Sie sind eines der größten Rätsel des Universums: Schwarze Löcher. Die mysteriösen kosmischen Objekte sind so dicht, dass nicht einmal das Licht ihnen entkommt. Australische Forscher haben jetzt das bisher größte Massemonster im Universum entdeckt.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Sydney/Stuttgart - Alle zwei Tage verschlingt es etwa die Masse unserer Sonne: Australische Forscher haben das bislang am schnellsten wachsende Schwarze Loch im Universum entdeckt. Dieses sogenannte supermassereiche Schwarze Loch befindet sich mehr als zwölf Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und entspricht knapp zehn Billionen Kilometern. Der nächste Nachbarstern der Sonne in unserer Galaxie ist etwa vier Lichtjahre entfernt.

 

Das Schwarze Loch besaß zum Zeitpunkt der Beobachtung eine geschätzte Masse von 20 Milliarden Sonnen, wie Christian Wolf von der Abteilung für Astronomie und Astrophysik der Australian National University in Canberra erklärte. Alle eine Million Jahre dehne es sich um ein Prozent aus. „Dieses Schwarze Loch wächst so schnell, dass es aufgrund all der Gase, die es jeden Tag einsaugt und die sehr viel Reibung und Hitze verursachen, Tausende Male heller leuchtet als eine gesamte Galaxie“ sagte Wolf.

Superhell und supermassereich

Solch großen und schnell wachsenden Schwarze Löcher sind extrem selten. Das Schwarze Loch wurde vom europäischen Astronomiesatelliten „Gaia“ entdeckt, als dieser kleinste Bewegungen von Himmelskörpern gemessen hatte. Die Entdeckung wurde von der australischen Universität durch Beobachtungen mit einem Teleskop bestätigt.

„Würde dieses Monster im Zentrum unser Milchstraße sitzen, wäre es etwa zehn Mal heller für uns als der Vollmond“, erläuterte Wolf. „Es würde als ein unglaublich heller, stecknadelgroßer Stern erscheinen, der fast alle Sterne am Himmel überstrahlt.“

Die hohe Menge an ausgesandter Röntgenstrahlung würde das Leben auf der Erde vermutlich unmöglich machen. Da supermassereiche Schwarze Löcher leuchten, könne mit ihrer Hilfe die Bildung von Elementen in den frühen Galaxien unseres Universums erforscht werden.

Größte Teilchenbeschleuniger im Weltall

Erst im April waren Forschern des Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn die bislang detailreichsten Beobachtungen eines Materie ausspuckenden Schwarzen Lochs gelungen. Die Untersuchung biete einen einmaligen Einblick in die Entstehung sogenannter Jets, mit denen gigantische Schwarze Löcher einen Teil der Materie zurück ins All schleudern, die in ihren Strudel geraten ist, teilte das Institut mit.

Jets sind die größten Teilchenbeschleuniger des Universums. Es handelt sich dabei um gebündelte Materieausflüsse von kosmischen Objekten wie beispielsweise Schwarzen Löchern.

Orte der Extreme

Schwarze Löcher sind Orte kosmischer Extreme. Die Materie ist in ihnen so stark zusammengepresst, dass nichts ihrer enorm hohen Anziehungskraft entkommt. Die Fluchtgeschwindigkeit liegt im Inneren eines Schwarzen Lochs über der Lichtgeschwindigkeit, daher dringt nicht einmal das Licht selbst nach außen. Schwarze Löcher sind also quasi unsichtbar – wie ihr Name schon sagt.

Wie lassen sich Schwarze Löcher dann beobachten? Zwar sind sie selbst unsichtbar, verraten sich jedoch über die Materie, die sie verschlucken. Wegen der extrem starken Schwerebeschleunigung heizt sich Materie, die in ein Schwarzes Loch fällt, auf Millionen Grad Celsius auf und strahlt dann hell im Röntgenlicht. Dieses charakteristische Leuchten können Röntgenteleskope registrieren.