Schon seit langem gibt es beim TSV Musberg Ärger um die Ringer. Nun will der Club seinen Doppelweltmeister Frank Stäbler und dessen Kameraden nicht mehr in die Halle lassen.

Musberg - Der seit Jahren schwelende Streit rund um das Ringen im TSV Musberg hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Nachdem sich die aktiven Ringer im vergangenen Jahr unter der Führung von Andreas Stäbler, dem Trainer von Doppel-Weltmeister Frank Stäbler, unter dem Dach des neugegründeten Kraftsportvereins Musberg (KSV) versammelt und die beiden aktiven Teams (Oberliga und Landesklasse) unter diesem Club bei den Verbänden gemeldet hatten, sperrt nun der TSV Musberg die KSV-Ringer aus den städtischen Trainingshallen und auch aus der vereinseigenen Hauberghalle aus. Die Sperre gilt nach einer Gnadenfrist von einer Woche aktuell auch für Frank Stäbler, der die Halle für internationale Lehrgänge und Training nutzt. Wie es danach für ihn weitergeht ist offen.

 

Der KSV könnte laut TSV den Ausschluss beenden, wenn er sich bereit erklärt, am Ende der Saison 2018 den KSV aufzulösen und wieder komplett unter das Dach des TSV zurückzukehren. Darüber will der neue Verein in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende Mai entscheiden. Bis dahin bleiben die Türen trotzdem zu – was eine Entscheidung im Sinne des TSV wohl unmöglich macht, dazu hätte man mit der Aussperrung warten müssen. Ursprünglich wollte der KSV am vergangenen Freitag abstimmen, verschob es aber, um, so der KSV, „die aktiven Ringer miteinzubeziehen.“

Es geht ums Geld

Der Hintergrund des Streits: Zwischen der Ringerabteilung und dem Hauptverein gibt es seit Jahren Streit ums Geld. Die Ringer wollten schon zu Bundesligazeiten über einen Förderverein eigene Sponsorengelder akquirieren und direkt an die Abteilung leiten, der Vorstand des TSV lehnte das kategorisch ab, warf den Ringern zudem unseriöses Finanzgebaren bis hin zu Unregelmäßigkeiten in Fragen der Sozialversicherung vor. Darüber entbrannte ein Streit, der zur Gründung des KSV führte. Der Streit hat schon vor Jahren die sachliche Ebene verlassen und zu einer erbitterten Feindschaft zwischen Joachim Beckmann, dem Vorsitzenden des Vorstands des TSV, und den Leistungssportlern um Andreas und Frank Stäbler (nicht verwandt) geführt. Das Ganze war auch durch eine Mediation durch den ehemaligen Bürgermeister Rainer Häußler nur vorübergehend zu beruhigen. Aktuell trennt die Parteien ein Graben, der nicht tiefer sein könnte.

Als Folge der Entscheidung des Vorstandes des TSV Musberg hat Frank Stäbler von Ende dieser Wochen an nur noch sehr eingeschränkte Möglichkeiten zum Training. Ausgesprochen von dem Verein, für den er seit Jahren nationale und internationale Titel sammelt, mit zwei Weltmeistergürteln on top und den Olympischen Spielen von Tokio vor Augen. Zudem ist die Aussperrung eventuell juristisch fragwürdig, da laut Andreas Stäbler alle KSV-Mitglieder, auch Frank Stäbler, ihre Mitgliedschaft beim TSV behalten haben. Der TSV sperrt also seine eigenen Mitglieder aus. Möglich wird das auch durch die Stadtverwaltung von Leinfelden-Echterdingen, die sich aus dem Streit zwar heraushält, aber in einem anderen wichtigen Punkt eindeutig positioniert. Namentlich Oberbürgermeister Roland Klenk (CDU) hat schon vor einiger Zeit die Devise „alt vor neu“ ausgegeben. Das bedeutet, bei der Belegung von städtischen Hallen haben alte Vereine Vorrang vor neuen. In der Folge droht jetzt den KSV-Ringern Heimatlosigkeit, vorerst weichen sie nach Vaihingen aus.

Eine schnelle Einigung ist nicht in Sichtweite

Eine gütliche Einigung ist nicht in Sicht. Joachim Beckmann erklärt, dass er „Ringen im TSV neu aufbauen will“. Dass er dazu im Moment außer dem Ringerkindergarten und einigen Senioren weder Sportler noch Trainer hat, stört ihn nicht. Eine Lösung könnte nur die Stadt als Hausherrin der Trainingshallen herbeiführen, müsste dazu aber von der Regel „alt vor neu“ abrücken und dem TSV die Hoheit über die Belegung städtischer Hallen entziehen. Im Gemeinderat der Stadt gibt es Stimmen, die dem neuen Verein ein Recht auf Trainingszeiten zugestehen würden, aber auch welche, die sich hinter den ehemaligen Stadtrat Beckmann stellen.

Die Verlierer sind auf jeden Fall die aktiven Musberger Ringer, die seit Jahre in verschiedenen Ligen ambitionierten Sport zeigen, die Zuschauer begeistern, aber im eigenen Verein gegen eine Wand laufen. Inklusive Deutschlands bestem Ringer, Frank Stäbler. Der sieht in Musberg seine sportliche Heimat, hat aber in Joachim Beckmann einen entschlossenen Gegner.