Beim Stuttgarter Auktionshaus Eppli kommen am Samstag 66 Objekte aus dem Adenauer-Nachlass unter den Hammer. Darunter sind auch zwei italienische Bocciakugeln in einem feinen Lederetui.

Echterdingen - Die Liebe zum Boccia-Spiel entdeckte Konrad Adenauer einst am Comer See. In Cadenabbia hatte der erste deutsche Bundeskanzler viele Jahre lang seinen Urlaub verbracht und dabei sein dortiges Ferienhaus, die Villa La Collina, zu so etwas wie einem zweiten Kanzleramt gemacht. „Das Bocciaspielen gefiel ihm so gut, dass er sich im Garten seines Wohnhauses in Rhöndorf bei Bonn eine Bahn anlegen ließ, die es heute noch gibt“, erzählt René Waldrab, Auktionator im Stuttgarter Auktionshaus Eppli.

 

66 Objekte aus dem Nachlass des jüngsten Sohnes des Kanzlers, Georg Adenauer, waren am Samstagnachmittag in der Eppli-Auktionshalle in Echterdingen, zur Versteigerung gekommen. Darunter zwei italienische Bocciakugeln in einem feinen Lederetui aus dem Jahr 1959, die mit einem Startpreis von 650 Euro aufgerufen wurden. Sven-Georg-Adenauer, Enkel Konrad Adenauers und Landrat des Landkreises Gütersloh, hatte auf Empfehlung das Stuttgarter Auktionshaus mit der Abwicklung des Nachlasses seines Vaters beauftragt.

Unter den 66 Objekten aus dem Haushalt des 1967 verstorbenen CDU-Politikers befand sich neben wertvollen Münzen, Teppichen, Tafelgeschirr aus Silber und Einrichtungsgegenständen auch eine Flasche Portwein aus dem Geburtsjahr des Kanzlers 1876. Die Flasche schenkte, nach Auskunft der Familie, der spanische Diktator Franco Adenauer zu seinem 90. Geburtstag.

Versteigerung ohne Publikum vor Ort

Die mit Spannung erwartete Online-Versteigerung, die in Echterdingen coronabedingt ohne Publikum stattfand, war ursprünglich auf 13 Uhr angekündigt. Tatsächlich fiel der Hammer beim ersten Los mit der Nummer 5000 aber erst rund eine Stunde später. Lange Bietergefechte bei einer zuvor stattfindenden Versteigerung hatte den Zeitplan des Auktionshauses durcheinandergewürfelt.

Das erste zur Versteigerung aufgerufene Objekt sorgte dann aber auch bei der Adenauer-Auktion dafür, dass die Bieter im Internet und an den Telefonen sich einen spannenden Schlagabtausch lieferten. Die mit einem Startpreis von 350 Euro aufgerufene Radierung „Hommage à Konrad Adenauer“ aus einer 200 Exemplare umfassenden Serie des spanischen Malers Salvador Dalí ging für 1200 Euro weg.

Auktionator René Waldrab hatte zuvor die Regeln der Versteigerung noch einmal ausführlich erklärt, weil zu erwarten war, dass auch einige Anfänger mitbieten würden. „Da sind viele zum ersten Mal dabei“, betonte Waldrab schon vorab. Besonders wichtig für die Käufer: Das Aufgeld war bei dieser Auktion bereits im Zuschlagspreis enthalten. Soll heißen: Anders als bei vielen anderen Auktionen üblich, musste hier nur bezahlt werden, was tatsächlich geboten wurde.

Bieterwettkampf um Steinkrug

Die Versteigerung wartete mit einigen Überraschungen in beide Richtungen auf: So kam eine sogenannte Schaumünze von 1620, die der Numismatiker Waldrab schon bei Auktionsstart als „Seltenheit“ angekündigt hatte, nicht über das Mindestgebot von 5500 Euro hinaus. „Mit solchen Schaumünzen, die nur unter Adligen verschenkt wurden, kennt sich kaum jemand aus“, erklärte der Auktionator im Anschluss an die Versteigerung die unerwartete Zurückhaltung der Bieter bei diesem Los. Ganz anders verlief der Bieterstreit bei einem salzglasierten Steinkrug, den das Auktionshaus als „Susannenkrug nach der Art von Engel Kran“ ankündigte.

Der Krug mit einem umlaufenden Fries über die biblische Geschichte der Susanna im Bade trägt eine Beschriftung mit der Jahreszahl 1548. Engel Kran war ein bekannter Töpfer aus dem belgischen Raeren. Die mit 200 Euro Startpreis aufgerufene Losnummer 5012 ging am Ende nach einem heftigen Bieterwettkampf für 9000 Euro weg. Und auch bei zwei aufwändig bemalten Walzenkrügen aus dem 18. Jahrhundert, aus denen man einst Bier getrunken hat, kletterten die Gebote von 400 auf stattliche 7500 Euro. Zwei faustdicke Überraschungen, die die Familie Adenauer freuen dürfte.

Insgesamt erlösten die mit einer Gesamtstartsumme von 23100 Euro aufgerufenen 66 Objekte am Ende rund 60 000 Euro. Einige Stücke erwiesen sich freilich trotz der prominenten Provenienz als Ladenhüter und fanden keinen Käufer. Die beiden Boccia-Kugeln aus dem Besitz des italienbegeisterten Bundeskanzlers gehörten übrigens nicht dazu: Sie fanden für 1700 Euro einen neuen Besitzer.