Der Abendhimmel ist im Dezember leer gefegt von hellen Planeten, dafür zeigen sich einige auffallende Sterne.

Stuttgart - Gegen zehn Uhr abends ist zur Monatsmitte das Wintersechseck bereits vollständig aufgegangen. Das Wintersechseck setzt sich aus den hellen Sternen Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion, Sirius im Großen Hund und Prokyon im Kleinen Hund sowie Pollux in den Zwillingen zusammen. Hinzu kommen noch zwei weitere helle Sterne erster Größenklasse, nämlich Beteigeuze im Orion und Kastor in den Zwillingen. Anfang Dezember muss man noch eine Stunde auf Sirius warten.

 

Kapella, eine gelbe Doppelsonne in 42 Lichtjahren Entfernung, bildet die Spitze des Wintersechsecks. Sie steht jetzt abends steil über unseren Köpfen. Ebenfalls hoch im Südosten strahlt der orangerote Aldebaran, Hauptstern im Stier. Er steht vor einer ganzen Gruppe von Sternen, den Hyaden. Sie werden auch als Regengestirn bezeichnet. Als zweiter Sternhaufen im Stier sind die Plejaden zu nennen. Sie stellen die sieben Töchter des Atlas und der Plejone dar. Rund 400 Lichtjahre trennen uns von den Plejadensternen, von denen nur die hellsten, heißesten und bläulich leuchtenden mit freien Augen zu sehen sind. Im Fernglas sieht man Dutzende funkelnder Lichtpünktchen in den Plejaden, ein beeindruckendes Himmelsobjekt. Ohne optische Hilfsmittel sind nur sechs Sterne zu erkennen. Gute Augen sehen bei exzellenten Sichtbedingungen neun Sterne. Sechs Töchter sind leicht zu erkennen. Die siebente Tochter Asterope ist schüchtern und zeigt sich nur, wenn auch die Eltern dabei sind. Mit 80 Millionen Jahren sind die Plejaden noch relativ jung.

Das Jahr ist länger als 365 Tage

Im Südosten flackert unübersehbar in bläulichweißem Licht Sirius. Er ist der weitaus hellste Stern am Nachthimmel. Mit knapp neun Lichtjahren Entfernung gehört er zu den Nachbarsternen unserer Sonne. Bei den alten Ägyptern hieß er Sothis. Mit seiner Hilfe bestimmten sie einst die Länge eines Sonnenjahres. Dabei stellten sie fest, dass das Sonnenjahr einen Vierteltag länger ist als 365 Tage. Ihnen wurde damit klar, warum die Nilüberflutung alle vier Jahre im Mittel um einen Tag später eintraf. In 1461 Jahren verschob sich der Termin der Nilüberschwemmung durch alle Jahreszeiten. Das alte ägyptische Sonnenjahr hieß deshalb auch Wanderjahr. Der Zeitraum von 1461 Jahren wird als Sothisperiode bezeichnet.

Fast senkrecht über unseren Köpfen sieht man eine Sternenfigur, die aussieht wie der Buchstabe W. Die mittlere Spitze des W deutet ungefähr auf den Polarstern, der die Nordrichtung weist, aber nicht übermäßig hell ist. Der Mythologie nach stellt das Himmels-W die Königin Kassiopeia dar. Tief im Nordosten stößt man auf den Großen Wagen. Er sieht aus wie ein einbeiniger Riese. So nannten ihn auch nordamerikanische Indianerstämme, nämlich Hunrakan. Am Westhimmel steht noch das Herbstviereck, das Pegasusquadrat. Es sieht in der jetzigen Position aus wie eine überdimensionale Vorfahrtstafel.

Mars ist Planet am Morgenhimmel. Im letzten Monatsdrittel wechselt er aus dem Sternbild Jungfrau in das der Waage. Auch Jupiter zeigt sich am Morgenhimmel. Beide Planeten sind über dem Südosthorizont zu erspähen. Während Mars rötlich erscheint, leuchtet der Riesenplanet Jupiter in einem weißen Licht. Auch ist Jupiter zurzeit wesentlich heller als Mars. Er steht gegen sieben Uhr morgens horizontnäher als Mars. Am 14. sieht man die abnehmende Mondsichel zwischen Mars und Jupiter.

Viele Sternschnuppen vom 12. auf den 13. Dezember

Vom 5. bis 15. Dezember machen sich die Sternschnuppen der Geminiden bemerkbar. Sie scheinen dem Sternbild Zwillinge zu entströmen und schießen in alle Richtungen. Ihre größte Aktivität entfalten sie in der Nacht vom 12. auf 13. Dezember, wo stündlich bis zu 120 Meteore, darunter auch recht helle Objekte, zu erwarten sind. Die günstigste Beobachtungszeit sind die Stunden um Mitternacht. Es handelt sich um mittelschnelle Meteore mit Geschwindigkeiten um 35 Kilometer pro Sekunde. Ihren Ursprung verdanken die Geminiden dem Kleinplaneten Phaeton, der ein inzwischen inaktiver Kometenkern ist.

Vom 15. bis 24. Dezember flammen die Ursiden auf. Sie lassen sich als zirkumpolarer Strom die ganze Nacht über beobachten. Ihr Ausstrahlungspunkt liegt im Sternbild Kleiner Bär, lateinisch Ursa Minor genannt. Ihr Maximum erreichen die Ursiden in der Nacht vom 20. auf 21., wobei allerdings lediglich mit zehn Meteoren pro Stunde zu rechnen ist. Die Ursiden sind abgesprengte Trümmer und kleine Splitter des Kometen 8P/Tuttle.

Am 3. Dezember wird um 16.47 Uhr die Vollmondphase erreicht. Da der Mond am nächsten Morgen mit 357 490 Kilometer in Erdnähe kommt, zeigt sich die größte Vollmondscheibe des ganzen Jahres. Der Unterschied zwischen scheinbar kleinstem und größtem Vollmonddurchmesser ist allerdings gering und fällt nur aufmerksamen Beobachtern auf. Die Nacht vom 3. auf 4. ist die längste Vollmondnacht des Jahres, wobei der Mond auch die höchste Position über dem Südpunkt erreicht. Die Nacht vom 21. auf 22. Dezember ist die längste Nacht des Jahres. Sie dauert in Stuttgart 15 Stunden und 45 Minuten.