Im Ersten erinnert „Der Mann hinter Porsche“ an den jüdischen Rennfahrer, Erfinder und Unternehmer Adolf Rosenberger, ohne den es die Autofirma nicht gäbe. Absolut sehenswert auch für Menschen ohne Interesse an schnellen Autos.

Stuttgart - Was braucht ein erfolgreicher Autobauer? Im Dritten Reich auch eine Bescheinigung als „judenreiner Betrieb“. Das wird für die junge Firma des Konstrukteurs Ferdinand Porsche, der die profitable Nähe zu den Nazis sucht, zunächst schwierig: Porsche hat einen jüdischen Teilhaber, Adolf Rosenberger. Aber der bekommt die ganze Niedertracht und Brutalität des Systems zu spüren, unter anderem in KZ-Haft. Er wird Deutschland verlassen, man kann ihn schamlos billig auszahlen.

 

Kein Mann der Zeichenstube

Die im Ersten zu sehende SWR-Reportage „Der Mann hinter Porsche – Adolf Rosenberger“ erinnert an diesen Mann, der keineswegs nur ein kleiner Finanzier war. Anders als der spektakulär charmelose Konstrukteur Ferdinand Porsche saß Rosenberger nicht bloß in der Zeichenstube. Er war selbst erfolgreicher Rennfahrer, dazu einfallsreicher Erfinder und charismatischer Netzwerker.

Rosenberger brachte nicht nur Ideen und Geld in den Betrieb ein. Der Weltkriegsveteran nutzte all seine Verbindungen für Porsche, der anfangs als Dienstleister für etablierte Autobauer arbeitete. Rosenbergers Kontakte als Sportskanone, ehemaliger Jagdflieger und Investor dürften da entscheidend gewesen sein. Allerdings scheint auch Gutgläubigkeit ein Wesenszug von Rosenberger gewesen zu sein. Auf dem Papier hielt er nur einen kleinen Teil der Firma, doch er war derjenige, der im laufenden Betrieb ständig neues Geld zuschoss. Porsche dagegen, der ohne diese Hilfe aufgeschmissen gewesen wäre, genehmigte sich ein dickes Gehalt.

Etwas ist schiefgelaufen

Eberhard Reuß, der Autor von „Der Mann hinter Porsche“, stützt sich auf Dokumente aus dem Besitz der Familie des 1967 in den USA gestorbenen Rosenbergers, die keinen Eingang in Wolfram Pytas Firmengeschichte „Porsche – Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke“ fanden. In Reuß’ Variante stellt sich Porsches Trennung von Rosenberger und das spätere Abwimmeln des einst Unverzichtbaren viel zweifelhafter und unsportlicher dar.

Als Pytas Buch 2017 erschien, machte Reuß in einem Beitrag des Magazins „Report“ aus Baden-Baden bereits auf die Diskrepanz aufmerksam. Der Stuttgarter Historiker kommt auch in der Langfassung zu Wort und erklärt, er habe durchaus nach weiteren Unterlagen suchen lassen und keine erhalten.

Auf Youtube findet man den „Report“-Beitrag noch:

Rosenbergers Cousine Phyllis Esslinger kann sich erinnern, dass eine Mitarbeiterin Pytas Kontakt aufgenommen und nach Material gefragt habe. Man habe ihr gesagt, da sei einiges vorhanden. Anders als angekündigt, habe sich aus Deutschland dann aber niemand mehr gemeldet. Etwas ist da schiefgelaufen – und Reuß’ Film nun eine wichtige Ergänzung der Firmengeschichte.

Ausstrahlung: ARD, 24. Juni 2019, 23.50 Uhr