Bei der Sanierung der evangelischen Cäcilienkirche in Uhingen haben Fachleute ein Skelett aus einer Grabstätte geborgen. Die Vermutung der Experten: es könnte sich um Dorothea von Berlichingen handeln, die dort zusammen mit einem Kind begraben sein soll.

Uhingen - Bei der Sanierung in der Cäcilienkirche in Uhingen sind Überreste von Vorgängerkirchen sowie eine Gruft zum Vorschein gekommen. Die Kreisarchäologie sichert mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Grabungsfirma Archaeoconnect die Funde.

 

Im Rahmen des 1,2 Millionen teuren Umbaus soll die Kirche unter anderem erstmals eine Bodenplatte bekommen. Damit soll die Feuchtigkeit in der Kirche der Vergangenheit angehören. Der Vergangenheit, die sich durch die Bauarbeiten nun zumindest bis zu einem gewissen Grad offenbart.

Schon die Entfernung des Schutts im Chorbereich zeigt interessante Spuren. „Es könnten jedoch noch mehr Hinweise sein“, sagt Kreisarchäologe Reinhard Rademacher mit Blick auf Arbeiten zu Beginn der 1960er Jahre. Seinerzeit wurde die erneut freigelegte Gruft entdeckt. Ein Zeitzeuge, ein Gemeindeglied, das bereits 1964 Einblick nahm, berichtete von „zwei Leichen“, die man gefunden und dann wieder zugeschüttet hatte. Bei dieser Arbeit sei vermutlich viel zerstört worden, was jetzt wertvolle Hinweise auf die Geschichte der Kirche geben könnte, sagt Rademacher. Das Denkmalschutzgesetz des Landes trat erst rund zehn Jahre später in Kraft.

Die Gruft könnte offenbar aus der Renaissance stammen

Dennoch konnte Rademacher wertvolle Spuren freilegen und sichern. Die erste Überraschung: Die mit Backsteinen gemauerte Gruft zeigte sich gut erhalten und könnte aus der Zeit der Renaissance stammen. Ein erstes Skelett wurde am Mittwoch in Anwesenheit einer Anthropologin geborgen. Die Überreste werden nun einer umfassenden Untersuchung unterzogen. Alters-, Geschlechtsbestimmung, Untersuchung auf Krankheiten, Todesumstände und weitere Merkmale, die Hinweise auf die Identität geben könnten sollen ermittelt werden. Denn es könnte sich um Dorothea von Berlichingen handeln, die dort zusammen mit einem Kind begraben sein soll, sagt der Archäologe mit allergrößter Vorsicht. Definitives könne man erst nach den Untersuchungen sagen, betont er.

Zudem fand sich am Ende des jetzigen Chorbereichs ein massiver Steinunterbau. Vermutlich stand darauf der laut Quellen im Jahr 1466 geweihte Altar. Der Kreisarchäologe vermutet, dass er aufgrund seiner Wuchtigkeit den Eingriff in den sechziger Jahren überlebt hatte. Nun wird er aber weichen müssen, wie auch die Gruft. Denn darauf lässt sich die neue Bodenplatte nicht bauen. Dagegen wird die für ihn größte Überraschung – von der es bislang auch keine Berichte gab – erhalten bleiben: Ein vieleckiger Chor eines Vorgängerbaus, der wohl um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstand. Relativ schnell beschlossen die damaligen Herren der Kirche vom Kloster Adelberg die bis heute gültige Vergrößerung, die bereits 1519 abgeschlossen war – denn in diesem Jahr fand die Altarweihe statt. Diese Chorerweiterung im gotischen Stil gibt bis heute ebenfalls die polygonale Form wieder. An den Überresten aus dem 15. Jahrhundert wurde auch das Mörtelbett des ursprünglichen Fußbodens gefunden. Quadratische Fugen zeigen noch die Lage ehemaliger Fliesen. Gefundene Fliesen passen wie Keramikfunde zur Einschätzung des Zeitalters. Auf weitere Hinweise hoffen Rademacher, seine ehrenamtlichen Helfer von der Kreisarchäologie sowie die Partner des Landesamtes für Denkmalpflege und Archaeoconnect bei der Öffnung des Bodens im Kirchenschiff.

Der Kreisarchäologe bedauert, dass die Funde nicht öffentlich gezeigt werden können

Großes Bedauern über den Zeitpunkt dieser spektakulären Bodenfunde herrscht sowohl bei Kreisarchäologe Rademacher als auch beim Pfarrer der Kirchengemeinde, Martinus Kuhlo. „Ich finde es spannend, ganz viele Gemeindeglieder auch“, sagt der Geistliche. Er erinnert an einen Vortrag anlässlich des Jubiläums im vergangenen Jahr zu dem rund 100 Interessierte gekommen waren. Daher sei es sehr schade, dass „in der Pandemiezeit keine Baustellenführungen möglich sind“, sagt Pfarrer Kuhlo.

Dafür nimmt er die zwei Wochen Verzögerung beim Bau gerne in Kauf, zumal sie nicht die Kosten „verhageln“. Wie in solchen Fällen üblich, untersuchen die Archäologen nur die von den Baumaßnahmen betroffenen Schichten. Das reicht in diesem Fall etwa 50 Zentimeter tief in den Boden. „Wir machen keine Forschungsgrabung“, betont Rademacher. Alles was darunter komme, sei dann für die Nachwelt durch die Bodenplatte geschützt.

Der Kreisarchäologe verspricht einen Vortrag über die Entdeckung der Gruft und der Überreste nach überstandener Corona-Pandemie, denn ihm „blutet das Herz“, dass die Funde nicht öffentlich gezeigt und erklärt werden können.