Im Schwieberdinger Gemeinderat haben Verwaltung und Räte ihrem Ärger darüber Luft gemacht, wie unzureichend die Deponie-Gemeinden über das heikle Atomschutt-Thema informiert werden.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Schwieberdingen - Gute Kommunikation sieht anders aus: Darüber waren die Verwaltung und Stadträte einig, als es im Schwieberdinger Gemeinderat um die Informationspolitik der Abfallverwertungsgesellschaft des Landkreises (AVL) ging. Der Unmut darüber, dass es keinen Hinweis auf die falschen Daten zum eingelagerten Bauschutt aus dem Abriss der Karlsruher Wiederaufbereitungsanlage gab, hält in der Gemeinde an. Die AVL hatte den betroffenen Kommunen nicht berichtet, dass ein Bericht des Darmstadter Öko-Instituts die Belastungswerte des Atomschutts in der Schwieberdinger Deponie Froschgraben mit denjenigen in der Deponie Burghof in Vaihingen/Enz verwechselt hatte. Bemerkt hatte den Lapsus die Bürgerinitiative „Froschgraben freigemessen“.

 

Müller: „Wir erwarten jetzt Taten“

„Es ist nicht unsere Vorstellung, dass wir unsere Informationen von der Bürgerinitiative und aus der Presse erhalten“, sagt Schwieberdingens Erster Beigeordneter Manfred Müller. „Wir erwarten, dass jetzt Taten folgen. Das haben wir im Gemeinderat klar artikuliert.“ Müller hat dabei den Bauschutt aus dem Atomkraftwerk Neckarwestheim im Blick. Auch dieser soll auf den Deponien in Schwieberdingen und Vaihingen gelagert werden. „Wir haben derzeit keinen Kenntnisstand davon, wann der erste Lkw aus Neckarwestheim zum Froschgraben rollt, aber die AVL hat uns zugesagt, dass wir das rechtzeitig erfahren.“

Die Schwieberdinger sind, wie auch die Vaihinger, gebrannte Kinder: 2015 erfuhren sie erst im Nachhinein, dass jahrelang freigemessener Bauschutt auf ihre Deponie gekarrt worden war. Freigemessen bedeutet laut Definition von Landesumweltministerium und EnBW, dass der Schutt einen Strahlengrenzwert von zehn Mikrosievert im Jahr unterschreitet. Die Schwieberdinger und Vaihinger Werte lägen deutlich darunter, versichert das Öko-Institut. „Die These, dass man die Gemeinden deshalb gar nicht erst informieren muss, unterstützen wir nicht“, kommentiert Manfred Müller. „Aber die Sensibilität des Themas hat offensichtlich nicht jeder auf dem Schirm.“