Es gibt einen Supermarkt und zwei Restaurants in Zell am See, die Ali Baba heißen, und noch eine Handvoll weitere, die mit arabischer Schrift für islamisch korrekt zubereitete Speisen werben. „Aber insgesamt sind das sieben von achtzig Lokalen“, sagt Renate Ecker, die Tourismusdirektorin, die den Eindruck vermeiden möchte, ihre Stadt, die am Golf mit 72 000 Urlaubern im Jahr so unangefochten als Synonym für Österreich gilt, wie Chinesen und Koreaner in Österreich zielsicher Hallstatt im Salzkammergut ansteuern, sei irgendwie arabisiert.

 

Den Grund für diese Zurückhaltung findet man in den Kommentaren auf den Hotelportalen im Internet. Der Engländer, der das Grand Hotel Zell am See hasserfüllt bewertet hat, ist kein Einzelfall: „Die Gästestruktur war 50/50 Deutsch/Araber. Die Vielzahl der Araber war eine Zumutung. Alle Frauen waren komplett verschleiert. Ich fühlte mich verunsichert und unwohl. Das ist definitiv kein Urlaub, wie man sich ihn in Österreich vorstellt. Sehr störend.“

Vor wenigen Tagen erst hat sich ein Wiener Urlauber bei Sabine Hörl, der Besitzerin des Romantikhotels, mit ähnlichen Worten beschwert. „Es ist mir widerwärtig, mich für meine Gäste entschuldigen zu müssen“, beschied sie ihm. Hörl, die neulich von einer Prinzessin aus den Emiraten zum Gegenbesuch eingeladen wurde, denkt global: „Wir Europäer nehmen uns das Recht heraus, die Welt zu bereisen. Soll dieses Recht etwa nicht für alle gelten?“

Weiterbildungskurse in Sachen arabische Kultur

Für Norbert Karlsböck, den Direktor der Gletscherbahnen Kaprun, sind die arabischen Gäste, die im Sommer 30 bis 40 Prozent seiner Fahrgäste zur Gipfelstation des Kitzsteinhorns ausmachen, wirtschaftlich überlebenswichtig: „Früher waren unsere Gondeln mit Touristen aus Europa ausgelastet“, sagt er, aber seit die weltweit reisen, braucht er Kunden aus der Ferne.

Alles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda

„Manche Formulierungen sind missinterpretiert worden“, sagt Renate Ecker, die Geschäftsführerin der Tourismusbehörde Zell am See-Kaprun, „die Irritationen waren in keinster Weise beabsichtigt.“ In ihrem schönen Büro schenkt sie Wasser aus Porsche-Design-Flaschen aus und erklärt, dass es bei der „informativen Broschüre“ eigentlich nur um „Tipps für den besseren Umgang miteinander“ gegangen sei. Gut sei der Umgang eh schon. Die Gäste vom Golf würden die Kombination aus Wasser, Bergen und Gletscher lieben, vor mehr als 15 Jahren habe man diese einzigartige Natur intensiv am Golf beworben. Seit vier Jahren jedoch wirbt der Tourismusverband dort gar nicht mehr, da sich der Markt „so gut entwickelt“ habe. Heute: alles Mund-zu-Mund-Propaganda.

Das bestätigen die arabischen Familien an der Uferpromenade, das bestätigen auch die jungen Männer, die im Konvoi in alten Amischlitten auf dem Landweg aus Kuwait angereist sind. Sie alle schwärmen vom See als solchem, vom Grün der Berge, von der relativen Kühle. Und manche arabischen Touristen sagen, die Beliebtheit von Zell am See am Golf liege auch daran, dass man in Zell arabisch essen kann.

Zell am See gilt als Synonym für Österreich

Es gibt einen Supermarkt und zwei Restaurants in Zell am See, die Ali Baba heißen, und noch eine Handvoll weitere, die mit arabischer Schrift für islamisch korrekt zubereitete Speisen werben. „Aber insgesamt sind das sieben von achtzig Lokalen“, sagt Renate Ecker, die Tourismusdirektorin, die den Eindruck vermeiden möchte, ihre Stadt, die am Golf mit 72 000 Urlaubern im Jahr so unangefochten als Synonym für Österreich gilt, wie Chinesen und Koreaner in Österreich zielsicher Hallstatt im Salzkammergut ansteuern, sei irgendwie arabisiert.

