Der Bolzplatz unter der Gumpenbachbrücke in Kornwestheim ist auf seine ganz eigene Weise sehenswert. Auch wenn er gewiss kein Vorzeigeplatz in der Stadt ist.

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

Kornwestheim - Irgendwie hat sie ja schon recht. „Kornwestheim hat so schöne Plätze“, sagt die städtische Pressesprecherin Eva Wiedemann, als die Anfrage für die vorliegende Episode der Sommerserie bei ihr eingeht. „Ich verstehe nicht ganz, weshalb Sie sich ausgerechnet diese Ecke ausgesucht haben.“ Der nagelneue Holzgrundplatz mit seinem schicken Brunnen zum Beispiel sei doch einer von diesen wirklich schnieken Orten. An heißen Tagen im Sommer wird er regelmäßig zu einer Art Mini-Stadtstrand: planschende Kinder und deren Eltern, die sich sonnen. Oder da wäre der frisch gestaltete Marktplatz direkt am hochmodernen Kultur- und Kongresszentrum Das K. Auch hier steht ein neu in Szene gesetzter Brunnen, auch hier ist alles zeitgemäß, gepflegt – und sauber.

 

Und dann gibt es eben die andere Seite Kornwestheims. Mit Plätzen, die nicht wirklich als Vorzeigeobjekte der Stadt taugen. Einer davon liegt unter der Gumpenbachbrücke, über die die Bundesstraße 27 führt. Mitten in der Stadt, die Wohngebiete liegen sowohl im Westen als auch im Osten nur wenige Meter entfernt. Aber doch irgendwie weit weg von allem. Es ist der Asphalt-Bolzplatz an der Straße Am Brückle.

Die Spielgeräte sind seit Langem demontiert

Wann der einst gebaut wurde, das weiß niemand mehr so wirklich. Auch nicht Christian Kübler. Er ist der Leiter der Abteilung Stadtplanung beim kommunalen Fachbereich Planen und Bauen. Und er sagt: „Als ich 2000 hier angefangen habe, war er schon da.“ Mit Sicherheit war der Platz bereits Jahre vorher vorhanden. Im September 1987 stimmte der Ausschuss für Umwelt und Technik zu, unter der Brücke planerisch tätig zu werden. Im Jahr zuvor war im nebenliegenden Grünzug ein Spielplatz errichtet worden.

Es ist nicht alleine der Fußballplatz mit seinen netzlosen Toren und nur noch im Ansatz roten Fanggittern. Die Botanik hat die Metallkonstruktionen längst für sich in Beschlag genommen. Es ist mehr. Zum Beispiel die Parkanlage, die das Spielfeld umgibt. Oder das, was von ihr übrig ist. Zugewachsen, die Wege nur noch rudimentär erkennbar. Im dazugehörigen Teich – man weiß vor lauter Schilf und Pflanzenfülle nicht genau, wo er anfängt und aufhört – liegt ein halbversunkener Einkaufswagen. Bis 2007 gab es ein paar Meter weiter noch die Spielgeräte und den Sandkasten. All das ist längst demontiert, einen Spielplatz gibt es nun weiter im Osten.

Schlechteste Brücke im Kreis Ludwigsburg

Was eigentlich wirklich schön wäre: der Aufenthaltsbereich. Ein natürliches Dach aus vollen Baumkronen bietet im Sommer Schatten, Steine und Holzpflöcke dienen als Sitzgelegenheiten. Wenn nicht die großflächig verteilten langen Zigarettenpapiere den Willen zu bleiben erheblich mindern würden. Sie werden zur Herstellung von Joints benutzt. Da klingt es vergleichsweise komisch, wenn Christian Kübler in einem anderen Zusammenhang sagt: „Es ist ja kein Kinderspielplatz, sondern eine Fläche, wo sich Jugendliche treffen sollen.“

Der Blick geht nach oben zur Brücke, vorbei an Graffitimalereien an ihren Pfeilern. Viele Kornwestheimer erinnern sich noch an den Jahresbeginn 2010. Damals platzten von der Unterseite des maroden Bauwerks Betonteile ab und fielen auf den Bolzplatz. Die Stadt musste die Anlage mitsamt des mittlerweile längst abgebauten Skaterparks sperren. Im darauffolgenden Juni wurden Netze an der Unterseite der Brücke aufgehängt. Die Gefahr, von einem Trümmerteil getroffen zu werden, war damit gebannt. Vor knapp einem Jahr ist die Gumpenbachbrücke von der Bundesregierung ganz offiziell zur schlechtesten Brücke im gesamten Landkreis Ludwigsburg gekürt worden.

Brückenerneuerung beginnt im Jahr 2018

Das hat Folgen. Für den Bolzplatz, den Teich, den Park, den Kiffertreffpunkt. Denn die Brücke wird erneuert.

Und sobald die Bauarbeiten im Jahr 2018 beginnen, wird es auch um alles, was darunter liegt, geschehen sein. „Es wird alles zum Baufeld werden“, sagt Christian Kübler. Und dann? „Man muss natürlich sehen, dass nicht mehr allzu viele Leute diese Flächen nutzen“, sagt der Fachbereichseiter. Also gebe es für Platz und Park zwei Möglichkeiten: Man stellt den gepflegten Zustand wieder her und ertüchtigt die Fläche. „Oder man löst sie auf. Da muss man der Realität ins Auge blicken“, betont Christian Kübler.

Eine gestalterische Chance sieht der Stadtplaner für den Bereich rund um den See. Da beim Neubau der Brücke auch neue Auf- und Abfahrten für die Bundesstraße gebaut werden, muss das Regierungspräsidium auch Geld für Ausgleichsflächen bereitstellen. „Den See und das Drumherum könnte man auf diese Art etwas aufpeppen“, sagt Kübler, „angefangen beim Lauf des Gumpenbachs.“ Was letztlich passiert, wird sich im Laufe der kommenden Jahre zeigen. Die Fertigstellung der Brücke ist für das Jahr 2021 angepeilt.