Der Schock saß tief. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat sich das Aus der Jugendfarm in Echterdingen abgezeichnet. Der Grund: Es hatte sich niemand gefunden, der im Vorstand mitmacht. Nun kommt alles anders.

Echterdingen - Das Zusammenleben von Mensch und Tier in den Echterdinger Goldäckern geht weiter: Am Wochenende hat der Verein der Jugendfarm bei seiner Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand gewählt. Barbara Unkrig, Volker Habermaas, Michaela Kraus, Johannes Kraus und David Kress leiten ab sofort den 408 Mitglieder zählenden Verein.

 

Zwischenzeitlich hatte es so ausgesehen, als ob die Jugendfarm vor dem Aus steht, weil sich niemand gefunden hatte, ehrenamtlich die Vorstandsarbeit zu übernehmen. Im neuen Vorstand gibt es keine klassische Aufgabenverteilung. „Wir sind ein Team gleichberechtigter Vorsitzender. Die Aufgabenschwerpunkte werden wir untereinander abstimmen“, sagt Volker Habermaas. Der 61-jährige ehemalige Bankier ist der Senior in der Führungsmannschaft. „Ich habe in der Zeitung gelesen, dass der Verein vor dem Aus steht und habe beschlossen, mich zu engagieren. Es macht mir einfach Freude, hier zu sein“, sagt er.

Professionelle Übergangsphase erleichtert dem neuen Team den Einstieg

Das Schicksal der Jugendfarm hat die Bauleiterin Michaela Kraus und ihren Mann Johannes, ein Diplompädagoge, ebenfalls nicht kalt gelassen. „Wir wollen dafür sorgen, dass das großartige Angebot in der Stadt erhalten bleibt und in Zukunft weiter ausgebaut wird“, sagt Michaela Kraus. Ihr Mann hat bereits Erfahrung in der Jugendarbeit. „Ich bin geschäftsführender Jugendreferent im CVJM Göppingen. Vor eineinhalb Jahren bin ich mit meiner Frau nach Echterdinger gezogen, und ich war geschockt, als ich die Traueranzeige mit dem baldigen Ende des Vereins gelesen habe“, sagt er. „Ich bringe einen zweijährigen Sohn mit und hoffe, dass auch er eine schöne Zeit mit anderen Kindern auf der Jugendfarm verbringen kann. Vor meiner Elternzeit war ich Personalreferentin“, sagt Barbara Unkrig. David Kress ist Diplom-Ingenieur im Automobilbau. Er hat zwei Söhne im Alter von zwei und vier Jahren. Auch er will, dass die beiden von der Pädagogik auf der Jugendfarm profitieren.

„Wir sind dem bisherigen Vorstand sehr dankbar. Er hat seine Arbeit mit sehr viel Herzblut geleistet und die Übergangsphase so professionell gestaltet, dass wir gleich ohne Probleme in die Arbeit einsteigen können“, sagt Volker Habermaas. Vorerst solle es keine großen Änderungen und Neuerungen geben: „Wir müssen uns erst einmal einarbeiten und richtig mit dem Leben auf der Jugendfarm vertraut werden.“ Zehn Jahre lang hatte die Vorsitzende Judith Wolf die Geschicke des Vereins geleitet, jeweils drei bis vier Jahre lang sind ihr als Vorstandskollegen Kim Kemmner, Susann Hahn, Sabine Vogel, Martin Wach und Annette Mezger zur Seite gestanden. Weil Judith Wolf am Samstag vor Rührung die Stimme versagte, fand der Kassier Martin Wach, der die Versammlung leitete, die Abschiedsworte: „Es war eine großartige Zeit mit euch allen. Wegen des neuen Vorstands verlassen wir unsere Aufgabe mit mehr lachenden als weinenden Augen.“

Jugendfarm kooperiert auch mit den Schulen

Im Oktober 2017 hatten Judith Wolf und Martin Wach im Namen des Vorstands eine Karte an die Eltern geschickt, die einer Traueranzeige nachempfunden war und die den schleichenden Tod des Vereins symbolisieren sollte. Der Vorstand wollte sich wegen beruflichen und familiären Herausforderungen nicht mehr erneut wählen lassen. Weil sich keine anderen Kandidaten für die Ehrenämter fanden, drohte dem Jugendfarm-Verein und damit der Jugendfarm, die vor 34 Jahren durch eine Eltern-Initiative gegründet wurde, das Aus. Das war ein Schock für Eltern und Kinder, aber auch für andere, denn der Verein bietet als Mitglied im Stadtjugendring neben der offenen Jugendarbeit viele Kooperationen mit Schulen sowie Schulkind- und Ferienbetreuung an.

Nach der Berichterstattung in unserer Zeitung, nach einer Flyer-Aktion sowie einem Aufruf bei Facebook haben sich Ende November 2017 dann 20 Interessenten gefunden. Außerdem gab es einen Kennenlernabend.

Das neue Geflügelhaus soll dem Fuchs den Appetit verderben

In diesem Jahr muss der Verein etliche Aufgaben schultern. Unter anderem werden am Sandkasten eine Sitzgruppe und zur Straße hin eine Lärmschutzwand gebaut, mit ihren Ponys sind die Kinder und Jugendlichen wieder beim Bürger- und beim Krautfest dabei, die Bogenschießbahn wird erneuert, ein Zaun um das Hüttendorf wird gebaut, die Feuerstelle erhält eine Sitzgelegenheit, und der Reitbereich muss saniert werden. Den wichtigsten Neubau verdankt der Verein jedoch dem Fuchs. Das schlaue Tier hat in der Jugendfarm einen gedeckten Tisch gefunden und das gesamte Geflügel, Hühner, Gänse und Laufenten gefressen. Ende August dieses Jahres wird das neue Geflügelhaus errichtet. Es soll so gebaut sein, dass sich kein noch so schlauer Fuchs Zutritt verschaffen kann. Dann haben die Ponys, Schafe, Ziegen und Hasen auf der Farm wieder gackernde Gesellschaft.

Für Spenden für Bauen und Sanieren, vor allem aber fürs neue Geflügelhaus ist die Jugendfarm sehr dankbar. Spenden an Jugendfarm; Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen; DE 71 6115 0020 0010 8065 00.