Es heißt immer, die Rechtspartei zehre vom Antiislamismus. Nun zeigt sich: Sie schöpft auch aus älteren Quellen. Ein Kommentar von StZ-Autor Reiner Ruf

Stuttgart - Wenn Biedermann Jörg Meuthen nicht der Brandstifter sein will, der hinter der professoralen Fassade von Artigkeit und Rechtschaffenheit zu vermuten ist, so kann er dafür jetzt Zeugnis ablegen: Der AfD-Chef muss den Abgeordneten Wolfgang Gedeon aus der Landtagsfraktion entfernen. Er kann ihm nicht das Mandat nehmen; dieses niederzulegen bleibt allein Gedeon überlassen, der weder den Mumm noch die Einsicht dazu aufbringen wird. Aber Meuthen, der die rassistischen und nationalistischen Schwadroneure seiner Partei bisher am Ende doch immer in die Watte der Beschwichtigung einpackte, muss diesmal konsequent bleiben: Antisemitismus ist nicht hinnehmbar, und dies schon gar nicht im Parlament. Die Farbe Braun taugt für die Innenausstattung, aber nicht für die geistige Möblierung.

 

Wer wie Gedeon mit den längst als Fälschung entlarvten Protokollen der Weisen von Zion hantiert, dieser historisch leider sehr wirkmächtig gewordenen Lieblingslektüre all jener, die Theorien der jüdischen Weltverschwörung anhängen, wer überdies Holocaust-Leugner in den Status von staatlicher Willkür ausgesetzten Dissidenten hebt, der wurzelt im Antisemitismus und zieht des Vorwurf des Rechtsextremismus auf sich. „Wählt, wie ihr wirklich denkt“, hatte der Abgeordnete aus Singen plakatiert. Man kann nur hoffen, dass seine Wähler dies nicht taten.