Mountainbiker wünschen sich ein Netz an legalen Trails durch das Siebenmühlental. Das aber ist nur schwerlich möglich, sagt die Stadtverwaltung. Denn das passt nicht zum Natur- und Artenschutz, der für dieses Tal gilt.

Leinfelden-Echterdingen - Sie ist bis zu fünf Zentimeter lang, ihre Pupillen sind herzförmig, und sie sieht einer Kröte recht ähnlich, heißt es in einem Steckbrief des Naturschutzbundes (Nabu). Weil ihre Unterseite zumindest zur Hälfte gelb gefleckt ist, trägt sie den netten Namen Gelbbauchunke. Das Tier steht auf der roten Liste, ist also streng geschützt. Seit Jahren werden auf der Gemarkung von Leinfelden-Echterdingen Pfützen und Tümpel speziell für diese Unken und andere Amphibien angelegt. Die Kommune hat dafür laut der Bürgermeisterin Eva Noller schon etliche Ökopunkte gewonnen.

 

„Die winzigen Lebensräume sind überall im Wald verteilt“, klärte vor Kurzem Katja Siegmann am Rande eines Gemeinderatsausschusses auf. Sie leitet die Umweltabteilung bei der Stadt. Ein Mountainbiker, der auf kleinen Wegen – sogenannten Trails – quer durch den Wald unterwegs ist, läuft also Gefahr, jene für diese Unke so wichtigen Lebensräume zu stören oder gar zu zerstören.

Stress für den Wald

Aber auch andere Wildtiere wie seltene Vögel würden in ihren Rückzugsräumen aufgescheucht. Der Waldboden werde verdichtet, aus den Fahrspuren könnten Wasserrinnen entstehen, die zur Erosion beitrügen. „Das ist zusätzlicher Stress für unseren Wald“, sagt Bürgermeisterin Eva Noller unserer Zeitung. Der Wald sei bereits durch den Klimawandel und die zunehmende Hitze im Sommer schwer geschädigt. „Die Weißtannen sterben ab“, sagt sie. „Buche und Eiche haben Sonnenbrand.“ Sie sei überzeugt, „dass wir unseren Wald pflegen und schützen müssen“. Das Bedürfnis der Mountainbiker quer durch den Wald zu fahren, kollidiert mit dem Natur- und Artenschutz.

Zur Erinnerung: Wie in Stuttgart haben auch in Leinfelden-Echterdingen Polizei, Stadt und Forstbehörde derzeit die illegal angelegten Strecken im Blick, auf denen Mountainbiker und Downhiller unterwegs sind. Denn eigentlich dürften Radfahrer nach dem Landeswaldgesetz in Baden-Württemberg nur auf Wegen fahren, die mehr als zwei Meter breit sind.

Im Stettener Wald hat die Stadt jüngst die Hindernisse und Rampen zweier Trails, die von Stetten in Richtung Walzenmühle führten, platt gemacht. Die Strecken waren zuvor mit provisorischen Schildern abgesperrt worden. Der Hintergrund: Die Kommune als Grundstückseigentümerin haftet bei Unfällen. Laut ihren Angaben war es im Bereich der Walzenmühle schon häufiger zu Unfällen mit Bikern gekommen.

Eine legale Strecke ist zu wenig, sagen Biker

Die Stadtverwaltung hatte angeboten eine legale Strecke auszuweisen, an deren Bau die Biker hätten selbst mitwirken können. Das Forstamt des Landkreises Esslingen hatte dafür Unterstützung signalisiert. Die Mountainbiker sahen allerdings in einer einzigen legalen Strecke keine Lösung. Sie wünschen sich vielmehr ein mehrere Kilometer umfassendes Netz aus legalen Trails im Siebenmühlental.

Das jedoch ist dort nur schwerlich möglich, wie Katja Siegmann und auch Bürgermeisterin Noller erklären. Die Stadt zeige sich weiter aufgeschlossen, wolle im Gespräch mit den Bikern bleiben, allerdings gebe es im Siebenmühlental – mit seinen geschützten Biotopen, den Natur- und Waldschutzgebieten – nicht so viele Möglichkeiten. „Da muss man schon sehr genau schauen, wo überhaupt eine solche Strecke möglich ist“, sagt Noller.

Laut Noller könne man aber den derzeit wenig genutzte Dirtpark am Leinfelder Randweg wieder ins Leben rufen und gegebenenfalls auch an die Bedürfnisse von Mountainbikern anpassen. Die Stadt wolle sich mit den Nachbarkommunen verständigen – denn auch in Böblingen, Filderstadt und Stuttgart gibt es viele, die nach Schule und Arbeit Abwechslung im Wald suchen. Vielleicht lasse sich so eine Art Netz aus legalen Strecken stricken.