Vergangene Woche haben wir an dieser Stelle fünf sehenswerte Stuttgarter Musikvideos vorgestellt. Jetzt kommt gleich der zweite Schub - mit Annagemina, Levin goes lightly, Buzz Rodeo und anderen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Nachdem wir erst vor ganz wenigen Tagen ein bisschen auf die Veröffentlichungen der letzten Monate zurückgeschaut haben, kommen wir hier ein Stück näher ans Jetzt heran und präsentieren einige zum Teil ganz aktuelle Videos, die Stuttgarter Popmusik herausgebracht haben und die unserer Meinung nach genauso die Aufmerksamkeit lohnen.

 

Mit dabei sind die von dieser Kolumne von Anfang an protegierten Buzz Rodeo, der famose Levin goes lightly (beide mit ganz aktuellen Alben), dazu die wiedergekehrten Farmer Boys, die namensverkürzten Itchy und - die Letzten werden die Ersten sein - Annagemina. Viel Spaß beim Anschauen!

Annagemina, "Sacred Tune"

Das Stuttgarter Electronic-Pop-Duo feierte kürzlich Release-Party für sein neues Album (Besprechung hier) in der Rakete. Tokyo Tower ist ohnehin der Tausendsassa schlechthin in der Stuttgarter Musikszene, Anna Illenberger seine kongeniale Partnerin.

Auch in der neuen Auskopplung dominiert betörender Gesang über vertrackt-bassigen Beats, die Moderat alle Ehre machen. Das ist eiskalte, durchdachte Zukunftsmusik, zu der es jetzt ein (weiteres) fantastisches Video gibt.

Levin goes lightly, "Cotton"

Levin goes lightly ist ja schon länger einer unserer absoluten Lieblinge, mindestens seit seiner allerersten Release-Party im Waggon anno 2013. Seither hat er manche Wandlung durchlaufen, ist auf der Bühne aber immer noch die undurchsichtige Kunstfigur, die in Stuttgart völlig konkurrenzlos dasteht.

Das gilt auch für das neue Album "GA PS", das ganz Levin-mäßig mit gleich mehreren hübsch arty Videos angeteasert wurde. Jetzt kommt das alles beim Staatsakt-Label raus, was auf einen wirklich durchschlagenden Erfolg hoffen lässt.

"Cotton" ist schön aus Found Footage zusammengesetzt, voll Bowie und der Song dazu eines der Lieblingslieder von Julian Knoth, wie der Nerven-Bassist kürzlich bei Facebook bekannt hat. Levin goes lightly war ja mit Die Nerven auf Tour, hat eine Stuttgarter All-Star-Band mit dabei (so wie schon bei der letzten Release-Party vor zwei Jahren). Jedenfalls ist jetzt alles noch kühler, und entsprechend passt der Refrain: "There are no more feelings left ... between us".

 

Buzz Rodeo, "Next Position"

Das Trio ist weiterhin eines, hat aber mittlerweile Daniela Schübel am Bass mit dabei. Das neue Album "Combine" wurde wieder in einer Gewaltsession unterm Marienplatz aufgenommen. Der Sound ist nicht ganz derselbe, der Bass ein Stück verzerrter, zumindest die Single "Next Position" nicht mehr ganz so trocken wie die Vorgänger.

Dem Drive tut das gar nicht mal schlecht, alles klingt ein bisschen ami-hardcore-mäßiger. Was geblieben ist: die DIY-Attitüde der Band, und die Stuttgart-Ablehnung. Buzz Rodeo ziehen das noch ein ganzes Stück konsequenter durch als die "Von Heimat kann man hier nicht sprechen"-Fraktion.

Jetzt aber Musik:

Farmer Boys, "You And Me"

Pünktlich zu ihrer Mini-Comeback-Tour sind die Farmer Boys auch mit neuer Musik zurück. In unserer Fragebogen-Reihe "Soundcheck" haben sie sich schon mal allen vorgestellt, die vor fünfzehn Jahren noch nicht dabei waren. In ihrem neuen Video präsentieren sie sich als das, was sie sind: eine gereifte, vielleicht auch ein Stück weit veränderte Band.

"You And Me" ist eine regelrechte Rockhymne, vom Sound her klingen die Nullerjahre durch, es gibt eine Freude an der großen Pose, ohne aber zu emomäßig zu werden. Die Nummer geht jedenfalls schön nach vorne, und wann hat man im Video zum letzten Mal einen Keyboarder Soundflächen legen sehen?

Itchy, "Nothing"

Itchy haben das Poopzkid aus dem Namen gestrichen. Neuer Name, neues Glück? Die Eislinger spielen weiterhin riffgetriebenen harten Rock, da passiert viel, aber gerade nicht zu viel als dass es nicht mehr aufgeräumt klingen würde.

Jedenfalls wird da - man vergleiche es mit den Farmer Boys - sehr trocken durchgerockt, gerne auch an allen Saiten auf einmal. Dazu gibt's leicht punkrockige Vocals, alles ist ein Stück straighter als beim letzten Album "Six". Das Folter-Video dazu ist auch ziemlich gut gemacht:


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