Die Programmdirektion des Ersten ist einer der gewichtigsten Posten in der ARD. Volker Herres hat angekündigt, ihn vorzeitig im April 2021 abzugeben. In Branchenkreisen kursiert bereits ein Name für die Nachfolge: die Degeto-Chefin Christine Strobl.

München - Nach mehr als zwölf Jahren hört Volker Herres vorzeitig als Programmdirektor des Ersten auf. Der 63-Jährige wolle sein Amt zum 30. April 2021 abgeben, teilte das ARD-Gemeinschaftsprogramm in München mit. Als Nachfolgerin ist in Branchenkreisen Christine Strobl, die Chefin der ARD-Tochter Degeto, im Gespräch.

 

Herres sagte, er habe bereits vor einiger Zeit den Intendantinnen und Intendanten der ARD angeboten, das Amt ein halbes Jahr vor Vertragsende abzugeben. „In meiner Lebensplanung hatte ich immer die Absicht, noch mit 63 in dieser Funktion aufzuhören. Das käme Ende April 2021 dann gerade noch so hin.“

Im November 2008 war Herres als Nachfolger von Günter Struve Programmdirektor des Ersten Deutschen Fernsehens geworden – in der ARD ein gewichtiger Posten. Zu seinen früheren beruflichen Stationen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zählte der Norddeutsche Rundfunk (NDR), wo Herres unter anderem Fernsehchefredakteur und auch Programmdirektor war.

Digitaler Umbau als Hauptaufgabe

Vielen Zuschauern ist der 63-Jährige auch bekannt als Moderator der Sonntags-Gesprächsreihe „Presseclub“ im Ersten und auf Phoenix, die er im Wechsel mit dem Programmdirektor Information, Fiktion und Unterhaltung beim WDR, Jörg Schönenborn, moderiert. Den „Presseclub“ soll Herres laut ARD weiterhin moderieren. Zudem solle er auch über Ende April 2021 hinaus der ARD noch beratend zur Seite stehen.

Der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant Tom Buhrow betonte, er bedauere die Entscheidung von Herres. „Er hat sich in fast vier Jahrzehnten in vielen Positionen um den öffentlichen-rechtlichen Rundfunk verdient gemacht, jederzeit professionell, zielstrebig und norddeutsch besonnen.“ Über Herres’ Arbeit als Programmdirektor im Ersten sagte Buhrow: „,Seinen’ Sender hat er als Qualitätsprogramm und Informationssender Nummer Eins in Deutschland mitgeprägt und jüngst auch den digitalen Umbau mit der ARD-Mediathek vorangetrieben.“ Der Ausbau der Mediathek ist derzeit ein großes Projekt für die ARD.

Herres betonte weiter zu seinem geplanten Abschied: „Zwölfeinhalb Jahre in einem Amt, das kaum Zeit für anderes lässt, 38 Jahre öffentlich-rechtlicher Rundfunk, davon der Großteil in wechselnden Führungsfunktionen, sind, finde ich, genug. Ich möchte den richtigen Moment zwischen zu früh und zu spät erwischen.“

Beschließen die Intendantinnen gleich die Nachfolge?

Er sei sich sicher, dass die Intendantinnen und Intendanten eine erstklassige Lösung „zeitnah“ beschließen. Tatsächlich fällt Herres’ Rückzugs-Ankündigung zeitlich zusammen mit dem Intendanten-Treffen in Berlin, das am 22. und 23. September in Berlin stattfindet. Laut Informationen des Mediendienstes DWDL.de stehe die Klärung der Nachfolge dort auf der Tagesordnung – Christine Strobl werde die neue Programmdirektorin.

Die 49-jährige Fernsehmanagerin ist seit Sommer 2012 als Geschäftsführerin der ARD-Produktionstochter Degeto zuständig für Programmeinkauf und Produktion, arbeitete zuvor seit 1999 im SWR, dort zuletzt als Fernsehfilmchefin. Die älteste Tochter von Wolfgang Schäuble, die mit dem CDU-Politiker Thomas Strobl verheiratet ist, verantwortete für die ARD etwa das Prestige-Serien-Projekt „Babylon Berlin“, eine Kooperation mit dem Bezahlsender Sky. Die Erfahrung aus dem Senderalltag und ihr überaus erfolgreiches Management der Degeto hätten ihr „den Weg zur neuen Aufgabe geebnet“, heißt es bei DWDL.de.