Statt sich über sprachlichen Anstand zu streiten, sollte man lieber sehen, wo tatsächlicher Rassismus steckt.

Esslingen - Eigentlich ist das Ganze ja sehr lustig. Ein Ex-Kicker bedenkt den anderen mit einem Schmähwort, unabhängig davon vergreift sich dieser tief im sprachlichen Giftschrank. Zuguterletzt wärmt ein dritter Hanswurst ein peinliches Zitat des zweiten auf, das dieser möglicherweise gar nie gesagt hat. Und jetzt wird jeder der drei irgendwo rausgeschmissen. Was lernen wir daraus? Manche Worte sagt man nicht – eben die gute Kinderstube von einst, als die Bengel noch für jedes Sch-Wort eins auf den A- bekamen. Heute gehört es zum guten Ton, regelmäßig das Sch- oder A-Wort fallen zu lassen, um lässig rüberzukommen. Etepetete ist igittigitt. Das F-Wort wiederum empfiehlt sich für zeitgenössische Literatur. Es auszusprechen, kann nach wie vor Ärger machen. Am unaussprechlichsten aber ist ein Wort, das vor nicht allzu langer Zeit noch einen unverdächtigen Platz im Wortschatz hatte: das N-Wort. Dass es unter keinen Umständen genannt werden darf, in der Umgangssprache ausgemerzt und sogar aus historischen Texten getilgt gehört – dafür gibt es nur eine Erklärung: Angst vor einer Lautfolge, der offenbar eine magische Kraft zur Beschwörung alles Bösen zugesprochen wird. Dass das Wort mittlerweile schlicht als diskriminierend empfunden wird, ist ein rationaler Grund, es zu vermeiden. Hysterische Sprachpanik braucht’s dazu nicht. Bei sprachlichen Dingen sollte man die symbolische Kirche im Dorf lassen. Wer jemals versucht hat, einen afrikanischen Freund für zwei Wochen nach Deutschland einzuladen, der weiß, wo der gottverdammte und völlig unsymbolische Rassismus tatsächlich hockt. Da ist das N-Wort ein Sch-dreck dagegen.