Der 18-jährige Arianit Ferati gilt als Versprechen auf die Zukunft. Trotz der schnellen Entwicklung des Mittelfeldspielers soll Ferati beim VfB Stuttgart aber behutsam aufgebaut werden.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Noch ist Arianit Ferati eine kleine Nummer. So klitzeklein, dass er bei SportsTotal noch nicht einmal mit einem Bildchen im Portfolio seiner Spieleragentur auftaucht. Was jedoch keinesfalls daran liegt, dass der Fußballer des VfB Stuttgart von den Herren Struth und Hebel nicht wertgeschätzt wird. Im Gegenteil. Die beiden Geschäftsführer, die ganz dick im Geschäft sind, weil sie Toni Kroos, Mario Götze und Marco Reus zu ihren Mandanten zählen, machen das immer so.

 

Es gehört zu den Prinzipien von SportsTotal, dass sie Jugendspieler nicht ins Schaufenster stellen. Und Ferati ist mit seinen 18 Jahren offiziell ja noch ein A-Jugendlicher. Doch inoffiziell wissen so ziemlich alle Experten, die auf den Nachwuchs blicken, dass das 1,68 Meter kleine Mittelfeldtalent zu einem großartigen Fußballer heranwachsen könnte. Das ist auch das Potenzial, das seine Agentur seit knapp einem Jahr pflegt – und die Hoffnung beim VfB.

Ferati gilt als Versprechen auf die Zukunft. Zur Freude der Stuttgarter nimmt der deutsche U-19-Nationalspieler aber schon jetzt Einfluss auf die Gegenwart. Obwohl Feratis Saisonstatistik vor dem Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr) gegen den FC Ingolstadt nur 38 Bundesligaminuten aufweist. Zuletzt wurde Ferati in Hoffenheim eingewechselt, pumpte nach ersten fehlerhaften Aktionen schwer, bereitete jedoch unverdrossen den 2:2-Endstand durch Timo Werner vor. Acht Tage später nutzte der Verein die Vertragsverlängerung mit dem Hochbegabten, um die Stimmung auf der Mitgliederversammlung aufzuhellen.

Talent mit freier Vereinssauswahl

Bis 2020 hat Ferati seinen ersten Profikontrakt unterschrieben. „Man muss heutzutage sehr früh dran sein, um junge Spieler zu binden, auch bei den eigenen“, weiß der Manager Robin Dutt. Denn es herrscht eine rege Abwerbungspraxis zwischen den Bundesligisten mit ihren Nachwuchsleistungszentren. Spieler mit der verheißungsvollen Perspektive eines Ferati haben dabei fast die freie Auswahl zwischen den Clubs. Wobei die fußballerische, schulische und persönliche Entwicklung nur die eine Seite der Argumentationskette bildet, die andere ist der florierende Handel mit den Träumen von der Traumkarriere.

Die Realität hat jedoch schon oft gezeigt, dass Nachwuchskräfte früh verschlissen werden, sie am Erwartungsdruck, der plötzlich auf ihnen lastet, zerbrechen oder sie schlicht die Bodenhaftung verlieren, wenn sie durch anfängliche Erfolge nach oben katapultiert werden. Ferati, der aus Weinstadt kommt, dessen Eltern aus dem Kosovo stammen und dessen Bruder Ali in der U 17 des VfB spielt, gilt diesbezüglich zwar als gänzlich ungefährdet, doch er soll nicht irgendwo hingelobt werden, am allerwenigsten in den Himmel.

Ein Medien-Sprechverbot haben sie ihm deshalb beim VfB erteilt. Aus Fürsorge. Zum einen, um den Jungspund im Team nicht falsch zu positionieren – und zum anderen, um ihn sportlich behutsam aufzubauen und ihn menschlich wachsen zu lassen. „Wenn er ständig gehypt wird, kommt er eventuell in eine Gefühlswelt, die er nicht kontrollieren kann“, sagt Dutt.

Also lässt das Bewegungstalent erst einmal nur seine Füße sprechen – dank seinem Gefühl für das Spiel. „Arianit Ferati verfügt über eine hohe Spielintelligenz“, sagt Dutt, „ebenso über eine gute Ballan- und mitnahme und er bewegt sich gut im Raum.“ Das alles verbindet er mit seinem Tempo, seiner Technik und seinen Tricks zu einer Spielweise, die im Kontrast zu seinem zurückhaltenden Naturell außerhalb des Platzes steht: auffällig frech.

Entwicklung im Zeitraffertempo

Doch der Offensivspieler mit dem kleinen Wendekreis und dem großen Aktionsradius scheut sich auch nicht, ungewohnte Aufgaben zu übernehmen. Armin Veh setzte ihn im Sommer 2014 im Training sowie in einem Testspiel mal als Außenverteidiger ein, weil dort gerade ein Platz offen war. Auch Alexander Zorniger hat das in der Vorbereitungszeit schon getan – und siehe da: Ferati überraschte Ex-Coach Veh mit seiner bissigen Zweikampfführung und überzeugte Cheftrainer Zorniger mit seiner Vielseitigkeit.

„Er hat sich noch schneller entwickelt, als wir gedacht haben“, sagt Dutt über das Eigengewächs, das bereits mit 16 Jahren erstmals Profiatmosphäre schnuppern durfte. Im Wintertrainingslager in Südafrika unter dem Trainer Thomas Schneider und dem Manager Fredi Bobic rückte Ferati vorübergehend in den Kader auf, zu dem er jetzt fest gehört. Wobei der Ausbildungsplan auch noch weitere Auftritte in der zweiten VfB-Elf vorsieht – wenn er oben in der Bundesliga nicht zum Zug kommt. „Da gibt es keine Eitelkeiten, ansonsten würde er mit seiner Mentalität nicht zu uns passen“, sagt Dutt über den Schüler, der noch zur großen Nummer werden soll.