Auf einer Tagung in Darmstadt suchen Experten nach Wegen, wie sich Kollisionen von Satelliten mit Trümmerteilen aus früheren Missionen und Zusammenstößen vermeiden lassen.

Darmstadt - Wer ins Auto steigt, schaltet meist sein Navi an. Das Handy ist sowieso immer dabei. Das Leben auf der Erde ist ohne Satelliten nicht mehr vorstellbar. Plötzlich geht aber nichts mehr, das merken auch Piloten, Schiffskapitäne und Lokführer. Grund für das Szenario: Eine Kollision mit Weltraummüll hat den Satelliten zerstört, das Netz ist zusammengebrochen.

 

Wie sich solche Kollisionen am besten vermeiden lassen, erörtern derzeit 300 Experten bei einer internationalen Konferenz im Kontrollzentrum der europäischen Weltraumorganisation Esa in Darmstadt. „Ganz wichtig ist, dass erst einmal kein zusätzlicher Weltraummüll entsteht“, sagte Manuel Metz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vor Beginn des Treffens. Ergebnisse sollen zum Abschluss der Tagung am Donnerstag präsentiert werden. Sie ist die sechste und gilt als größte des Themas.

„Extrem hohe Geschwindigkeit“

Der Müll im All ist gefährlich: „Die Teile haben eine enorme Energie, denn ihre Geschwindigkeit ist extrem hoch“, erklärte am Rande Professor Heiner Klinkrad. Er ist bei der Esa Chef des Büros für Weltraumtrümmer und leitet das Treffen.

Experten schätzen, dass inzwischen über 23 000 Objekte von einer Größe von mehr als zehn Zentimeter die Erde mit einem Tempo von durchschnittlich 25 000 Kilometer pro Stunde umrasen. Die Zahl der Trümmer steigt, zu den Gründen zählen Kollisionen und Explosionen von ausgedientem Material. „Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, wird immer größer“, meinte Ralph Heinrich, Sprecher des Raumfahrtunternehmens Astrium. Auch die internationale Raumfahrtstationen ISS musste immer wieder mal ausweichen.

Schrott per Satellit abschleppen

Durchgreifende Lösungen für die Beseitigung des Weltraummülls drängen also. „Sie sind aber bisher noch Überlegungen“, machte Metz klar. Die Trümmer würden auch nicht alle von alleine etwa durch Verglühen verschwinden, meinte Klinkrad. „Selbst wenn wir unsere Raumfahrt komplett einstellen würden.“

Vorschläge zum Wegbringen von Weltraumschrott hören sich ganz plausibel an. „Aber einfach hochgehen und saubermachen, das geht natürlich nicht wie mit dem Staubsauger“, erklärte Klinkrad. Attraktiv sei allerdings der Vorschlag, Schrott abzuschleppen. Per Satellit würde Müll mit einem Netz einfangen und aus dem Verkehr ziehen. Ziel: „Die Friedhofsbahn“ im All - dort, wo der Müll kein Risiko mehr ist.

Das sei besser als eine Notlösung: Eine Satellit könnte sich am Müll festmachen, dann zum Absturz bringen. „Das wäre aber eine Kamikaze-Lösung“, sagte Klinkrad.