Nach 50 Jahren gibt der Deutsch-Amerikanische Frauenclub seinen legendären Pfennigbasar auf. Zum letzten Mal wurden die Schecks aus dem Erlös an soziale Projekte übergeben.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Vorbei die Zeiten, in denen rund um die Liederhalle massenhaft Menschen an zwei Tagen im Herbst mit großen, prall gefüllten Taschen das Straßenbild beherrschten. Kiloweise wechselten Second-Hand-Kleidung, Hausrat, Spielzeug und Weihnachtdeko beim Pfennigbasar zur Niedrigstpreisen den Besitzer. Jetzt steht es fest: Den Pfennigbasar wird es in seiner bisherigen Form nicht mehr geben. Schon vor dem 50. Basar des German American Women‘s Club (GAWC) im November 2018 stand die Möglichkeit im Raum, dass es der letzte sein könnte.

 

Ein Jahr lang Denkpause

Nun haben es die beiden Clubpräsidentinnen Christina Kastrup und Tracy Viana bestätigt: Der Wohltätigkeitsmarkt wird eingestellt. Ob er eventuell als kleinerer Flohmarkt weitergeführt wird, ist offen. Es gibt auch Ideen, künftig eine ganz andere Art von Veranstaltung zur Unterstützung sozialer Projekte und des deutsch-amerikanischen Schüleraustausches auf die Beine zu stellen. „Wir überlegen uns gerade neue Konzepte, denn wir wollen auf alle Fälle weiterhin einen Event für wohltätige Zwecke organisieren“, betont Christina Kastrup. „Das verlangt unsere Vereins-Satzung.“

In diesem Jahr wird es erst einmal eine Pause geben, betonen die beiden Präsidentinnen. So war die Feier zum 50. Geburtstag und die Übergabe von insgesamt 40 000 Euro Spendengeld an 28 deutsche und amerikanische Projekte für Kinder und Jugendliche sowie für Behinderte und besonders belastete Familien im Großen Sitzungssaal des Rathauses der Abschied von einer Institution, und dies zu einem Zeitpunkt, in dem die Forderung nach Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnt. „Wir haben mit dem Basar schon immer Upcycling gemacht,“ betont Christina Kastrup.

Unterstützung für soziale Projekte

Gestemmt wurde dies von hunderten ehrenamtlicher Frauen, die unzählige Arbeitsstunden geleistet haben. „Alle, die schon einmal beim Pfennigbasar mitgewirkt haben, sollen aufstehen“, rief Tracy Viana vor der Spendenübergabe in den voll besetzten Saal. Er fasst 350 Sitzplätze – und alle fast ausschließlich weiblichen Gäste standen auf. Darunter waren fünf Aktivistinnen der ersten Stunde: Margret Eifert, Helgard Körtlin, Ursel Lorenz, Ingrid von Puttkammer und Ingrid Weber haben 50 Jahre lang gespendete Sachen sortiert, gesäubert und verkauft. „Es gibt Frauen, die waren schon mit ihren Müttern dabei und jetzt sind es ihre Kinder wieder “, berichtet Ingrid Weber. Bis zu 800 Frauen wirkten bei jedem Bazar mit. Die jungen deutschen und amerikanischen Helferinnen sind jedoch heute rar, denn die Frauen sind meist berufstätig.

Unkosten drücken das Spendenergebnis

Vor allem die gestiegenen Unkosten machen dem GAWC aber zu schaffen. Sie drücken seit Längerem auf den Reinerlös und somit auf das Spendenergebnis. So konnten 2011 noch Schecks in einer Gesamthöhe von 95 000 Euro überreicht werden, 2018 waren es nur noch 22 500 Euro. Der Grund dafür ist unter anderem die Besteuerung, denn der Basar wird wie ein Geschäftsbetrieb veranlagt. Hinzu kommt die reguläre Miete der Liederhalle mit etwa 6000 Euro. Außerdem kann der Club die gespendeten Sachen nicht mehr unentgeltlich bei deutschen Firmen und der US-Army lagern.

Ayse Özbabacan, die in Vertretung von Sozialbürgermeister Werner Wölfle im Rathaus das Grußwort der Stadt überbrachte, lobte die Institution Pfennigbasar als „bürgerschaftliches Engagement in Reinform“ und als Vorbild für Integration.