Der Schorndorfer Oberbürgermeister beschreibt, wie der den medialen Wirbel um seine Stadt erlebt hat. Er bekommt vom Gemeinderat Rückendeckung – aber auch punktuelle Kritik.

Schorndorf - Er laufe auf Reserveakku, hat der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer am Donnerstagabend zu Beginn der Gemeinderatssitzung bekannt. In gedämpftem Ton erzählte er von den Vorgängen, die ihn und seinen Stab beschäftigt haben, seit am Sonntagabend Meldungen von Nachrichtenagenturen die Runde machten, tausend Jugendliche mit Migrationshintergrund seien randalierend durch Schorndorf gezogen.

 

Es seien hunderte Interviewanfragen eingegangen, wohl tausende Postings und Tweets im Internet veröffentlicht worden, viele Hasskommentare. Die via Facebook erreichte Zahl von Nutzern gehe in die Millionen. Die Stadt habe sich bemüht, „extrem hässliche Kommentare“ zu löschen, sagte Klopfers Pressesprecherin, Nicole Amolsch. Doch das sei nur bei einem Teil der Fälle möglich gewesen. Auch Stadräte waren angerufen worden, der CDU-Stadtrat Matthias Härter berichtete, man habe ihn „für Merkels Flüchtlingspolitik“ beschimpft.

Zusammenarbeit „ausbaufähig“

Politik sei Kommunikation, und die Polizei nutze die Mittel der Kommunikation, die Zusammenarbeit aber sei „ausbaufähig“, sagte der Oberbürgermeister. Beim nächsten Stadtfest werde Schorndorf unter besonderer Beobachtung stehen. Er könne es sich wohl nicht mehr leisten, wie bisher „in Feierlaune“ über das Fest zu laufen. Klopfer sprach davon, dass er sich beim nächsten Stadtfest sowohl von seinem Stab als auch von den Schowo-Organisatoren jeden Morgen über die Sicherheitslage schriftlich berichten lassen wolle.

Über dieses Thema wird allerdings wohl noch diskutiert werden, denn der Schowo-Organisationschef Jürgen Dobler hat seinerseits vor wenigen Tagen die Lokalzeitung wissen lassen, die Veranstaltungsgemeinschaft wolle bei der nächsten Schowo wieder „Herr im Haus sein“, also das meiste selbst organisieren.

Die Stadträte reagierten unterschiedlich, neben der Kritik an der fremdenfeindliche Hetze stand die Medienberichterstattung im Blickpunkt. Es gehe um Schnelligkeit und nicht darum, verifizierte Nachrichten zu verbreiten, beklagte der SPD-Fraktionschef Thomas Berger. Dem OB sei zu danken, weil dieser sich gegen die Berichte einer „reißerischen Presse“ gestellt habe, lobte Bergers Fraktionskollege Hans-Ulrich Schmid. Der SPD-Stadtrat merkte allerdings auch an, dass in Klopfers erstem Radiointerview am Montagmorgen der Eindruck entstanden sei, dass dieser auf Distanz zur Polizei gehe. Klopfer hatte im Südwestrundfunk gesagt, er verstehe nicht, warum die Beamten den Schlossgarten erst so spät geräumt hätten. Dieses war, wie sich erst später herausstellte, zwischen dem Fachbereich Ordnung des Rathauses und der Polizei so vereinbart worden. „Das ist nicht die erste Pleite dieses Dezernats“, sagte der SPD-Stadtrat, woraufhin der Erste Bürgermeister Edgar Hemmerich die Ordnungsamtschefin Karin Gries in Schutz nahm. Man sei von einer Terror-Lage ausgegangen und gut vorbereitet gewesen.

Untersuchung über die Vorfälle

Die Stadt will nun eine Untersuchung in Auftrag gegeben, in welcher der Verlauf der Vorkommnisse, das Verhalten der Einsatzkräfte und die Medienreaktionen unter die Lupe genommen werden. Im Herbst sollen die Ergebnisse vorgestellt werden, kündigte der OB an. Er selbst gehe jetzt in einen schon länger geplanten Urlaub. Elektronische Post wolle er dort keine lesen.