Unter der Überschrift „Aufenthaltestelle Zukunft“ will die Stadt Stuttgart auf der Fläche am Vaihinger Bahnhof etwas Attraktives für die Menschen im Ort schaffen. Doch das dauert. Umso lauter werden die Forderungen, zumindest für eine Übergangszeit erste Ideen umzusetzen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Über kein Gelände in Stuttgart-Vaihingen ist in den vergangenen Jahren so viel diskutiert worden, und für keines hat es bereits so viele unterschiedliche Ideen gegeben. Die einstige Aurelis-Fläche am Bahnhof war mal ein Parkplatz, sollte dann zum Fernomnibus-Bahnhof (FOB) werden und firmierte danach als „Vaihinger Band“ mit einem geplanten Mix aus Wohnungen, Büros und Grünflächen. Mittlerweile gehört das Gelände der Stadt, die es unter dem neuen Namen „Aufenthaltestelle Zukunft“ entwickeln will. Doch das dauert. Derzeit nutzt die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) die Fläche als Ausweichquartier.

 

Alles hängt von einer Frage ab

Unter der Überschrift „Aufenthaltestelle Zukunft“ haben die Bürger in mehreren Workshops drei mögliche Konzepte erarbeitet. Gemeinsam ist ihnen ein sogenannter Mobility-Hub im Süden, worunter Stadtplaner eine moderne Verkehrsdrehscheibe verstehen. Zudem sind in allen drei Entwürfen eine Sporthalle, Flächen für kulturelle Veranstaltungen und viel Grün mit Sport- und Bewegungsmöglichkeiten vorgesehen. Doch was umsetzbar ist, hängt davon ab, welche Lösung für das Verkehrsproblem im Stadtbezirk gefunden wird. Wird tatsächlich eine Seilbahn zum Eiermann-Campus gebaut oder wird dieses Areal mit einer verlängerten Stadtbahnlinie an das Vaihinger Zentrum angebunden? Dazu sind verschiedene Machbarkeitsstudien in Arbeit.

Da die Ergebnisse und die politische Entscheidung hierzu noch auf sich warten lassen, möchte die SPD im Stuttgarter Gemeinderat nun Pläne für eine Interimsnutzung der Fläche diskutieren. Dies sei auch eine berechtigte Forderung der Menschen vor Ort. „Mit viel Energie beplanen die Bürgerinnen und Bürger aus Vaihingen seit vielen Monaten das ehemalige Aurelis-Areal am Bahnhof Vaihingen. Hier soll zukünftig mehr Lebens- und Aufenthaltsfläche entstehen“, heißt es in einem aktuellen Antrag der Sozialdemokraten. Dass die tatsächliche Umsetzung noch viele Jahre dauern könne, werde vor Ort zu Recht kritisiert.

Zwischennutzung als Chance

Die lange Dauer des Prozesses biete aber auch eine Chance: „Die beschlossene Nutzung für Kultur, Bewegung und Grün kann auf diese Weise bereits jetzt ausprobiert und mit ihr experimentiert werden.“ So würden die Menschen einen Vorgeschmack für die Aufenthaltestelle Zukunft bekommen, schreibt die SPD. Auch die Macher der IBA 27 hätten Interesse an einer temporären Nutzung und einem Experimentierfeld, das bereits 2023 und 2025 als Spot-Light bei den IBA 27-Festivals präsentiert werden könnte.

Auch der Vaihinger Bezirksvorsteher Kai Jehle-Mungenast fordert eine Zwischennutzung. Die Menschen im Ort und auch die Beschäftigten im nahe gelegenen Synergiepark hätten ein großes Interesse an der Fläche und an dem, was dort passiere. Sie würden jedoch langsam aber sicher das Interesse an dem Beteiligungsprozess verlieren. „Wir diskutieren immer wieder die gleichen Fragen. Aber es wird nichts sichtbar oder spürbar“, sagt Jehle-Mungenast.

Beim jüngsten sogenannten Crossover-Treffen der verschiedenen Projektgruppen seien „gefühlt genauso viele Bürger wie Ämtervertreter anwesend“ gewesen. Dies mache das Problem deutlich. Er sei ein Fan von Beteiligungsprozessen, sagt der Bezirksvorsteher. Aber wenn dann nichts umgesetzt werde, bestehe die Gefahr, die Menschen zu enttäuschen, die viel Zeit und Engagement investiert haben. Wichtig ist es dem Bezirksvorsteher zu betonen, dass das mit dem Beteiligungsprozess beauftragte Büro keine Schuld an den Verzögerungen treffe. „Die haben wirklich sehr gekämpft“, sagt Kai Jehle-Mungenast.

Die alte Güterhalle wird abgerissen

„Es ist zentral, dass wir uns jetzt über die Zwischennutzung dieses Geländes gemeinsam mit den Menschen vor Ort Gedanken machen“, schreibt die SPD in ihrem Antrag. Wenn im Herbst die Güterhalle abgerissen werde, die sich derzeit noch auf dem Areal befinde, entstehe noch mehr Freiraum, der genutzt werden könne. Die SPD fordert von der Stadtverwaltung unter anderem einen Bericht über das geplante weitere Vorgehen mit dem Ziel, eine Interimsnutzung zu ermöglichen. Zudem soll sie über den geplanten Abriss der Güterhalle berichten und darstellen, welche Vorkehrungen dabei für eine künftige Interimslösung getroffen werden können. Den Genossen geht es dabei beispielsweise um Strom- und Wasseranschlüsse, die erhalten bleiben können.