Hartmut Deckert geht mit seiner Hirtenhündin Jana oft am Ortstrand von Kleinaspach spazieren – und ärgert sich dabei regelmäßig über die vielen Plastiktüten, die in der Landschaft herum liegen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Aspach - Hartmut Deckert ist ein Mann, der mitunter aneckt. Der 68-jährige Ruheständler hat früher in Aspach bei den Grünen mitgemischt. Damals galten die Ökopolitiker bei vielen Menschen als Sonderlinge. Lange her. Heute stellen die Grünen mit Winfried Kretschmann den Landesvater, der auch bei CDU-Wählern gut ankommt. Hartmut Deckert indes ist für mache in seinem Wohnort Kleinaspsch nach wie vor ein komischer Kauz.

 

Er hat einen riesigen Rosengarten. Die Zimmer in seinem schmuck renovierten Einfamilienhäuschen, in dem er zusammen mit seiner Gattin wohnt, sind fast ausschließlich mit Antiquitäten möbliert. Er hält einen großen Hirtenhund aus dem Kosovo. Mit seiner Jana geht Deckert täglich mehrmals am Ortsrand Gassi. Und was er dort sieht, das ärgere ihn mordsmäßig, erzählt der ehemalige Porschemitarbeiter an diesem sonnig-warmen Frühlingsnachmittag. Mitunter lägen alle paar Schritte kleine schwarze Plastiksäckchen herum. Gassi-Beutel sagten viele Menschen zu diesem Tüten, die die Gemeinde den Hundebesitzern kostenfrei in einem Spender zur Verfügung stellt. Er selbst verwende diese Beutel nie. Wo seine Jana hinmacht, wenn sie mal muss, das will Deckert nicht verraten. Die Beutel jedenfalls seien „Schwachsinn“, schimpft der Hundehalter und verweist auch auf Umweltschützer.

Hundekot ist weit weniger gefährlich als Plastikmüll“

Und dass die Gemeinde Aspach so eine Vorrichtung, aus der sich die Beutel beliebig oft ziehen lassen, auch noch direkt an einem Bachlauf aufgestellt habe, das sei besonders dämlich. Spielende Kinder hätten ihre wahre Freude daran, die Tütchen zweckentfremdet als Wasserbomben zu verwenden. Den Buben und Mädchen mache er keinen Vorwurf, wohl aber der Gemeindeverwaltung und dem Bürgermeister Hans-Jörg Weinnbrenner.

Der Tütenspender am Bach sei jetzt zwar entfernt worden. Womöglich, weil er protestiert habe, so Deckert. Aber der zweite Spender gleich nebenan bei der Hartwaldhalle sei „nicht besser“. Deckert sagt, er sei „prinzipiell gegen Plastikmüll“, könne deshalb auch die Gassi-Beutel keinesfalls verwenden. In Aspach heißt es immer, die Gemeinde habe kein Geld, aber für „so einen Blödsinn“ werde investiert. Hartmut Deckert behauptet, Hundekot sei für die Umwelt weit weniger gefährlich als der Plastikmüll, der sich nur ganz langsam zersetze und von Tieren gefressen werde.

Nabu: Beutel aus Bioplastik seid keine Alternative

Der Bürgermeister sagt auf Anfrage: „Das Thema Fifitüten sehe ich zwiespältig.“ Grundsätzlich seien die Hundehalter für die Beseitigung der Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge verantwortlich. Mit der Bereitstellung der Hundekotbeutel versuche die Gemeinde, diese zu unterstützen. Es sei allerdings verbürgt, „dass es hier schon tote Kälber von Hundekot gab“. Weinnbrenner weiter: „Von Plastiktüten habe ich das bislang noch nicht gehört.“

Sascha Roth vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Berlin erklärt: Die Plastikbeutel „sollten auf keinen Fall in die freie Natur geworfen werden“, andernfalls gelange das Plastik nämlich in die Nahrungskette. Auch Beutel aus sogenanntem Bioplastik seien keine Alternative, denn deren Ökobilanz sei nicht besser.