Die Arbeiterwohlfahrt bringt Senioren in Kursen die Grundfunktionen aktueller Smartphones bei. Das Ziel ist es, den Senioren die Angst vor der Fülle an Bedienungsmöglichkeiten zu nehmen.

S-Süd - Ich hätte das Ding beinahe an die Wand geschmissen. Mir erklärt ja niemand etwas. Ich habe es die ganze Zeit selber versucht“, ereifert sich Helmut Czech. Der Rentner scheitert an der Bedienung seines Smartphones. Wie kann er mit WhatsApp Bilder an seinen Nichte verschicken? Wo schaltet er den Routenplaner frei und wie bedient er ihn? „Die Bedienungsanleitung lag nicht dabei. Die Verkäufer meinten, das stehe alles im Internet“, so der 71-Jährige.

 

Czech und fünf weitere Senioren versprechen sich Hilfe von einer Beratung der Arbeiterwohlfahrt. Herbert Reiss, der Leiter des Begegnungszentrums Altes Feuerwehrhaus in Stuttgart-Süd, und seine ehrenamtlichen Helfer unterstützen die Teilnehmer beim Umgang mit Smartphones, denn vielen Alten ist es zu umständlich, es zu bedienen. Die Tasten sind zu klein und die Menüführung unverständlich. Dennoch besitzen viele Senioren eines.

„Es geht auch um ganz grundlegenden Dinge“

Die Arbeiterwohlfahrt bietet Gruppengespräche an, in denen Senioren von ihren Problemen berichten können. Das Ziel von Herbert Reiss und seinem Team ist es, den Senioren die Angst vor der Fülle an Bedienungsmöglichkeiten zu nehmen. Die Gespräche finden in unregelmäßigen Abständen statt. „Wir benötigen dafür genügend Schüler und Studenten, um diese Beratungsstunden zu geben“, sagt Reiss.

Alexander Bea und Benny Wächter machen gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr, Franziska Bolsinger ist Praktikantin. Sie stehen den Senioren an diesem Mittag mit Rat und Tat zur Seite. Sie erklären ihnen, wie man Musik mit dem Smartphone hört und das Radio freischaltet. „Es geht aber auch um ganz grundlegenden Dinge“, so Benny Wächter. So wusste eine Rentnerin beispielsweise nicht, dass die Handynummer an die SIM-Karte gebunden ist.

Die Angst davor, etwas falsch zu machen

Seit fünf Jahren gibt Reiss mit wechselnden Helfern die Handysprechstunde für Senioren. „Es ist immer so eine Handvoll, die das Angebot in Anspruch nimmt“, so Reiss. Zu Beginn lag der Schwerpunkt bei den alten Handys. Grundlegende Dinge wie eine Nummer abzuspeichern und SMS zu verschicken, bereiteten Senioren Schwierigkeiten. Mittlerweile hat sich der Schwerpunkt der Beratungsstunde auf die Bedienung von Smartphones verlagert. „Die meisten Senioren sind mit den neuen Geräten überfordert“, sagt Wächter. „Die Bandbreite der Probleme nimmt mit den Möglichkeiten, die ein Smartphone bietet, zu.“ Auch besitzen viele keinen Computer und haben somit nicht die notwendigen Vorkenntnisse. Die technischen Zusatzfunktionen der modernen Mobiltelefone sind für viele Senioren ohnehin nicht ausschlaggebend. „Sie achten beim Kauf auf die Bildschirmgröße, die Lautstärke der Kopfhörer und die Farbintensität des Displays“, sagt Alexander Bea.

„Viele Senioren haben ein Handy, kommen damit aber nicht zu recht. Sie lassen es dann zuhause, laden es nicht auf und nutzen es einfach nicht“, so Reiss. Die Angst davor, etwas falsch zu machen, lässt sie vor der Bedienung zurückschrecken. Helmut Czech gehört mit seinen Grundkenntnissen zu den fortgeschrittene Anwendern. Ausschlaggebend ist nicht das Alter der Nutzer. Reiss: „Wir haben festgestellt, je mehr Vertrauen die Senioren in die Technik haben, desto leichter fällt es ihnen, mit den Geräten umzugehen. “