Den Grund für diese Zurückhaltung findet man in den Kommentaren auf den Hotelportalen im Internet. Der Engländer, der das Grand Hotel Zell am See hasserfüllt bewertet hat, ist kein Einzelfall: „Die Gästestruktur war 50/50 Deutsch/Araber. Die Vielzahl der Araber war eine Zumutung. Alle Frauen waren komplett verschleiert. Ich fühlte mich verunsichert und unwohl. Das ist definitiv kein Urlaub, wie man sich ihn in Österreich vorstellt. Sehr störend.“

Vor wenigen Tagen erst hat sich ein Wiener Urlauber bei Sabine Hörl, der Besitzerin des Romantikhotels, mit ähnlichen Worten beschwert. „Es ist mir widerwärtig, mich für meine Gäste entschuldigen zu müssen“, beschied sie ihm. Hörl, die neulich von einer Prinzessin aus den Emiraten zum Gegenbesuch eingeladen wurde, denkt global: „Wir Europäer nehmen uns das Recht heraus, die Welt zu bereisen. Soll dieses Recht etwa nicht für alle gelten?“

Weiterbildungskurse in Sachen arabische Kultur

Für Norbert Karlsböck, den Direktor der Gletscherbahnen Kaprun, sind die arabischen Gäste, die im Sommer 30 bis 40 Prozent seiner Fahrgäste zur Gipfelstation des Kitzsteinhorns ausmachen, wirtschaftlich überlebenswichtig: „Früher waren unsere Gondeln mit Touristen aus Europa ausgelastet“, sagt er, aber seit die weltweit reisen, braucht er Kunden aus der Ferne.

Die Mund-zu-Mund-Propaganda im digitalen Zeitalter befeuert er mit kostenlosem Internet auf 3029 Meter Seehöhe. Dort rutschen die Touristen vom Golf im August auf Plastikschlitten einen „Ice Arena“ benannten Schneehang hinunter und fotografieren ausgelassen den Nebel, um die Bilder sofort über soziale Netzwerke nach Hause zu schicken. Karlsböck, ein Bergliebhaber, der herumliegenden Müll immer gleich aufklaubt, bietet für seine Mitarbeiter, die ihn alle duzen, Weiterbildungskurse in Sachen arabische Kultur an. Familien sind am Gondeleinstieg nicht zu trennen. Der Mann ist der Ansprechpartner. Gäste im T-Shirt weist man freundlich darauf hin, dass es oben kalt wird.

Die Familie aus Bahrain, bei der die Frau, eine Physiotherapeutin, die ganze Europatour (drei Tage München, fünf Tage Zell, ein Tag Salzburg) im Internet gebucht hat, ist vom Hotel mit warmen Jacken ausstaffiert worden. „Die Österreicher sind so freundlich“, schwärmt die Frau in der Gondel. Sie sieht zum ersten Mal Schnee. Sie ist noch begeistert vom See. „Der Araber fährt dreimal am Tag mit dem Boot raus, die anderen Urlauber ein- bis zweimal in der Woche“, erklärt Rüdiger Berger, der seit 18 Jahren Elektroboote im Kurpark von Zell am See verleiht. 70 Prozent seiner Kunden stammen vom Golf.

Die Gebrauchsanweisung in den Booten ist auf Arabisch

Spätnachmittags rufen seine Mitarbeiter Nummern aus, weil es mit den Namen der geduldig Wartenden zu kompliziert geworden ist. Die Gebrauchsanweisung in den Booten ist auf Arabisch, und Rüdiger Berger hat ein paar Sätze der Sprache gelernt: „Nafi Motor!“ heißt „Motor ausschalten!“ Im Supermarkt hingegen genügt der Kassiererin Englisch, um täglich zu erklären, welches Mineralwasser Kohlensäure hat – und welches nicht.

Ein paar Schritte weiter unterhält sich eine Wiener Reisegesellschaft über ihre arabischen Mittouristen: „Geh bitte – die essen vom Boden!“ Ressentiments anderen Nationen gegenüber sind freilich kein exklusiv österreichisches Phänomen. Abends am Ufer des Zeller Sees begrüßt ein mit Frau und Kind aus Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten angereister freundlicher Ingenieur den Journalisten mit Handschlag. Er schwärmt vom kühlen Wetter, von grünen statt braunen Bergen, von den arabischen Restaurants in Zell am See. „Aber Saudi-Araber mögen wir nicht“, sagt er über die Reisenden aus seinem Nachbarland, „die sind hochnäsig.“ Wenn man ihm erzählt, dass in seinem Heimatland die indischen Gastarbeiter just diesen Vorwurf den Einheimischen gegenüber erheben, lacht er: „Inder machen nur Ärger.“

Der arabische Tourismus in Zell am See stagniert auf hohem Niveau. Die Zeller Tourismusmanager bearbeiten nun verstärkt den indischen Markt.