Irans neuer Außenminister Amirabdollahian muss seine Chefs enttäuschen, um das Ende von Sanktionen gegen sein Land zu erreichen. Dabei steht er zwischen zwei Fronten.

Teheran - Hossein Amirabdollahian ist ein Liebling der iranischen Hardliner – doch wenn er seinem Land aus der Krise helfen will, wird er seinen Chefs in Teheran viel abverlangen müssen. Als Außenminister im Kabinett von Präsident Ebrahim Raisi wird der 57-jährige Amirabdollahian von Anhängern eines kompromisslosen Kurses gegenüber dem Westen unterstützt. Doch der neue Minister weiß, dass sich der Iran in der Atomfrage bewegen muss, um die westlichen Sanktionen abzubauen.

 

Der neue Minister machte sich bei den Hardlinern schon früh einen Namen. 2013 war er der einzige hohe Außenamts-Beamte aus dem Team des erzkonservativen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, der von der damals neuen Reform-Regierung von Hassan Ruhani übernommen wurde. Drei Jahre währte das schwierige Verhältnis zwischen Ruhanis Außenminister Dschawad Sarif und seinem anti-westlichen Kollegen, dann feuerte Sarif Amirabdollahian.

Zuerst muss sich Amirabdollahian um den Atomstreit kümmern

Vor seiner Bestätigung als Minister im iranischen Parlament am Mittwoch arbeitete Amirabdollahian als außenpolitischer Berater von Parlamentspräsident Mohammed Baker Kalibaf. Auf Twitter kündigte der neue Außenminister eine auf die iranische Nachbarschaft und Asien konzentrierte Außenpolitik an. Doch zuerst muss sich Amirabdollahian um den Atomstreit mit dem Westen kümmern.

In den vergangenen Monaten verhandelte der Iran mit den USA unter europäischer Vermittlung in Wien über eine Wiederbelebung des Atomvertrages von 2015, der den Bau einer iranischen Atombombe verhindern soll. Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte den Vertrag aufgekündigt und den Iran mit neuen Sanktionen belegt. In Wien geht es nun darum, wie ein Abbau dieser Sanktionen mit einer Rückkehr des Iran zu den Regeln des Vertrages koordiniert werden kann.

Viel Geduld kann Amirabdollahian nicht erwarten

Amirabdollahian sprach bereits Anfang August mit dem Atomunterhändler der EU, Enrique Mora. Die Unterstützung durch anti-westliche Fraktionen im Iran dürfte den neuen Minister vorerst vor Kritik zu Hause schützen. Doch irgendwann wird es bei den Wiener Gesprächen um konkrete Kompromisse gehen – und es ist offen, wie viel Spielraum der Außenminister haben wird. Raisi hat bereits erklärt, er wolle zwar die Sanktionen vom Tisch haben, sich aber nicht dem „Willen der Ausländer“ unterwerfen.

Viel Geduld seiner Gesprächspartner in Wien kann Amirabdollahian ebenfalls nicht erwarten. Die drei europäischen Mächte bei den Verhandlungen – Deutschland, Frankreich und Großbritannien – forderten vor wenigen Tagen, der Iran solle die erhöhte Uran-Anreicherung sofort einstellen.