Die Grünen schlagen einen Ausbau der Linie U19 über das Mercedes-Museum bis nach Stuttgart-Ost vor. Der Grund: die Aufsiedlung des Neckarparks zu einem Wohn- und Gewerbegebiet.

Bad Cannstatt - Im Juli will der Stuttgarter Gemeinderat den Nahverkehrsentwicklungsplan beschließen. Ein wesentlicher Bestandteil ist natürlich der Bau neuer Stadtbahntrassen oder die Verlängerung bereits bestehender Verbindungen. Denn eines ist klar: Wenn das Ziel, den Individualverkehr drastisch zu reduzieren, erreicht werden soll, muss ein attraktives Ausbauprogramm für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erstellt werden.

 

Was hierbei sinnvoll und bereits in absehbarer Zeit realisierbar erscheint, wird durch einen Zwischenbericht des Verkehrswissenschaftlichen Instituts der Uni Stuttgart über die ÖPNV-Perspektiven in Stuttgart bis 2025 verdeutlicht. In der fast 60 Seiten starken Studie tauchen auch einige Stadtbahn-Projekte auf, die das Neckartal betreffen. Neben einer potenziellen Verlängerung der U 7 von Mönchfeld nach Mühlhausen ist hier vor allem die U 19 gemeint, die seit diesem Jahr zwischen Wasen und Neugereut im Regelbetrieb unterwegs ist und die überlastete U 2 verstärkt.

Eine Verlängerung der U-19-Trasse zum Mercedes-Benz-Museum wird schon seit geraumer Zeit diskutiert und mittlerweile auch von den SSB-Verantwortlichen als realistisch und vor allem rentabel bewertet. Der Grund: die Aufsiedlung des Neckarparks zu einem Wohn- und Gewerbegebiet. Doch nicht nur diese knapp 900 Meter lange Trassen-Verlängerung in Richtung Daimler wird von der Uni mit einen dicken Plus gekennzeichnet, der mögliche Ausbau der Trasse in Richtung Schmiden, was natürlich von der Nachbargemeinde Fellbach begrüßt wird, erhält ebenfalls eine gute Bewertung: „Eine hohe verkehrliche Wirkung bei vergleichsweise überschaubarem Aufwand“, heißt es in dem Zwischenbericht. Die Strecke wäre rund 2,5 Kilometer lang und hätte vier weitere Haltestellen. Ein Ausbau hätte – neben der Stadtbahnanbindung von Schmiden und Oeffingen – zudem den Vorteil, die heute im Berufsverkehr rappelvolle S-Bahn zu entlasten. Was diese Trasse angeht, so haben die Cannstatter Grünen noch einen weiteren Vorschlag: Sie können sich einen Ausbau des süd-westlichen Astes in Richtung Stuttgart-Ost über eine neue Neckarbrücke hinweg durchaus vorstellen. Eine Idee, die mehr als nur Charme hat und mittlerweile auch auf den Schreibtischen der SSB-Planer liegt und geprüft wird. „Eine bereits bestehende Trasse zu verlängern ist immer sinnvoll“, zeigt sich SSB-Chefplaner Volker Christiani durchaus aufgeschlossenen. „Wir lassen den Vorschlag durchrechnen, die Ergebnis liegen jedoch noch nicht vor“, so Christiani.

SSB-Planer Christiani will Vorschläge prüfen lassen

Platzprobleme auf Cannstatter Seite gebe es sicher keine, etwas anders sei das Szenario am gegenüberliegenden Ufer. Der Vorschlag der Grünen endet nämlich auf dem ehemaligen Kohlelager der EnBW. Und was dort einmal städtebaulich passieren wird, steht noch in den Sternen. Ob sich dieser Vorschlag der Öko-Partei im Nahverkehrsentwicklungsplan wiederfinden wird, bleibt genauso abzuwarten, wie ihre zweite Idee. Und die betrifft eine Stadtbahnverbindung über die Reinhold-Maier-Brücke entlang der Gnesener bis zur Augsburger Straße, die schließlich am Ebitzweg in die Trasse der U 13 mündet.

Für Peter Mielert, den Sprecher der Bezirksbeiratsfraktion der Grünen, eine sinnvolle Lösung. „Es würde das heute notwendige und umständliche Umsteigen an der Haltestelle Rosensteinbrücke von der U 14 auf die U 13 umgehen und somit Fahrgästen einen erheblichen Komfort- und Zeitgewinn ermöglichen“, ist er überzeugt. Seit einigen Jahren werde in Bad Cannstatt ein starker Pendler-Verkehrsstrom in den Stoßzeiten von der Neckartal- über die Gnesener zur Augsburger Straße beobachtet. Für diese Verkehrsteilnehmer gebe es kein attraktives Alternativangebot mit öffentlichen Verkehrsmitteln. „Zudem gibt es aus dem Jahr 2011 Vorschläge der SSB für eine ergänzende Linienführung in den Raum Ludwigsburg/Pattonville.“ Denke man jetzt die in den Raum Ludwigsburg untersuchte Verlängerung der Stadtbahn auch in südliche Richtung weiter, komme man zu dem Schluss, dass mit einer Ergänzung über die Achse Gnesener Straße eine direkte umsteigefreie Schienenverbindung entstehen würde.

Die Linie würde an der Kreuzung Neckartal-/Gnesener Straße über die Reinhold-Maier-Brücke unter dem Augsburger Platz hindurch vor der Haltestelle Ebitzweg auf die Trasse der U 13 stoßen. Drei Haltestellen schlägt Mielert vor: Hofener Straße mit Anbindung an Einkaufsmarkt und das Neubaugebiet der ehemaligen Bettfedernfabrik, Gnesener Straße (Haus Clemens von Galen, Umsteigemöglichkeit zur U 2) und Oberer Kurpark mit (Maybach-Schule und Anna-Klinik).

Auch diesen Vorschlag will SSB-Planer Christiani nicht ungeprüft verwerfen. Allerdings gab er schon zu, dass die Realisierung einer neuen Trasse natürlich weitaus schwieriger sei, als eine Verlängerung. „Das Thema steht bei uns deshalb sicher nicht ganz weit oben auf der Agenda.“