Die Doku-Reihe „Wanderlust“ stellt an fünf Abenden wundervolle Fernwanderpfade in Europa vor. Dabei wandelt der Journalist Bradley Mayhew auf den Spuren von Robert Louis Stevenson. Die Reise führt nach Cornwall, Kreta, Frankreich und an die Saar.

Stuttgart - Im Jahr 1878 war Robert Louis Stevenson in Frankreichs Mitte unterwegs und hinterließ seine Eindrücke in dem Buch „Reise mit dem Esel durch die Cevennen“. Der abenteuerlustige Schotte, der später durch „Die Schatzinsel“ berühmt werden sollte, begründete so das inzwischen recht beliebte Genre „Outdoor-Literatur“. Auf seinen bis heute gut nachvollziehbaren Spuren wanderte nun der britische Reisejournalist Bradley Mayhew.

 

Er wurde auf seinen 220 Kilometern durch eine der am dünnsten besiedelten Gegenden Frankreichs, durch das Tal der jungen Loire, vorbei an den grünen Linsenfeldern von Le Puy bis zu den plötzlich sehr südlich wirkenden Hügelketten jenseits des Mont Lozère, nicht nur streckenweise von dem braven Langohr Macumba und einer französischen Fachfrau begleitet, sondern auch von einem Filmteam. Denn der Stevenson-Weg ist einer von fünf Fernwanderpfaden, die man an den kommenden Abenden jeweils von 19.30 bis 20.15 Uhr in der Reihe „Wanderlust“ auf Arte ins Auge fassen kann.

Die vom SWR und Arte mit Unterstützung der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg produzierte Serie dürfte auf Interesse stoßen, Wandern ist ja schließlich „jung, grün und gesund“ wie es beim Sender lakonisch heißt, und spätestens seit Wellnessurlauber den Jakobsweg stark bevölkern, sehr beliebt. Wobei der Trend zum Weitwandern auf langen, aber ungefährlichen Wegen bei etwas älteren Herrschaften ebenso greift.

Die andere Seite der Ballermann-Insel Mallorca

Ist ja auch eine tolle Sache: eine Gegend zu Fuß entdecken, was naturgemäß sehr viel intensiver ausfällt als im Auto, Bus oder Zug. Land und Leute im Schritttempo kennenlernen, wobei am Wegesrand liegende Natur- oder Kulturdenkmäler keineswegs links liegen gelassen werden. Und dabei auch noch den Körper trainieren, denn Wandern gehört nachweislich zu den schonendsten Sportarten überhaupt.

Und so geht Mayhew, der Spezialist in dieser Angelegenheit ist, für seine Zuschauer heute Abend zunächst den 240 Kilometer langen Cornwall-Küstenpfad, den einst vor allem Schmuggler und Wrackplünderer bevölkerten, und der heute Touristen um die südwestlichste Spitze England führt, wo Hafenstädtchen, ehemalige Zinngruben und Herrenhäuser mit großartigen Gärten zu bewundern sind.

Am Dienstag verschlägt es ihn auf den Saar-Hunsrück-Steig, der erst 2007 angelegt wurde, vom Dreiländereck Frankreich-Saarland-Luxemburg durch den stillen Hunsrück bis nach Idar-Oberstein führt und sich inzwischen einiger Beliebtheit erfreut. Entlang beeindruckender Trockenmauern, die man seit dem 13. Jahrhundert an Mallorcas Nordküste anlegte, und die seit einigen Jahren wieder wertgeschätzt und restauriert werden, führt am Mittwoch sein Weg meist mit Meerblick durch die Serra de Tramuntana, die zum Weltkulturerbe gehört und eine ganz andere Seite der Ballermanninsel repräsentiert. „Tourismus muss Kulturen nicht zerstören, sondern hilft auch manchmal sie zu bewahren“, sagt Mayhew in die Kamera, nachdem er sich mit einem einheimischen Konservator unterhalten hat.

Kreta ist das vorerst letzte Reiseziel

Das trifft auch für die Tour am Donnerstag zu: Der anfangs genannte Stevenson-Weg, an dessen Rändern man in einem Trappistenkloster übernachten, mit Kleinbauern auf „Fermes Auberges“, also Ferienbauernhöfen, Ziegenkäse machen und dem Betreiber einer jahrhundertealten Wassermühle beim Mehlzubereiten zuschauen kann, lebt auf, seit Besucher aus aller Welt ihn entdecken. Längst werden dort Pfade, die nach dem langsamen Aussterben der Sommerweidewirtschaft nicht mehr von Schafen und Ziegen frei gebissen wurden und zuwucherten, für die Fußreisenden freigeschnitten. Die wiederum kurbeln die schwache Wirtschaft der industriefreien bis –armen Zone durch Übernachtung und Verpflegung etwas an. Auf Kreta, dem vorerst letzten Ziel der Reihe, geht es dann am Freitag nicht nur in Tavernen und Pensionen, sondern vor allem auf den Europäischen Fernwanderweg E 4. Er führt durch zahlreiche Schluchten, und endet oft am Strand. Das schaut so schön aus, und wird von Bradley Mayhew so sympathisch präsentiert, dass man sich nicht nur auf die nächsten Ferien, sondern auch auf die Fortsetzung von „Wanderlust“ freut. Im nächsten Jahr soll sie weiter angefacht werden – mit Folgen über Andalusien, den Lechweg und Norwegen.