Abseits von Moscheen und Vereinen gibt es für Kinder wenig Möglichkeiten, Arabisch zu lernen. Das will Nouria Ameri ändern. Sie bietet an der Volkshochschule Unteres Remstal Sprachkurse für Sechs- bis Zwölfjährige an – kostengünstig und „ideologiefrei“.

Nouria Ameri hat einen Traum: Die 40-jährige Lehrerin aus Algerien wünscht sich, dass die Sprache Arabisch an deutschen Schulen eines Tages so selbstverständlich wie Englisch, Französisch oder Spanisch auf dem Stundenplan steht. Als einen ersten Schritt in diese Richtung kann man die zwei Arabisch-Kurse sehen, die Nouria Ameri bald speziell für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren an der Volkshochschule Unteres Remstal leitet.

 

Seit gut zwei Jahren arbeitet Nouria Ameri darauf hin, solche Kurse für junge Anfänger und Fortgeschrittene anbieten zu können, doch bisher hatte das nicht geklappt. Die Coronapandemie habe dabei eine gewisse Rolle gespielt, sagt die Lehrerin – vor allem aber habe es am Geld gelegen. „Die meisten Eltern konnten das nicht bezahlen.“

Zwei Kurse bei der Volkshochschule Unteres Remstal

Dass nun doch zwei Kurse im neuen Programmheft der Volkshochschule Unteres Remstal stehen, sei der Dr. Karl Eisele und Elisabeth Eisele-Stiftung sowie der Vermittlung der Stadt Fellbach zu verdanken, sagt Daniel Rebmann, der den Fachbereich Junge Vhs leitet. Die Arabisch-Kurse kosten nun dank der finanziellen Unterstützung durch die Stiftung lediglich drei Euro pro Termin: „Damit so viele Familien wie möglich sich das leisten können.“

Das Angebot richte sich grundsätzlich an alle Kinder, sagt Nouria Ameri. Auf besonderes Interesse dürften die Kurse aber bei jenen Familien stoßen, in denen ein oder beide Elternteile aus einem arabischsprachigen Land stammen, während die Kinder in Deutschland geboren sind. „Diese Kinder hören zu Hause nur Dialekt, lernen aber leider nicht die Hochsprache, wie sie in Schulen und Universitäten oder im Fernsehen gesprochen wird“, sagt Nouria Ameri bedauernd. Ihr Ziel sei es daher, diese Hochsprache, die von mehr als 420 Millionen Menschen weltweit gesprochen wird, an die Kursteilnehmer zu vermitteln und für eine Generation zu sorgen, die mehrere Sprachen beherrscht.

Das arabische Alphabet hat 28 Buchstaben

„Ich liebe meinen Job, vor allem Kinder unterrichte ich sehr gerne“, sagt Nouria Ameri, die aus der algerischen Küstenstadt Oran stammt, wo sie Arabisch und Französisch studiert und als Lehrerin gearbeitet hat. Anschließend lebte sie rund zehn Jahre in Portugal und kam dann vor vier Jahren mit ihrem Mann nach Fellbach. Hier hat sie an der Volkshochschule Deutsch gelernt und möchte das auch weiterhin tun neben ihrem Job als Sprachdozentin.

Ihre künftigen Schülerinnen und Schüler wird Nouria Ameri in zwei aufeinander aufbauenden Kursen unterrichten. Im Anfängerkurs für Sechs- bis Achtjährige lernen die Teilnehmenden zunächst einmal von rechts nach links zu schreiben, die insgesamt 28 arabischen Buchstaben zu erkennen und schließlich einfache Sätze in der Sprache zu bilden. Bei ihrem Unterricht setzt Nouria Ameri auf die spielerische Vermittlung von Wissen. Und sie lege großen Wert darauf, die Sprache ideologiefrei zu lehren, betont sie – anders, als das bisweilen bei Sprachkursen der Fall sei, die in Moscheen oder Vereinen angeboten werden.

Eine lange Warteliste für Interessenten

Für die Kinder, welche die arabischen Buchstaben bereits kennen, ist der Kurs für Fortgeschrittene im Alter von acht bis zwölf Jahren gedacht. In diesem stehen Grammatik und einfache Verben auf dem Lehrplan, außerdem sollen die Teilnehmenden am Ende des Kurses dazu fähig sein, kurze Texte lesen und verstehen zu können.

Dass sie wieder unterrichten kann, freut Nouria Ameri sehr. „Das ist ein großer Schritt für mich“, sagt die 40-Jährige über ihre Tätigkeit als Dozentin an der Volkshochschule. Seit Ende des vergangenen Jahres betreut sie zudem zwei offene Kurse außerhalb der Bildungseinrichtung. Beide waren innerhalb von vier Tagen ausgebucht, es gibt eine Warteliste. Das zeigt, dass es Bedarf an solchen Kursen gibt, die laut Nouria Ameri aber noch eine Seltenheit sind. Die Lehrerin hofft, dass sich das ändert, denn sie träumt „von einer gebildeten Generation, die sich nicht ausgegrenzt fühlen muss“.