Die Saison eröffnet der schwäbische Albverein mit einem Anwandern. Was die aktuellen Wandertrends sind, verrät er in seinem neuen Programm.

Stuttgart - Vom Sonnenbesen zum Sonnenbesen: Start und Ziel, das Weingut Zaiss in Obertürkheim, waren offenbar ein gutes Omen für den Schwäbischen Albverein, dem beim Anwandern auf dem je nach Lust und Ausdauer 6,5 oder 10,5 Kilometer langen Rundkurs herrlicher Sonnenschein beschieden war. Ein idealer Start in die Wandersaison 2020, in der Touren und Exkursionen in einer Themenvielfalt angeboten werden, die den Reichtum von Natur und Landschaft Württembergs widerspiegelt.

 

Abgesehen davon, dass der 1888 gegründete Schwäbische Albverein, mit 93 000 Mitgliedern der größte Wanderverein Europas, als Pionier beim Natur- und Artenschutz gelten darf, nennt Präsident Hans-Ulrich Rauchfuß Nachhaltigkeit, Natur-und Klimaschutz als wichtigste Vorzeichen des neuen Programmes: „Wir nehmen unsere Verantwortung dafür sehr ernst. Zeit für Veränderung!“

Spirituelle Erfahrung beim Wandern

Dabei meint diese urschwäbische Institution nicht ohne griffiges „Denglisch“-Stichwort auszukommen und propagiert die Innovationen unter dem Stichwort „Wandern for future“: Beispielsweise auf nachhaltigen Stadtführungen in Stuttgart und Tübingen, mit Exkursionen zur Donaurenaturierung Binzwangen oder einer Wanderung auf dem Sickenhäuser Rundwanderweg mit Baumpflanzung in Reutlingen anlässlich des Tags des Baumes am 25. April.

Den Wald vor lauter Bäumen sieht man beim Albverein nach wie vor, aber dem Trend zu spirituellen Erfahrungen und Begegnungen mit dem Baum kann man sich auch hier nicht entziehen: Rauchfuß spricht vom Waldbaden als ganz besonderem Erlebnis und meint damit natürlich nicht, dass man eine Wanne in den Wald schleppen sollte, um sich drin zu aalen. Sondern man solle „den Wald in sich wirken lassen“. Und werde dann vielleicht den Wunsch nach einer Umarmung spüren. Der Präsident geht noch ein Stück weiter: „Hören Sie“, rät er, „den Baum mit einem Stethoskop ab.“ Erst das bringe die akustische Erfahrung, wie der Strom des Lebens hinter der Rinde rausche.

Genusswandern durch Weinberge, zum Märzenbecher im Erdtal, zum blühenden Bärlauch am Teckberg, zur Streuobstblüte Ermstal, Zeitreisen durch Erd-, Menschheits- und Landschaftsgeschichte, Wandern zu Felsen und Burgen am Albtrauf, oder zum Biobauern, der Whiskey destilliert: Die Vielfalt der Themen lässt von kulturell über geschichtlich bis kulinarisch nichts aus.

Entspannung am Fuß des Hohenneuffen

Mit Tagestouren allein ist es nicht getan, 24-Stunden-Wanderungen oder Weitwanderungen über mehrere Tage und Strecken bis zu 80 Kilometern und Übernachtungen in Wanderheimen sind eine besondere Herausforderung. Dem Ü-30-Programm für Teilnehmer bis etwa 50 Jahren in der Kombination mit sportlichen Aktivitäten würden sich, heißt es, auch sehr gern Singles anschließen.

Wandern Frauen anders als Männer? Selbstverständlich. Daher gibt es für die gestandenen Damen spezielle Angebote: Mit Meditation und Entspannung auf verborgenen Biosphärenpfaden am Fuße des Hohenneuffen, zu den ersten Frühlingskräutern am Datum der Tag- und Nachtgleiche (20. März) im Zeichen der Göttin Ostara, auf den Spuren von Mörike am Muttertag oder ins Freiluftmuseum Beuren, um zu sehen, wie hart das Leben und die Arbeit der Frauen auf der Alb einst waren.

„Jetzt aber raus in die Natur“, gibt Rauchfuß an diesem Morgen im Sonnenbesen das Zeichen zum Aufbruch fürs Anwandern: Damit man nach der Tour über Dobelfels, Dautenklinge, Mönchberg, Götzenberg, Katharinenlinde und über Rüdern retour rechtzeitig zum Mittagsessen wieder im Sonnenbesen zurück ist.