Die Stuttgarter Wilhelma hat am Dienstag ihre Überlegungen für eine kleine Flusspferd-Anlage vor ihrem Haupteingang am Neckar präsentiert. Die Anlage ist als kostenloses Schaufenster des Zoos gedacht.

Stuttgart - Ganz neu ist die Idee, Tiere auch außerhalb der historischen Mauern der Wilhelma zu präsentieren, nicht. Doch mit dem absehbaren Abschuss der Bauarbeiten für die neue Neckarquerung beim Projekt Stuttgart 21 in etwa zwei Jahren gewinnt sie an Aktualität. Zoodirektor Thomas Kölpin und Frank Kirsten vom Büro MKK Architekten in Schwerin zeigten am Dienstag im Technikausschuss des Gemeinderates erste Skizzen für die kleine Anlage.

 

Die Freianlage für die Zwergflusspferde solle ein kostenfreies Schaufenster der Wilhelma sein. Zwei erwachsene und ein Jungtier der bedrohten Art könnten in der Anlage am Neckar gehalten werden, so Kölpin, und damit der Zoo auch wieder am europäischen Erhaltungs-Schutzprogramm mit Nachzucht teilnehmen. Vor 300 000 Jahren, so der Zoodirektor, hätten derartige Tiere in einer Warmzeitphase am Neckar gelebt – neben Waldelefanten.

Zwergflusspferde waren in Stuttgart heimisch

Zwergflusspferde fühlten sich in der Wilhelma bisher offenbar wohl. Das Zwergflusspferd Hannibal wurde 50 Jahre alt. Das Ende 2016 verstorbene Tier sei damit der Rekordhalter in Zoos gewesen.

MKK Architekten hat Erfahrung mit dem Bau von Tiergehegen und ist Kölpin aus seiner Zeit als Direktor in Erfurt bekannt. Dort baute MKK eine Elefantenanlage. Der Vorentwurf des Büros für Stuttgart zeigt ein erdüberdecktes Gebäude mit Stall und Becken, das das zum Neckar hin steil abfallende Ufer ausnutzt. Geplant ist außerdem ein stark begrünter Freibereich mit zwei trennbaren Wasserbecken – in Zeiten der Jungenaufzucht sei die Separierung der Elterntiere nötig, informierte Kölpin. Umgrenzt würde die Anlage von einer Abschrankung die ganz überwiegend aus Glas sein soll.

Die Vertreter der Fraktionen zeigten sich angetan vom Entwurf. „Ich bin begeistert, das ist eine einmalige Chance“, sagte Beate Bulle-Schmid für die CDU. Auch Björn Peterhoff äußerte für die Grünen Zustimmung, regte aber ein Café und einen Grillplatz am Neckarufer an. Das wurde aber weder von der Verwaltung noch von anderen Fraktionen befürwortet. Das Gelände sei insgesamt zu klein, um ein Café aufzunehmen, ein Kiosk und WC genügten, sagte Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne), man wolle auch „keinen Halligalli-Standort“ auf dem städtischen Gelände vor dem Zoo.

Finanzierung steht noch nicht

Kölpin rechnet mit etwa zwei Millionen Euro Baukosten, eine genaue Berechnung steht aber noch aus. Der Wilhelma-Förderverein, der das Projekt ursprünglich initiierte, könne helfen, ansonsten „muss die Finanzierung noch geklärt werden, das müssen wir mit dem Land als Träger der Wilhelma besprechen, vielleicht findet sich auch ein Sponsor“, so Kölpin gegenüber unserer Zeitung. Wichtig für weitere Planungen sei zunächst eine Zusage der Stadt als Grundstückseigentümerin. Die könnte in den nächsten Monaten erfolgen. Im März soll der Wettbewerb zur Gestaltung des Neckarknies entschieden werden. Dabei geht es unter anderem um die mögliche Nachnutzung der alten Bahnbrücke durch die Stadt. Der Bereich vor der Wilhelma wurde im Wettbewerb ausgespart. Die städtischen Planer stellen sich hier eine Grünfläche mit einer Promenade vor und eine Treppenanlage Richtung Wasser, die zum Sitzen am Fluss einlädt und auch zu der flussaufwärts zwischen alter und neuer Neckar-Bahnbrücke verschobenen Anlegestelle des Neckar-Käpt’n führen soll.

Weil die Schleusen künftig für 135 Meter lange Schiffe ausgebaut und bestimmte Radien eingehalten werden müssen, kann die Anlegestelle nicht am gewohnten Platz bleiben. Der Neckar Käpt’n habe Interesse, dennoch temporär an alter Stelle festzumachen, hieß es. Mehrere Fraktionen forderten die Prüfung, denn mancher Flaneur will nicht nur Zwergflusspferde im, sondern auch Schiffe auf dem Wasser sehen.