Die Kommunen bieten Bedürftigen in Winter-Notunterkünften warme Schlafplätze an, Tiere sind dort aber nicht willkommen. Warum? Und wohin mit Hund, Katze und Co.?

Filder - Die Tage sind kalt, die Nächte sind kälter. Im November hat die Stadt Stuttgart daher für alle, die kein Dach über dem Kopf haben, wieder die Notunterkünfte geöffnet. Es gibt die drei Winter-Notquartiere an der Hauptstätter (42 Plätze), an der Villa- (30 Plätze) und – wegen Corona neu – an der Hohenheimer Straße (30 Plätze), welche von der Evangelischen Gesellschaft in Kooperation mit dem Caritasverband betrieben werden. Die vierte Unterkunft, die an der Gorch-Fock-Straße in Sillenbuch, wird nur geöffnet, wenn alle anderen Gebäude voll sind.

 

Viele Obdachlose haben jedoch Hunde, und das ist ein Problem. Die Ansage der Stadt Stuttgart ist klar: Menschen ja, Tiere nein. Die Verwaltungssprecherin Anna Sendler gibt mehrere Gründe an. Die Menschen würden in Mehrbettzimmern untergebracht und nutzten Gemeinschaftsküchen und -bäder. „Vor allem im Zusammenhang mit Hunden, aber auch mit Katzen, kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen den Bewohnern und zwischen den Tieren selbst. Zudem gibt es Personen, die ängstlich auf Tiere reagieren oder Allergien haben“ erklärt sie. In der Vergangenheit habe man gewärmte Zwinger bereitgestellt, „diese Angebote wurden selten bis gar nicht genutzt, da die Menschen sich nachts nicht von ihren Tieren trennen konnten und wollten“, teilt Anna Sendler mit.

Ausnahmen würden in der Regel nicht zugelassen

Gleiches gilt in Filderstadt. „Die Haltung von Tieren ist in Obdachlosenunterkünften und dabei insbesondere in Gemeinschaftsunterkünften über die geltende Obdachlosensatzung verboten“, teilt der Ordnungsamtsleiter Jan-Stefan Blessing mit. Ausnahmen würden in der Regel nicht zugelassen – wegen möglicher Probleme mit den Mitbewohnern, aus Gründen der Gleichbehandlung, der Hygiene, wegen des fehlenden Platzes, aber auch, um dem Tier im Sinne einer artgerechten Haltung gerecht zu werden. „Tiere können – auch vorübergehend, bis privater Wohnraum gefunden wurde – privat oder an das Tierheim weitergegeben werden“, stellt er klar.

Ähnliche Information gibt es aus Leinfelden-Echterdingen. In den 19 Notunterkünften im Stadtgebiet sind aktuell um die 100 Personen einquartiert, „wir sind damit so ziemlich am Limit“, sagt Thomas Krämer, der Verwaltungssprecher. Jedem, der einen Schlafplatz brauche, werde Hilfe angeboten, Tiere sind allerdings auch dort unerwünscht. Den Wunsch, den treuen Gefährten mit ins Warme zu nehmen, kann er durchaus nachvollziehen, Ausnahmen könne man in den Zimmern, die oft mit zwei Personen belegt würden, trotzdem nicht machen. Hundehaltern bliebe nur die Unterbringung des Tieres bei Bekannten oder im Tierheim.

Ganz ohne Betreuung bleibe niemand

In der Konsequenz schlafen manche Menschen lieber unter freiem Himmel. Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen haben keine Zahlen, in Stuttgart sind es nach Schätzungen des Sozialamts etwa 100 Personen, die aus diesem oder anderen Gründen auf der Straße nächtigen. Ganz ohne Betreuung bleiben auch sie nicht. Laut Anna Sendler können sie verschiedene Angebote in den Tagesstätten der freien Träger der Wohnungsnotfallhilfe nutzen und bei gesundheitlichen Problemen das Med-Mobil aufsuchen. In eisigen Nächten ist zudem der Kältebus des DRK an den bekannten Schlafplätzen unterwegs. Die Ehrenamtlichen verteilen Tee, warme Kleidung und Schlafsäcke.