Im Kongresszentrum der Landesmesse werden seit Montag Einwände gegen den Anschluss der Gäubahn an den Stuttgarter Flughafen erörtert. Die Gegner der Planung haben die Veranstaltung mit Hinweis auf Corona nun verlassen.

Stuttgart - Die Debatte zum Anschluss der Gäubahn (Singen-Stuttgart) an den Flughafen über bestehende S-Bahn-Gleise findet ohne ihre schärfsten Kritiker statt. Nach einem Schlagabtausch über verfahrensrechtliche Fragen haben die Gegner, die die Mischnutzung mit Fern- und Regionalverkehr auf der S-Bahn ablehnen, die Anhörung im Kongresszentrum der Landesmesse auf den Fildern verlassen.

 

Der Gäubahn-Anschluss ist der letzte nicht genehmigte Abschnitt des Projekts Stuttgart 21. Der Direktanschluss des Flughafens ist im Finanzierungsvertrag zwischen den S-21-Partnern vereinbart. Die Bahn hatte auf den Erörterungstermin gedrängt, den das Regierungspräsidium (RP) durchführt. Die Behörde gibt ihren Abschlussbericht an das Eisenbahn-Bundesamt (Eba), das entscheidet.

Coronaverordnung sieht Erörterungen vor

Die Landesregierung hat in ihrer Coronaverordnung Erörterungen zugelassen. Der Anwalt der Schutzgemeinschaft Filder hatte am vergangenen Freitag seine Teilnahme wegen der hohen Inzidenz abgesagt, der BUND in Stuttgart und der Nabu ebenfalls. Am Montag kritisierten dann Vertreter der Schutzgemeinschaft, des Bahnkundenverbandes, des Aktionsbündnisses gegen S 21, des Bündnisses Filderbahnhof Vaihingen und Walter Bauer von der SPD-Fraktion im Gemeinderat Filderstadt die Terminsetzung des RP. In dieser Phase der Coronapandemie geben die Behörde „ein ganz schlechtes Bild ab“, so Dieter Reicherter vom Aktionsbündnis. Er werde nicht vier Tage in der Halle verbringen. Martin Poguntke, der Sprecher des Bündnisses, sprach von einem Possenspiel. Es gebe keinen Grund, eine Vertagung abzulehnen.

Gegner wollen Gäubahn auf Panoramastrecke belassen

Die Gegner wollen die Gäubahn weiter über den Stuttgarter Westen in die Stadt fahren lassen, „niemand braucht sie am Flughafen“, so Poguntke. Das Bundesverkehrsministerin habe erkannt, dass die Planung „ein Murks“ sei, so Steffen Siegel, der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Filder, daher propagiere Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger einen Tunnel. Siegel plädierte dafür, den Bilger-Tunnel gleich und nicht unter dem Thema Varianten am Donnerstag zu diskutieren, genauso die Nutzung der Bestandsstrecke. Das lehnte die Versammlungsleiterin des RP, Gertrud Bühler, ab. Die Gefährdung durch Corona habe man abgewogen, für große Abstände gesorgt. „Wir meinen, dass es zumutbar ist“, so Bühler. Bauer wunderte sich, dass vor der Halle nicht getestet werde. Die Mehrzahl der Gegner der Planung verließ die Halle am Vormittag, ein Vertreter des Fahrgastverbands Pro Bahn blieb.

Die Mitnutzung der S-Bahn-Strecke ab Stuttgart-Rohr durch den Fern- und Regionalverkehr bringt Anwohnern in Leinfelden-Echterdingen mehr Lärm und die Gefahr von Erschütterungen. Die Bahn plant daher auf zwei Kilometern bis zu vier Meter hoher Schutzwände, sogenannte Unterschottermatten und Matten unter den Schwellen zur Dämpfung, mit Schienenschmierung und der Überwachung der Gleisqualität. Von betroffenen 238 Häusern blieben so 33, für die Schallschutzfenster und Lüfter nötig werden. Bei den Lärmschutzwänden wolle die Stadt rund 2,5 Millionen Euro für bessere Gestaltung und Begrünung einsetzten, sagte Eva Noller, Leinfelden-Echterdingens Erste Bürgermeisterin. Die Bahn erklärte Gesprächsbereitschaft, keine pauschale Übernahme der Pläne. Anwohner der Strecke berichteten, sie nähmen seit zwei Jahren Erschütterungen trotz Dämpfmatten wahr. Auch während der Bauzeit müssen Anwohner mit Lärm rechnen. Die Bahn verweist auf ihren Immissionsschutzbeauftragten und die Möglichkeit, im Extremfall Hotelübernachtungen anzubieten.