Die städtische Galerie Esslingen hat mit einer eigens für das Haus entwickelten App in digitale Kunst investiert. Die virtuellen Pflanzen Belle und Aphrodite interagieren zukünftig mit den Besuchern in der Villa Merkel und im Merkelpark.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Bunte Formen ranken sich um Barbara Herold. Um sie herum fliegen röhrenhafte Stäbe, Blätter und zahnbürstenkopfartige Blüten zu einem Gebilde, dazu ertönt ein beinahe ebenso undefinierbarer Soundteppich. Dürfen wir vorstellen: Aphrodite is in the house – genauer gesagt in der Villa Merkel.

 

„Aphrodite ist eine virtuelle Pflanze, die ich für den Lichthof der Villa Merkel konzipiert habe. Mit dem Öffnen der dafür erstellten App Belle-Aphrodite, kann jeder Nutzer die Pflanze individuell im Raum platzieren und erleben“, so Herold.

Villa Merkel hat App in Auftrag gegeben

Die Münchner Medienkünstlerin beschäftigt sich unter anderem mit Augmented Reality (AR) – zu Deutsch mit erweiterter Realität. Darunter versteht man im Allgemeinen die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. „In der Kunst ist AR noch nicht sehr präsent, obwohl es schon recht alt ist,“ so Herold. Die 41-Jährige schätzt an den Möglichkeiten von AR, dass Nutzer Räume übernehmen können und AR beinahe überall anwenden können. „Die Interaktion ist schon eine andere, als etwa mit einem Gemälde. Es ist abstrakt und lebendig zugleich, das ist künstlerisch sehr spannend.“

Die Villa Merkel will mit der neuen App einen zukunftsweisenden Schritt gehen und hat dafür 8000 Euro investiert. „Die Frage ist, wie können Museen und Galerien digital arbeiten? Wir haben Belle-Aphrodite in Auftrag gegeben, um eine neue Version für unseren Skulpturenpark zu präsentieren“, so Anka Wenzel von der Villa Merkel. „Die App entstand im Auftrag für Kunst im Freien.“ Aphrodite ist die Pflanze für das Innere der Galerie. Im Merkelpark kann man hingegen mit Belle interagieren, ebenfalls einer Pflanze, die sich per App virtuell entdecken lässt. In einem Radius von 200 Meter rund um die Villa Merkel herum ist Belle aktiv. „Belle interagiert je nach Schritt- und Bewegungsgeschwindigkeit mit dem Nutzer und nimmt Bezug auf die Stadtarchitektur, sie formt sich zum Ende des dreiminütigen Loops zu einer Rose im Park“, erklärt Herold.

Kein Nutzer erlebt das Gleiche

„Das Tolle daran ist, dass kein Nutzer das Gleiche erlebt, wie ein anderer – weil jeder mit den Möglichkeiten anders umgeht.“ Begehbare interagierende Pflanzen, die sich um einen herum in einer Wolke bewegen, begleitet von darauf zugeschnittenen Soundspuren – die Entwicklung hat rund ein Jahr gedauert. Kurz vor der offiziellen Präsentation hakt es zwar noch an der ein oder anderen Stelle. Doch von Mitte Februar an soll die App kostenlos zur Verfügung stehen. Alles was man dafür braucht ist ein IPhone oder IPad mit dem Betriebssystem iOS 11.0 oder neuer und eine Portion Spielfreude.

Präsentation und Spaziergang

Am Sonntag, 10. Februar, um 15.30 Uhr, präsentiert die Münchner Künstlerin Barbara Herold bei einer Zeremonie in der Villa Merkel und einem Spaziergang die App Belle-Aphrodite, die sie für die Galerie entwickelt hat.

Die Musikerin Kim Twiddle, die für den soundtechnischen Part der App verantwortlich zeichnet, spielt dazu ein Live-DJ-Set.