Wer dieser Tage durch Stuttgarts Straßen streift, erblickt auf kleinen Stickern an Bushaltestellen und Fallrohren seltsame Appelle.

Stuttgart - Don’t read Books“ blökt es in weißer Typografie vom lackschwarzen Grund des Stickers, der mir an einem Ampelmast ins Gesicht springt. Stilisierte Flammen züngeln an der Unterseite des Wortes „Books“ entlang. Mein Blutdruck steigt sofort. Was für eine dämliche Aussage, geradezu verantwortungslos! Geschichtsvergessen obendrein, mit dieser plumpen Anspielung auf Bücherverbrennungen. Oder soll das gezeichnete Feuerchen möglicherweise ein Hinweis sein? Auf Ray Bradburys Klassiker „Fahrenheit 451“, in dem Lesen verboten ist und Feuerwehrleute zum Anzünden von Lektüre, nicht zum Löschen verpflichtet sind? Aber diese Botschaft ist zu subtil, sie kann leicht missverstanden werden. Schließlich kommen hier – Lockdown hin oder her – täglich Jugendliche vorbei.