„Was wichtig ist.“ Ergreifend hat Musicalstar Kevin Tarte dieses Udo-Jürgens-Lied im Online-Konzert von Art Support Stuttgart gesungen. Corona schärft den Blick für das, was wirklich zählt. Auf Zusammenhalt kommt es jetzt an.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Wann es weitergeht mit Live-Konzerten vor Publikum? In Baden-Württemberg ist dies noch völlig unklar. Im Ampel-System der Landesregierung leuchtet das rote Bremslicht für die Kultur – und damit stehen Künstler im zeitlichen Ablauf jetzt offiziell mit dem ältesten Gewerbe der Welt auf einer Stufe. Denn wie den Bordellen kann die Politik auch den Theaterbühnen nicht sagen, wann sie in der Coronakrise unter Einhaltung welcher strenger Bestimmungen auch immer neustarten dürfen.

 

„Wir kommen stärker zurück!“ Dies sagen viele, die ausgebremst werden und Verständnis dafür haben, dass angesichts der massiven Gesundheitsgefahren das Leben anders ablaufen muss als bisher. Deutliche Kritik übten die Musicalstars Hannes Staffler und Kevin Tarte bei der dritten Folge der Konzertreihe Art Support Stuttgart, die für Künstler in Not sammelt, an den Protesten auf dem Cannstatter Wasen gegen die Corona-Regeln. Dass sich in Stuttgart Verschwörungstheoretiker und Rechtspopulisten zu Demos vereinen und ihr politisches Kapital aus der Krise schlagen wollen, gefällt den beiden Sängern ganz und gar nicht. Sie haben Verständnis für die Einschränkungen und fordern dazu auf, sie einzuhalten, damit eine Rückkehr in ein relativ normales Leben schneller beginnen kann.

Jazz und Swing beim Treffen der beiden Musicalstars

Dass die dritte Ausgabe der Online-Konzerte von Art Support Stuttgart eine besondere war, konnte man bereits optisch erkennen. Boris Ritter, der musikalische Leiter von „Tanz der Vampire“, saß erstmals an einem (gesponserten) Flügel im Lager der Dosoni Veranstaltungstechnik in Remseck. Gastgeber Hannes Staffler, den man vor allem als Rocksänger in der Lederjacke und Jeans kennt, trug einen Anzug. Sein Gast war ebenso herausgeputzt: Musicalstar Kevin Tarte, der vor genau 20 Jahren der erste Graf Krolock in der Stuttgarter Produktion von „Tanz der Vampire“ war, legte einen fulminanten Auftritt hin und sorgte immer wieder für Gänsehautmomente. Im Duett überboten sich Tarte und Staffler gegenseitig in Jazz- und Swingnummern. Es macht ihnen sichtlich Spaß, endlich mal wieder das zu tun, was sie am liebsten tun: Singen und emotional Gas geben! Der Beifall des Publikums waren die Applausdaumen der Zuschauer daheim an Handys und Laptops. Freiluftkonzerte in der Coronazeit gehen so: Man stellt das Smartphone auf den Gartentisch, schließt den Lautsprecher per Bluetooth an und dann wird volle Pulle aufgedreht.

Entschleunigung in der Coronakrise tut ihm gut

„Die ersten zwei Wochen in der Corona-Zwangspause habe ich vor allem geschlafen“, berichtet Tarte. Nach dem Konzertstress ist Entschleunigung ein Genuss. Im Garten seines Lebenspartners Stefan Wolf, des Südwestmetall-Chefs, hat er neue Talente bei sich entdeckt und ist zum „Rosenkavalier“ geworden. Mit Wolf hat er die Stücke für das Streaming-Konzert ausgesucht. Denn irgendwann drängt es einen Künstler zurück auf die Bühne. Bei Art Support Stuttgart ist dies möglich – und noch dazu für einen guten Zweck.

Für das Streaming-Konzert wird kein Eintritt verlangt, aber die Akteure rufen zum Spenden auf. Das Geld geht an Kulturschaffende, die durch das Raster der öffentliche Förderung fallen und noch immer nicht wissen, wann sie wieder ihren Lebensunterhalt verdienen können. Das Konto für Spenden ist bei dem Friedrichsbau Varieté eingerichtet: Volksbank Stuttgart, IBAN: DE35600901000321760000. Betreff: Art Support Stuttgart. Bei YouTube kann man die Konzert sehen (hier der Link) sowie bei Facebook unter Art Support Stuttgart live.