Gerlingen hat sich in die Riege der Kunsteisbahn-Kommunen eingereiht. Bis zum 6. Januar kann man mit Schlittschuhen auf dem Rathausplatz umherflitzen. Doch das Auftakt-Wochenende wartete mit Wetter-Kapriolen auf. Grund für die Schlittschuhfans, zu Hause zu bleiben?

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Gerlingen - Zeit zum Plaudern ist das, was Heike Bischoff gerade am allerwenigsten hat. Sie steht mit zwei Mitstreitern vor einem Berg zurückgegebener Ausleihschlittschuhe, reinigt die Kufen von übrig gebliebenem sulzigen Eis, impft das Schuh-Innenleben mit Desinfizierspray, versucht die richtigen Größen zueinanderzubekommen und die Paare in die richtige Ordnung zurückzuhängen. Gleichzeitig stehen schon wieder Leute an, die neue Schlittschuhe leihen wollen. „Größe 24?“, meint Bischoff zu einer Mutter, die mit ihrem Junior an der Theke steht. „Sind grade alle weg!“ Die Mutter sieht’s pragmatisch: „23 geht auch.“

 

Dass das Gedränge an der Open-Air-Eislaufbahn auf dem Gerlinger Rathausplatz so groß ist, stresst zwar ein bisschen, freut die Vorsitzende des Stadtmarketingvereins Mein Gerlingen aber auch. Umso mehr, als es das Winterwetter mit den Veranstaltern nicht allzu gut meint bei der Premiere dieses Experiments: Am Freitag regnet es, am Samstag fegt ein Sturm über den Rathausplatz, und auch am Sonntag hat der Regen oft die Oberhand. „Es ist einfach toll, dass trotzdem so viele Leute gekommen sind“, freut sich Bischoff. Denn die Bahn ist gut bevölkert. Vor allem Familien mit kleineren Kindern und Jugendliche lassen sich aufs Eis führen. Und bei der Eisdisco am Samstagabend mit DJ Lars stürzen sich unterschiedlichste Generationen in den Disco-Nebel und die Scheinwerferkegel der farbigen Lichtspiele.

Klinkenputzen war nicht nötig

Zeitweise wird es auf der 300-Quadratmeter-Bahn, die mit der Dimension einer Eislaufhalle zwar nicht mithalten kann, aber dafür mit Lage und Atmosphäre punktet, richtig eng. Eltern müssen einen scharfen Blick auf ihren strauchelnden oder aufs Eis gepurzelten Nachwuchs haben, damit ihnen nicht andere Schlittschuhläufer über die Fingerchen fahren. Helme und Handschuhe sind für die jüngeren Läufer Pflicht. Die fünf Eislaufhilfen in Form kopfüber stehender Seehunde sind dauer-ausgebucht – zum Missfallen mancher Eltern. „Der Verleiher hatte am Wochenende eine Veranstaltung und konnte uns nicht mehr zur Verfügung stellen“, erklärt Heike Bischoff. Nun sollen aber weitere Eislaufhilfen dazukommen.

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Bis zum 6. Januar ist die erste Open-Air-Kunsteisbahn in Gerlingens Geschichte – und die einzige im Landkreis Ludwigsburg – aufgebaut. Damit das alles gestemmt werden kann, helfen viele Menschen aus Gerlinger Vereinen mit. Und das sogar, ohne dass die Organisatoren Klinken putzen mussten. „Die 400 Arbeitsstunden beim Verleih, Ticketverkauf oder der Aufsicht waren innerhalb von zwei Wochen verteilt. Sogar die an den Weihnachtstagen“, berichtet Heike Bischoff. „Wir zahlen zehn Euro pro Stunde. Die Helfer können das Geld behalten, aber auch für ihre Vereinskassen oder für einen guten Zweck spenden.“

Man muss sich zu helfen wissen

Für das Eislauf-Vergnügen hätten auch Umweltaspekte eine Rolle gespielt, ist dem Stadtmarketingverein wichtig zu betonen. Der Strom für das Kälteaggregat werde aus Wasserkraft-Ökostrom betrieben, der nahezu CO2-frei sei. Die Eisbahn selbst gehöre der neuesten Generation an und sei unter Energieeffizienzkriterien hergestellt worden.

Das Ansinnen, zur Innenstadtbelebung beizutragen, geht am Auftakt-Wochenende trotz Wetterwidrigkeiten auf: 1200 Läufer zieht es aufs Eis. Und nicht nur dort tummeln sich die Besucher. Auch am Gastrostand ist gut was los. Mancher kommt einfach zum Schauen und Plauschen bei Glühwein, Punsch, Flammkuchen oder Tiramisú vorbei. Und wem es zu nass wird, der zieht ins Partyzelt neben der Eisbahn um.

Öffnungszeiten:
Unter der Woche ist die Eisbahn von 14 Uhr an geöffnet, freitags bis sonntags ab 11 Uhr. Um 21 Uhr müssen die Gäste vom Eis, samstags um 22 Uhr. An Heiligabend ist von 11 bis 13 Uhr geöffnet, am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag sowie am 1. und 6. Januar zwischen 14 und 18 Uhr. An Silvester können die Eisgleiter von 11 bis 18 Uhr ihre Runden ziehen. Kinder bis zwölf Jahre zahlen zwei Euro, ältere Schüler, Studenten und Azubis drei und Erwachsene fünf Euro.

Weitere Bahnen: Ähnliche temporäre Schlittschuhbahnen gibt es in der Region beispielsweise auf dem Stuttgarter Schlossplatz, beim Fellbacher Weihnachtsmarkt oder in Winnenden. Dort werden Beachvolleyball-Felder des Wunnebads im Winter in einen großen Eispark verwandelt.