfK auf der Basis seiner neuen Konsumstudie mit. "Der weitere Verlauf des Infektionsgeschehens in den kommenden Wochen wird maßgeblich darüber bestimmen, ob sich das Konsumklima wieder stabilisieren kann", sagte GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl.
"Zwar bleiben die Einzelhandelsgeschäfte geöffnet, doch die erneute Schließung von Hotellerie, Gastronomie und Veranstaltungsgewerbe trifft – ebenso wie der noch immer am Boden liegende Tourismus – das Konsumklima schwer", sagte Bürkl. "Damit haben sich auch die Hoffnungen auf eine rasche Erholung, die noch im Frühsommer aufkamen, endgültig zerschlagen", betonte er. Zumal auch über den Export keine Entlastung zu erwarten sei - in den Nachbarländern sieht die Corona-Situation nicht besser aus.
Zu erwarten seien Insolvenzen, etwa in der Gastronomie, im Hotel- oder Veranstaltungsgewerbe. "Trotz erheblicher finanzieller Unterstützung durch die Regierung werden es vermutlich eine Reihe von Unternehmen aus diesen Bereichen nicht überleben und in die Insolvenz gehen müssen", sagte Bürkl.
Als Folge zunehmender Verunsicherung bei den Verbrauchern sei die Sparneigung gestiegen. Dies habe im Umkehrschluss noch weiter an der Konsumneigung genagt. Einer neuen Umfrage zufolge seien drei von vier Bürgern in Deutschland der Meinung, dass COVID-19 für Deutschland eine große oder sehr große Bedrohung darstellt. Dagegen machen sich nur die Hälfte große oder sehr große Sorgen, was ihre persönliche wirtschaftliche Zukunft angeht.
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie "GfK-Konsumklima MAXX". GfK befragt dafür monatlich rund 2000 Verbraucher im Auftrag der EU-Kommission.
© dpa-infocom, dpa:201126-99-468671/2
Unsere Empfehlung für Sie

Einfacheres System Im Coronahilfen-Dickicht: Was die Bundesregierung plant
Frust, Verzweiflung, Unsicherheit - die Kritik an den Coronahilfen war zuletzt immer größer geworden. Nun reagiert die Bundesregierung. Das dürfte mehr Geld kosten.

Statistisches Bundesamt Folgen der Corona-Pandemie dämpfen Preisauftrieb 2020
Stark gefallene Energiepreise und die zeitweise Mehrwertsteuersenkung entlasten 2020 die Budgets der Verbraucher. Die Inflationsrate ist so niedrig wie zuletzt vor vier Jahren.

Stimmung «katastrophal» Gastgewerbe im Corona-Jahr 2020 mit kräftigem Umsatzeinbruch
Die Abwehrmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie gefährden das wirtschaftliche Überleben zahlreicher Betriebe des Gastgewerbes. Das Statistische Bundesamt stellt eine Jahres-Schätzung vor.

«Noch viel Arbeit» Corona-Aufbauhilfen: EU fordert Maßnahmen gegen Betrug
Wie gibt man 750 Milliarden Euro aus? Vor der Aufgabe stehen die EU-Staaten im Moment. Das Geld soll gegen die Corona-Krise helfen, aber gleichzeitig die Wirtschaft digitaler und grüner machen.

Passagierzahlen eingebrochen Corona wirft Frankfurter Flughafen um Jahrzehnte zurück
Am Frankfurter Flughafen war 2020 so wenig los wie zuletzt Mitte der 1980er Jahre. Die Corona-Krise hat die Passagierzahlen einbrechen lassen, und auch im laufenden Jahr wird es wohl nur langsam betriebsamer.

Hilfen für Unternehmen Bundesregierung bessert bei Corona-Hilfen nach
Der Bund sattelt bei Hilfen finanziell drauf. Außerdem soll das komplexe Fördersystem vereinfacht werden. Eine Neuerung zielt vor allem auf den Handel.