Der SWR stellt den Tatort vom Bodensee ein: Eva Mattes wird 2016 zum letzten Mal als Klara Blum in Konstanz ermitteln. Schade drum? Nein, weil die TV-Krimis oft arg langweilig waren.

Stuttgart - Gewiss, es wird Zuschauer geben, die das Ende des Tatorts vom Bodensee mit Bedauern zur Kenntnis nehmen werden. Dank der oft prachtvollen Landschaftsaufnahmen haben die Filme in der ganzen Republik eine große Fangemeinde – dennoch hat der SWR am Dienstag angekündigt, die von Eva Mattes verkörperte Hauptkommissarin Klara Blum nach 14 Dienstjahren in Rente zu schicken.

 

Zwei Filme sind bereits abgedreht und werden im nächsten Jahr ausgestrahlt, zwei weitere werden noch produziert und folgen 2016, doch dann ist Schluss. Die Entscheidung fiel nach Angaben des Senders einvernehmlich zwischen der Redaktion und den beiden Hauptdarstellern. Wie die SWR-Fernsehfilmchefin Martina Zöllner sagt, habe man „verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, den Blum-Tatort weiterzuentwickeln, aber schließlich erschien uns die Entwicklung eines neuen Tatorts einfach richtiger.“

Nähere Angaben werden vom Sender nicht gemacht. Die Einschaltquoten, versichert ein Sprecher, hätten bei der Entscheidung keine Rolle gespielt. Das hätte auch nicht ins Bild gepasst: Der Tatort vom Bodensee hatte zuletzt regelmäßig neun bis zehn Millionen Zuschauer. Damit liegen die Filme zwar weit hinter den Zahlen des Erfolgsduos Thiel und Börne aus Münster, aber das gilt für alle anderen Ermittlerteams auch.

Die gewollte Entschleunigung

Da den Sendern in der Regel die Quote als Qualitätsmaßstab genügt, konnte dem SWR auch das Genörgel der Fernsehkritiker egal sein. Aber wer vom Sonntagabend im Ersten vor allem packende Krimis erwartet, wurde von den Geschichten aus Konstanz meist enttäuscht: Die Umsetzungen waren in der Regel altbacken. Ein Regisseur wie Patrick Winczewski, der bis jetzt vier Filme mit Eva Mattes und Sebastian Bezzel gedreht hat, durfte kürzlich mit seinem Odenthal-Jubiläums-Tatort („Blackout“) beweisen, dass er auch anders kann.

Die Entschleunigung, das lässt sich daran ablesen, war redaktionell gewollt. Andererseits konnten sich Krimifreunde, denen ein Tatort mit Til Schweiger zu nervenaufreibend ist, stets darauf verlassen, dass es in den Bodenseebeiträgen ähnlich beschaulich zuging wie weiland beim Stuttgarter Bienzle. Schon der Auftakt vor zwölf Jahren, „Schlaraffenland“, zeichnete sich dadurch aus, dass erst mal gar nichts passierte. Die besten Szenen gehörten dem Ehepaar Blum, aber die Freude währte nur kurz, denn Herr Blum wurde ermordet.

Ausgerechnet der Film zum zehnjährigen Jubiläum des Bodensee-Tatorts, „Nachtkrapp“ (2010), war besonders betulich. „Schmuggler“ aus demselben Jahr war immerhin witzig, was nicht zuletzt an der Gastrolle von Christoph Nix, dem Intendanten des Konstanzer Theaters, lag. Meist aber boten die Filme allenfalls Durchschnitt – und selbst ein Ausflug ins Allgäu („Bluthochzeit“, 2010) half nicht weiter.

Mitunter gelang ein großer Wurf, etwa mit dem Thriller „Der Polizistinnenmörder“ (2010): das Finale im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet war Hochspannungsfernsehen. Und nicht nur diese Folge profitierte davon, dass der Blum-Partner Kai Perlmann stärker ins Zentrum rückte. In „Der schöne Schein“ (2011), ebenfalls sehenswert, durfte er sich „undercover“ in einer Schönheitsklinik einnisten. Im Rückblick fällt auf, dass die Filme ihr Pulver oft früh verschossen haben: Einziger Knüller von „Die schöne Mona ist tot“ (2013) war die Tatsache, dass sich die Gastdarstellerin Silke Bodenbender mit einem spektakulären Unfall gleich zu Beginn aus der Handlung verabschiedete. Ansonsten gaben sich TV-Größen wohl nicht zuletzt aus finanziellen Gründen nur selten die Ehre.

Sebastian Bezzel hat seine Chance genutzt

Star der Filme war daher Eva Mattes. Die Schauspielerin, die am kommenden Sonntag sechzig Jahre alt wird, betont anlässlich des angekündigten Abschieds, sie möge Klara Blum nach wie vor sehr gerne und sei eng mit ihr verbunden. Es sei aber „an der Zeit, vom Ermitteln Abschied zu nehmen und wieder Neues zu erobern.“

Sebastian Bezzel sagt bloß lapidar: „Sehr schade, aber besser so.“ Der Oberbayer, zu Beginn seines Engagements (2004) praktisch unbekannt, hat seine Chance genutzt, ist längst ein gefragter Schauspieler und war zuletzt in erfolgreichen Kinokomödien wie „Vatertage – Opa über Nacht“ und „Dampfnudelblues“ zu sehen. Beim SWR indes ist derzeit offenbar noch alles offen. Dank des großen zeitlichen Vorlaufs hat der Sender jetzt Zeit, sich über die weitere Entwicklung eines dritten Tatort-Schauplatzes neben Ludwigshafen und Stuttgart Gedanken zu machen.