Der Gemeinderat treibt den Ausbau des O-Bus-Netzes voran. Bis Ende 2023 soll der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen weitere 17 Elektro-Hybrid-Busse kaufen und dann das erste rein elektrische Verkehrsunternehmen Deutschlands sein.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Esslingen stärkt eines seiner Alleinstellungsmerkmale im Land: Als erster von drei Bauabschnitten wird voraussichtlich Anfang 2021 das Oberleitungsnetz für O-Busse in der Pliensauvorstadt ausgebaut. Konkret geht es um den Bereich zwischen der Kreuzung Stuttgarter Straße/Zollbergstraße und dem Kreisverkehr Eberhard-Bauer-Straße/Weilstraße. Der Gemeinderat hat in der letzten Sitzung des Jahres am Montag mit großer Mehrheit den Städtischen Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) beauftragt, die dafür notwendigen Schritte zu unternehmen – und die Planungen für die weiteren Bauabschnitte voranzutreiben.

 

Gleichzeitig hat das Gremium grünes Licht für den Kauf von 17 Elektro-Hybrid-Bussen gegeben. Damit will der SVE alle Buslinien, die er selbst betreibt – das sind rund 63 Prozent aller Linien in Esslingen – mit dieser Technik bedienen. Die Busse sollen aber erst abhängig vom Fortschritt des geplanten Oberleitungsausbaus in den Jahren 2021 bis 2023 beschafft werden.

Zuschüsse vom Bund gibt es auch für neue Busse

Erleichtert hat den Stadträten die millionenschwere Entscheidung die Ankündigung, dass das Projekt wohl vom Bundesverkehrsministerium gefördert wird: Der SVE bekommt für den Ausbau der Oberleitungsinfrastruktur wahrscheinlich 60 Prozent, möglicherweise sogar die gesamten Kosten vom Bund ersetzt. Die Elektro-Hybrid-Busse werden zu 50 Prozent bezuschusst.

Der für den Esslingen ÖPNV zuständige Finanzbürgermeister Ingo Rust nutzte den Tagesordnungspunkt, um auf die großen Anstrengungen der Stadt hinzuweisen, ein drohendes Fahrverbot wegen zu hoher Stickstoffdioxid-Werte abzuwenden. Der Beschluss, das O-Bus-Netz auszubauen, sei „wichtiger denn je und wird durch die Klimadebatte bestätigt“.

Der Ausbau ist nicht unumstritten

Unumstritten war der Ausbau des O-Bus-Netzes nicht. Denn die Freien Wähler und die CDU waren davon überzeugt, dass die Verwaltung aufs falsche Pferd setzt. Man dürfe sich nicht vom O-Bus abhängig machen. In wenigen Jahren, so die Überzeugung der Fraktionen, werde es bei der Entwicklung der Batterien einen Quantensprung geben – und dann habe Esslingen hohe Summen in eine veraltete Technik investiert. Bei der Abstimmung enthielten sich beide Fraktionen der Stimme.

Rust hatte dem entgegengehalten, dass es, anders als prognostiziert, in den vergangenen Jahren keine entscheidende Weiterentwicklung bei der Batterietechnologie gegeben habe – und auch kein entscheidender Durchbruch in Sicht sei. Auf den Tag X zu spekulieren, helfe Esslingen angesichts der schon heute existierenden Schadstoffbelastungen nicht weiter.

15 Prozent mehr Oberleitungen verdreifachen die Leistung

Mithilfe von Hybrid-Oberleitungsbussen, deren Batterien nicht nur während der Fahrt an den Oberleitungen, sondern auch beim Bremsen während der Talfahrten aufgeladen werden, reicht der Ausbau des O-Bus-Netzes um 4,6 Kilometer oder 15 Prozent aus, um die Verdreifachung der elektrischen Fahrten im Stadtgebiet von derzeit 21 auf 63 Prozent zu erreichen. Die Elektro-Hybrid-Busse sollen zwei Millionen Kilometer pro Jahr zurücklegen.

Der weitere Ausbau ist dann voraussichtlich im Jahr 2022 geplant: Dann sollen der nördliche und östliche Altstadtring sowie – in der dritten Ausbaustufe – die untere Mülbergerstraße, Wielandstraße und Rotenackerstraße bis zum Kreisverkehr Kirchackerstraße mit Oberleitungen ausgerüstet werden. „Mit dem Umbau wird der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen das erste rein elektrische Busunternehmen in Deutschland“, hat Ingo Rust schon vor einiger Zeit betont.