Der Lackieranlagenspezialist Dürr will in diesem Jahr die Umsatzschwelle von vier Milliarden Euro knacken und das Ergebnis deutlich verbessern.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Bietigheim-Bissingen - Viel verspricht sich Dürr vom Geschäft mit industriellen Abluftreinigungsanlagen. Wegen strengerer Emissionsgrenzwerte wachse der Markt dynamisch, freut sich Dürr-Chef Ralf Dieter, denn egal ob bei der Verarbeitung von Carbonfasern, der Produktion von Hundefutter, in der Chemieindustrie oder bei Kohleminen – überall dort, wo verunreinigte oder geruchsintensive Abluft entsteht, sind solche Anlagen gefragt. Sie sehen ähnlich wie eine Ölheizung mit großem Brenner aus und funktionieren wie ein Katalysator im Auto. Die verschmutzte Luft wird angesaugt, in einem komplexen Prozess so gereinigt, dass am Ende saubere Luft herauskommt. Vor allem in China sieht Dieter großes Potenzial, denn dort seien umweltfreundliche Produktionsverfahren verstärkt gefragt.

 

Weltmarktführer bei Abluftreinigungstechnik

Durch die Übernahme der US-Unternehmen Megtec und Universal im vergangenen Jahr ist Dürr Weltmarktführer und hat den Umsatz in der Abluftreinigungstechnik auf gut 400 Millionen Euro verdoppelt. Bis 2021 soll der Umwelttechnik-Umsatz auf bis zu 500 Millionen Euro steigen. Es gebe fast keine Überlappungen, dagegen viele Synergien, ein gutes Servicenetz und „wir konnten die Firma günstig kaufen“, sagt Dieter. Der Zukauf eröffnet Dürr auch neue Geschäftsmöglichkeiten – nämlich mit Zellfabriken, weil man Systeme zur Beschichtung von Elektroden für Lithium-Ionen-Batterien liefert. Gespräche über Pilotanlagen laufen.

Ein weiterer Wachstumstreiber ist die E-Mobilität. „Wir profitieren von steigenden Investitionen in Produktionstechnik für Elektroautos.“, so der Dürr-Chef. Der Markteintritt neuer Elektroautohersteller verschaffe Dürr neue Kunden.

Aufträge von chinesischen E-Autoherstellern

Größere Aufträge kamen beispielsweise von den chinesischen E-Autobauern Sokon und Future Mobility Corporation. Überhaupt freut sich Dieter über eine reges Chinageschäft (plus 12,1 Prozent), das neben der Umwelttechnik und dem Trend zur E-Mobilität zu einem Rekord beim Auftragseingang beigetragen hat. Auch die Tochter Homag, ein Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen, bereitet Freude und konnte trotz Engpässen in der Produktion und bei Lieferanten Rekordwerte ausweisen. Der Homag-Umsatz erreichte fast 1,3 Milliarden, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern 95 Millionen Euro.

Im vergangenen Jahr stieg der Auftragseingang des Dürr-Konzerns um 3,4 Prozent auf 3,93 Milliarden Euro, währungsbereinigt war es ein Plus von 5,2 Prozent. Der Umsatz erreichte 3,87 Milliarden Euro (plus 4,2 Prozent) und soll dieses Jahr die Schwelle von vier Milliarden Euro überschreiten. Auch das Ergebnis soll sich in diesem Jahr wieder verbessern. Und wie es aussieht, ist Dürr hier gut in der Spur. Dieter sprach von einem „tollen Jahresendspurt“ angesichts eines starken vierten Quartals. Das freut auch die Börse. Am Donnerstag stieg die Dürr-Aktie um zeitweise mehr als sechs Prozent und zählte damit zu den größten Gewinnern im Nebenwerteindex M-Dax.

Sonderbelastungen drücken Ergebnis

2018 haben Ergebnisrückgänge im Lackieranlagengeschäft aufgrund niedriger Margen und die Einstellung des Mikrogasturbinengeschäfts das Ergebnis belastet. Insgesamt summierten sich die Sonderaufwendungen – dazu gehören auch Restrukturierungskosten und der Kauf von Megtec/Universal – auf mehr als 41 Millionen Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 163,5 Millionen Euro (Vorjahr: 199,6 Millionen Euro). Weil der geringer ausfiel, dürfte auch der Bonus für die Mitarbeiter (zuletzt 2750 Euro ) und Dividende für die Aktionäre (zuletzt 2,20 Euro je Aktie) geringer ausfallen, sagte Dieter, wollte aber dem Aufsichtsratsbeschluss nicht vorgreifen.

300 offene Stellen in Deutschland

Die Zahl der Mitarbeiter soll weiter steigen. Im vergangenen Jahr kamen weltweit mehr als 1300 auf gut 16 300 hinzu, allerdings entfielen 865 auf den Kauf von Megtec/Universal. In Deutschland arbeiten für Dürr 8152 (Vorjahr 7830) Mitarbeiter. Derzeit habe man 300 offene Stellen.