Um die Infektionszahlen in der Corona-Pandemie weiter zu drücken, sollen noch mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten. Doch was heißt das in der Praxis? Wir haben bei zwei Stadtverwaltungen auf den Fildern nachgefragt.

Filder - Weil sich noch immer zu viele Menschen mit dem Coronavirus anstecken, will der Bund möglichst viele Menschen ins Homeoffice schicken. Einer neuen Rechtsverordnung nach müssen Arbeitgeber von Mittwoch, 27. Januar, an dort, wo es möglich ist, Heimarbeit ermöglichen. Die Umsetzung dieser Regel ist aber alles andere als einfach, wie ein Blick in die Stadtverwaltungen von Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt zeigt.

 

Was sind die Voraussetzungen?

„Wir können nur die Mitarbeiter ins Homeoffice schicken, die ihre Tätigkeit auch daheim erledigen können“, sagt Gerold Henzler, Leiter des Haupt- und Personalamts der Stadt Leinfelden-Echterdingen. Bei Erziehern, Mitarbeitern des Bürgeramtes, der Ausländerbehörde oder bei Hausmeistern ergebe Heimarbeit keinen Sinn. Leinfelden-Echterdingen hat eine Dienstvereinbarung zum Homeoffice abgeschlossen und eine zweite Vereinbarung mit dem Personalrat getroffen, die während der Pandemie gilt. Im Moment gehe es primär darum, Bedingungen dafür zu schaffen, dass die Mitarbeiter überhaupt von zu Hause aus arbeiten können.

In Filderstadt sind es 50 Prozent der Mitarbeiter, die der sogenannten Daseinsvorsorge dienen. Sie arbeiten auf dem Standesamt, in Kitas, der Kläranlage, auf dem Friedhof oder dem Betriebshof. „Die brauchen wir vor Ort“, erklärt Filderstadts Oberbürgermeister Christoph Traub. Trotzdem halte man den Arbeitsschutz und Gesundheitsschutz hoch, versuche kleinere Teams zu bilden, im Wechsel zu arbeiten.

Gibt es genug Laptops?

Leinfelden-Echterdingen hat bereits 2019 angefangen, die Arbeitsplätze der Mitarbeiter mit Laptops auszustatten sowie die Software der Rechner aufzustocken. Die Kommune hat 2020 weitere mobile Geräte angeschafft und Lizenzen gekauft. 107 Mitarbeiter können laut Henzler nun einen Laptop nutzen, für 128 weitere Personen stehen Terminaldienste bereit. Mit diesen können Angestellte von ihrem Heimrechner auf dienstliche Programme zugreifen. Mehr als 900 Menschen arbeiten bei der Stadt, davon haben 300 eine Tätigkeit, die sich für Heimarbeit anbietet. Bis zu 235 Leute können bereits heute von zu Hause aus arbeiten. „Wir sind bereits jetzt bei einem sehr guten Prozentsatz“, sagt Henzler. In diesem Jahr sollen weitere 200 Laptops angeschafft und bis zu 250 000 Euro dafür investiert werden.

Die Stadt hat ein Tool für Videokonferenzen eingeführt und die Möglichkeit geschaffen, von zu Hause aus an kommunalpolitischen Sitzungen teilzunehmen. Digitallotsen aus allen Abteilungen wurden ausgebildet, die digitales Wissen in ihr Team weitertragen. Die Digitalisierung sei weder auf die Schnelle umzusetzen noch „für einen Nuller zu haben“, machte der Personalamtschef dazu kürzlich in einem Ausschuss deutlich.

Von den 50 Prozent, die in Filderstadt von zu Hause arbeiten können, tun dies aktuell etwas mehr als 30 Prozent, sagt OB Traub. Nicht alle besäßen einen Laptop, mit dem sie Zugriff auf die Systeme haben: „Manche machen auch ein unechtes Homeoffice“, erklärt Traub. Die Kollegen kämen mehrmals die Woche vorbei, um Unterlagen nach Hause mitzunehmen. Einige könnten auch auf dem privaten Rechner arbeiten, „die datenschutzrechtlichen Vorgaben dazu können wir erfüllen“.

Wollen die Mitarbeiter das auch auf Dauer?

„Viele Mitarbeiter wollen aktuell nicht ständig ins Geschäft kommen, weil sie sich zu Hause wohler fühlen“, sagt der Personalamtschef aus Leinfelden-Echterdingen. Das aber lasse keinen Rückschluss darauf zu, wie die tatsächliche Stimmung in der Belegschaft zum Thema Homeoffice sei. Nach der Pandemie werde die Situation womöglich anders beurteilt. In Filderstadt denkt man bereits an die Situation nach der Pandemie. „Wir schauen uns bereits an, was so gut läuft, dass wir es auch nach der Pandemie aufrechterhalten können, ohne Qualitätsverlust“, so Traub.

Ist die Betreuung der Kinder so sichergestellt?

„Nein, das ist eben nicht der Fall“, sagt Gerold Henzler. Genauso sieht das mittlerweile auch der Gesetzgeber. Jedes arbeitende Elternteil mit Kindern unter zwölf Jahren, die gerade nicht in Kita und Schulen gehen können, weil diese zu sind, kann aufgrund von Corona 20 Kinder-Krankentage pro Jahr nehmen und hat Ansprüche auf eine Ersatzleistung von der Krankenkasse. Und das ganz unabhängig davon, ob Mutter und Vater zu Hause am Laptop sitzen oder im Büro ihre Arbeit verrichten.