Eine Stuttgarter Influencerin, die mit ihren Klagen gegen das Schickhardt-Gymnasium für Aufsehen sorgte, gerät bei ihrer Geburtstagsfeier in einen Tumult – und wird festgenommen. Zusammen mit ihrer Mutter. Was ist passiert?

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Was eine 58-Jährige gegenüber der Bildzeitung nach der Geburtstagsfeier ihrer 21-jährigen Tochter berichtet, klingt übel. Ein Mann habe ihrer Tochter am vergangenen Wochenende in einem Club am Kleinen Schlossplatz unters Kleid gefasst und versucht, ihr die Corsage, die zum Outfit gehörte, herunterzureißen. Sie und ihre Tochter hätten dann versucht, den Tatverdächtigen zu verfolgen und die Polizei alarmiert – die dann gegen die zwei Frauen vorgegangen sei, aber nicht den Mann gesucht hätte.

 

Bei den beiden handelt es sich um keine Unbekannten in Stuttgart. Mutter und Tochter sind in den zurückliegenden Jahren mehrfach vor Gericht gezogen. Dabei ging es unter anderem um die Noten der jungen Frau, die am Schickhardt-Gymnasium Abitur gemacht hat und inzwischen studiert. Sie war der Meinung, dass sie bessere Noten verdient gehabt hätte. Der Fall hat für reichlich Wirbel in der Stadt gesorgt. Auch nach den Vorfällen bei der Geburtstagsfeier an diesem Wochenende will die Mutter erneut den juristischen Weg einschlagen. Sie hat einen Anwalt eingeschaltet.

Der Belästigungsvorwurf wird erst später gemeldet

Die Polizei hat den Zwischenfall aus der Nacht zum Sonntag erst am Dienstag öffentlich gemacht. Und in ihrer Version klingt alles ganz anders als das, was die Frau in der Bild-Zeitung behauptet hat. Nach Angaben des Stuttgarter Polizeipräsidiums habe ein Mitarbeiter der Bar gegen 1.50 Uhr Alarm geschlagen, weil ein Handgemenge ausgebrochen sei. An diesem Handgemenge waren laut der Polizei die beiden Frauen beteiligt, die sich im Nachhinein in der Bild-Zeitung über den Einsatz beschwert haben. Allerdings habe das Personal den Notruf gewählt, weil die Frauen aggressiv geworden seien. Die 58-jährige Mutter habe mit einem Stöckelschuh auf einen Türsteher eingeschlagen. Die 21-jährige Tochter habe einen Eiskübel genommen und nach einem Mitarbeiter geworfen. Zudem habe die 58-Jährige einen Polizisten ins Gesicht geschlagen.

In der Version der Mutter klingt dies wiederum völlig anders. Sie schilderte, sie habe sich „reflexartig“ losreißen wollen, weil die Polizei ihrer Meinung nach die falschen Personen festhielt: Sie, ihre Tochter sowie zwei 20 und 27 Jahre alte Bekannte.

Die Gruppe, drei Frauen und der 20 Jahre alte Mann, sei dann zur Polizei gebracht worden. In Handschellen, wie die Mutter sich beschwert. Das bestätigt die Polizeisprecherin Ilona Bonn: „Da sie sich wehrten, wurden sie geschlossen.“ Die Polizei nahm die Personalien auf und hat begonnen zu ermitteln, was in dem Club geschah.

Am Tag drauf erst, so die Polizei, sei die Geschichte von der Belästigung der Tochter zur Sprache gekommen. Ein Rechtsanwalt habe im Namen der Familie angerufen und von dem Übergriff berichtet. Man sei erst am Dienstag mit dem Fall an die Öffentlichkeit gegangen, weil noch Detailinformationen gefehlt hätten. Die Sachbearbeitenden seien erst am Dienstag nach dem Wochenenddienst wieder erreichbar gewesen.

Überprüft würden nun alle Vorwürfe: Die der Mitarbeitenden der Bar gegen die Frauen und ihre Freunde, sowie die der Mutter und der Tochter gegen den unbekannten Mann, der unter das Kleid gegriffen haben soll. Eine Beschwerde der Frauen gegen die Polizeimaßnahmen liege noch nicht vor. „Auch mit den Vorwürfen, die bei einer solchen Beschwerde kommen, befassen wir uns natürlich“, sagt die Polizeisprecherin. Unter anderem beklagte die Mutter, die Handschellen seien ihr zu eng angelegt worden und man habe sie auf den Boden gedrückt, zitiert die Bild.