Forscher der Berliner Humboldt-Universität beobachten seit den 90er Jahren bei Menschen im Alter von 55 bis 60 Jahren ein gesteigertes Interesse an Sex. Besonders bei alleinstehenden Frauen sei die Lust ein immer wichtiger werdendes Thema.

Berlin - Die Bedeutung von Sexualität für Menschen im Alter zwischen 55 und 65 Jahren hat sich laut einer wissenschaftlichen Untersuchung seit Anfang der 90er Jahren erhöht. Das berichtete die Berliner Humboldt-Universität am Freitag unter Verweis auf eine Studie ihrer Forscher. Diese hatten 1992 und 1993 sowie 2012 und 2013 in den Niederlanden jeweils eine im Schnitt 60 Jahre alte Gruppe von mehreren hundert Menschen befragt und dann die Aussagen verglichen.

 

Demnach maßen die 55- bis 65-Jährigen aus der jüngeren Befragung dem Thema Sexualität für sich eine größere Bedeutung zu als die Studienteilnehmer, die Anfang der 90er Jahre und damit 20 Jahre früher ein Alter von um die 60 erreicht hatten. Insbesondere bei alleinstehenden Frauen gab es demnach einen deutlichen Anstieg.

Mehr Interesse an Sex heißt nicht mehr Freude

Zugleich nahm die Freude am Sex bei den Befragten jedoch nicht parallel zu, war also anscheinend von der Frage der Wichtigkeit entkoppelt. Diesen und anderen Phänomenen wollen die Forscher, die ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Sexuality Research and Social Policy“ veröffentlichten, künftig genauer nachgehen.

Eine Erklärung für den gefühlten allgemeinen Bedeutungszuwachs des Themas Sexualität könnte nach Auffassung der Experten darin liegen, dass in den 50er und 60er Jahren geborene Menschen durch gesellschaftliche Bewegungen wie die „sexuelle Revolution“ und den aufkommenden Feminismus beeinflusst wurden. Dies war bei vor dem Zweiten Weltkrieg Geborenen dagegen noch nicht der Fall.